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Bayreuth

Warum in vielen Bayreuther Kirchen der Christbaum noch stehen bleibt

Während viele Bayreuther dieser Tage ihren Christbaum aus dem Haus schaffen, bleibt er in vielen Kirchen noch stehen. Das steckt dahinter.

Die Weihnachtszeit hat für viele Bayreuther mit dem Dreikönigstag am 6. Januar geendet. Doch die Kirchen haben eine andere Zeitrechnung – hier bleibt der Christbaum oft noch wochenlang stehen.

Wann endet die Weihnachtszeit in Bayreuths Kirchen?

“Wenn man es streng nimmt, endet die Weihnachtszeit an Lichtmess am 2. Februar”, sagt der evangelische Pfarrer Carsten Brall von der Bayreuther Stadtkirche. “Lichtmess ist 40 Tage nach Weihnachten.” Die Weihnachtszeit folge damit einem Rhythmus, der im Kirchenjahr immer wieder auftauche – beispielsweise dauere auch die österliche Freudenzeit 40 Tage, bis zu Christi Himmelfahrt.

An Mariä Lichtmess am 2. Februar brachten Maria und Josef der biblischen Überlieferung zufolge das Jesuskind nach Jerusalem in den Tempel. Dort erkannten der Prophet Simeon und die Prophetin Hanna das Kind als den Messias. “In einer evangelischen Kirche ist bis 2. Februar Weihnachten”, sagt Pfarrer Brall. Die dominierende Farbe der Liturgie bleibe bis dahin das Weiß.

Der evangelische Pfarrer weiß aber aus eigener Erfahrung, dass es die Bevölkerung je nach Region anders sieht. “Ich war lange in Norddeutschland, da war am 6. Januar Schluss.” In der Bayreuther Region nehme er es häufiger wahr, dass die Weihnachtszeit teils auch außerhalb der evangelischen Kirchen bis zum 2. Februar gefeiert werde. Lesen Sie auch: Pottenstein hat am Dreikönigstag eine spektakuläre Lichterprozession abgehalten.




Hier endet Weihnachten heuer am 8. Januar

Eine andere Sicht auf die Weihnachtszeit hat die katholische Kirche. “Die Weihnachtszeit endet offiziell am Sonntag nach Dreikönig”, sagt der katholische Bayreuther Pfarrer Heinrich Hohl. Dieser Tag heißt im katholischen Kirchenjahr die “Taufe des Herrn”, er erinnert daran, wie sich Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Damit endet die katholische Weihnachtszeit heuer am 8. Januar.

Früher sei aber auch die katholische Weihnachtszeit bis Lichtmess gegangen, so Pfarrer Hohl. “Das ist an sich ein weihnachtliches Fest”, sagt er. Denn das Jesuskind stehe im Zentrum. Zwischen Dreikönig und Lichtmess gibt es in der katholischen Kirche aber bereits Lesungstexte, in denen Jesus als Erwachsener auftritt. Allerdings sei die alte Auffassung aus den katholischen Kirchen noch nicht ganz verschwunden. “In vielen Kirchen bleibt der Christbaum stehen bis zum 2. Februar”, sagt Pfarrer Hohl. “Das wäre ja auch viel zu schade, wenn man ihn schon wieder rausnehmen würde.”

Wie das Ende der Weihnachtszeit mit dem bäuerlichen Leben zusammenhängt

Die Sichtweise, wonach die Weihnachtszeit erst an Lichtmess endet, sei früher stärker verbreitet gewesen, so der oberfränkische Heimatforscher Adrian Roßner. “Lichtmess war in gewisser Hinsicht auch ein Anfangstag des Jahres”, sagt er. Das hing zusammen mit dem Wirtschaftsjahr der Bauern. “An Lichtmess wurden die Verträge für die Knechte und Mägde neu ausgehandelt.”

Bedingt war dies vom Wechsel der Jahreszeiten. “Nach dem 6. Januar hat man langsam wieder mit der Arbeit angefangen, hat zum Beispiel die Sensen gedengelt. Aber richtig arbeiten konnten die Bauern noch nicht, weil es im Januar noch zu kalt war”, sagt Adrian Roßner. “Ab Lichtmess geht es wieder ‘nauswärts’, das Leben verlagert sich wieder nach draußen.” Deswegen hätten die Bauern erst an Lichtmess das eigentliche Arbeitsjahr begonnen – und den Christbaum aus dem Haus geschafft.