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Corona

Corona-Experte vom Klinikum Bayreuth fordert: Tests einschränken, Masken behalten

Die deutsche Politik diskutiert über ein Ende der Corona-Maßnahmen. Der Pandemiebeauftragte des Bayreuther Klinikums bezieht dazu Stellung.

In der Bundespolitik ist ein Streit darüber entbrannt, wann welche Corona-Maßnahmen enden sollen.

Das bt hat beim Facharzt des Bayreuther Klinikums nachgefragt, welche Vorgehensweise er für sinnvoll hält.

Covid „einfach eine weitere Infektionskrankheit“

Der Pandemiebeauftragte des Klinikums Bayreuth ist Dr. Thomas Bollinger, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Auf bt-Anfrage äußert er sich zu der aktuellen Corona-Diskussion: „Letztlich sehen wir kaum noch schwere COVID-19 Verläufe jenseits der stark immunsupprimierten Gruppen“, so Bollinger. „In diesem Punkt stellt COVID-19 inzwischen einfach eine weitere Infektionskrankheit dar, vor der sich und wir gefährdete Patienten schützen müssen.“

Dennoch plädiert er nicht für ein sofortiges Ende aller Maßnahmen. Seine Begründung: die hohe Zahl an Corona-Ausbrüchen in medizinischen Einrichtungen in diesem Monat. „Diese hatten für die meisten Patientinnen und Patienten glücklicherweise medizinisch keine schweren Folgen. Aber sie haben in den Kliniken zu erheblichen Personalausfällen geführt“, sagt der Facharzt. Lesen Sie auch: Die Bayreuther Gesundheitsversorgung ist laut BRK-Kreisverband akut gefährdet.




Arbeitsausfälle ein Problem

Das Problem bei einem Corona-Ausbruch unter dem Personal einer medizinischen Einrichtung sei nicht nur, dass der Staat sie zum Daheimbleiben verpflichtet, so Bollinger. Etwa 80 Prozent des von Corona betroffenen Personals habe tatsächlich Symptome und falle daher mehrere Tage bis Wochen aus. „Hinzu kommen andere Atemwegsinfektionen wie Influenza, RS-Viren und viele mehr, die ebenfalls zu deutlichen Personalausfällen geführt haben.“

Tests einschränken

„Insofern ist meiner Meinung nach derzeit noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, alle Maßnahmen aufzuheben“, sagt Bollinger. Er plädiert für ein schrittweises Vorgehen. Sobald die Ausbrüche in medizinischen Einrichtungen abgenommen haben, sollte man aus Bollingers Sicht die Tests einschränken.

Nach seiner Meinung sollte es dann nur noch verpflichtende Corona-Tests für Personen geben, die Symptome haben. „Es würde dadurch zwar zu mehr Übertragungen kommen“, räumt der Facharzt ein. Aber die jetzige Test-Praxis führe zu „Einschränkungen für die medizinische Versorgung“, die schwerer wiegen würden als das erhöhte Übertragungsrisiko.

Masken vorerst behalten

Zögerlicher gibt sich der Bayreuther Facharzt beim Thema Maskenpflicht. „Jetzt alle Maßnahmen zu beenden, hieße, den Personalmangel unnötig zu eskalieren – nur, um nach drei Jahren Pandemie die Maßnahmen ein paar Wochen früher aufzuheben. Das ist aus meiner Sicht unverhältnismäßig“, sagt er gegenüber dem bt.

Aus seiner Sicht sollte sich Deutschland hier noch gedulden. „Die Maskenpflicht kann man aufheben, wenn auch die Welle der anderen akuten Atemwegsinfektionen abflacht“, so Bollinger. „Aus der Erfahrung heraus ist damit im März zu rechnen.“