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Polizei
„Bayreuth ist eine der sichersten Städte Deutschlands“: Polizeirat äußert sich zur Lage
Der Bayreuther Polizeirat Benjamin Böhm hat im Gespräch mit dem bt erklärt, wieso er Bayreuth für eine der sichersten Städte Deutschlands hält.
Die Bayreuther Polizei muss manchmal Kritik einstecken – wie in einem kürzlich veröffentlichten bt-Kommentar. Die Polizei selbst sieht Bayreuth hingegen als eine sehr sichere Stadt.
Das bt hat mit Polizeirat Benjamin Böhm, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, über die Kriminalität in Bayreuth gesprochen.
Keine Brennpunkte in Bayreuth
Jeden Morgen treffen sich die Polizisten der Inspektion Bayreuth-Stadt, um die aktuelle Lage im Stadtgebiet zu besprechen. Wie Polizeirat Benjamin Böhm im Gespräch mit dem bt erklärt, sorge das dafür, dass die Polizisten die tagesaktuellen Erfordernisse anpacken. Dadurch können laut Böhm kriminelle Brennpunkte in Bayreuth sehr früh erkannt werden – oder entstehen gar nicht erst.
„Ein gewisses Grundrauschen an Straftaten werden wir nie verhindern können“, sagt Böhm. Aber Oberfranken sei eine der sichersten Regionen Deutschlands, und Bayreuth wiederum eine der sichersten Städte der Region. Das führt Polizeirat Böhm zu dem Fazit: „Bayreuth ist eine der sichersten Städte Deutschlands.“
Daran ändere auch der teils schlechte Ruf nichts: „Am Begriff ‚Crystal-Hochburg Bayreuth‘ ist nichts dran“, sagt der Bayreuther Polizeirat. Dass die Polizei hier so oft bei ihren Kontrollen Crystal entdeckt, liege daran, weil sie wegen der Nähe zu Tschechien viele Kontrollen durchführe. „Je mehr wir kontrollieren, desto höher steigen die Zahlen. Aber deswegen steigt nicht die tatsächliche Kriminalität.“
So sicher ist Bayreuth in Zahlen
Für die Bayreuther Polizei spricht die Statistik. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2021. Erhellend ist ein Blick auf die sogenannte „Häufigkeitszahl“. Sie beschreibt, wie viele bekannt gewordene Straftaten auf hunderttausend Einwohner kommen. Die Häufigkeitszahl lag in Bayern im Jahr 2021 bei 4.138 – das heißt, 4.138 Straftaten geschahen pro 100.000 Einwohner. Der bundesweite Durchschnitt lag bei 6.070.
Innerhalb Bayerns sticht Oberfranken heraus, der Bezirk hatte im Jahr 2021 die höchste Aufklärungsquote, sie lag bei 74,1 Prozent. Innerhalb Oberfrankens steht Bayreuth gut dar. Hier gibt es deutlich weniger bekannte Straftaten pro Einwohner als in Hof und Bamberg. Im Jahr 2021 lag die Häufigkeitszahl in Hof bei 7.892, in Bamberg sogar bei 8.026. In Bayreuth hingegen bei 6.165. Von den vier oberfränkischen Oberzentren – Bayreuth, Bamberg, Hof, Coburg – hat nur Coburg eine noch niedrigere Häufigkeitszahl, sie liegt bei 5.458.
Der Blick auf Bayreuth zeigt zudem eine positive Entwicklung. Die Zahl der Kriminalitätsfälle ist von 2020 zu 2021 im Stadtgebiet um 2,4 Prozent gesunken, sie ging zurück von 4.679 Fällen im Jahr 2020 auf 4.565 Fälle im Jahr 2021.
Unterschied zwischen tatsächlicher und gefühlter Sicherheit
Die gute Statistik sieht Böhm als Erfolgsbeweis für die Bayreuther Polizei. „Das ist unsere Stadt, wir sorgen hier für Sicherheit“, sagt er. Doch es gebe leider einen Unterschied zwischen der objektiven und der subjektiven Sicherheit. Bei der objektiven Sicherheit geht es um die Fakten. Aus dieser Sicht sei Bayreuth sehr sicher. Bei der subjektiven Sicherheit geht es um die persönliche Wahrnehmung. Da würde mancher trotzdem Unsicherheit empfinden.
Als Beispiel nennt der Polizeirat den Röhrensee. Dort seien in den vergangenen Jahren kaum Straftaten geschehen, doch mancher fühlt sich trotzdem unsicher, wenn er dort nachts entlanggeht.
„Uns wäre es am liebsten, wenn sich die Bayreuther auch subjektiv sicher fühlen würden“, sagt Böhm. Warum das teils nicht klappt, dafür hat der Polizeirat mehrere Begründungen: Die Gesellschaft würde an sich ein immer stärkeres Sicherheitsbedürfnis verspüren, jegliche Gefahr solle ausgeschlossen werden.
Außerdem würden die permanenten Krisen und die damit verbundenen Schreckensmeldungen die Menschen verunsichern. Böhm zieht das Fazit: „Hier in Bayreuth kann sich jeder sicher fühlen. Aber das sollte nicht in Leichtsinn umschlagen.“
Fahrraddiebstähle bleiben Problem
Wesentlicher Bestandteil der Kriminalitätsbekämpfung sei auch die „städtebauliche Kriminalprävention“, hier wird die Polizei laut Böhm eher beratend tätig. Dazu zählt die Verbesserung der Beleuchtung in bestimmten Ecken der Stadt. Oder auch einfach das Ausschneiden von Bäumen, um so beispielsweise Spielplätze besser einsehbar zu machen.
Besorgniserregende Schwerpunkte bei der Kriminalität in Bayreuth sind laut Böhm kaum erkennbar – nicht in Bezug auf bestimmte Stadtteile, auch nicht in Bezug auf bestimmte Ethnien oder Nationalitäten der Täter. Einen Schwerpunkt gebe es aber doch: „Was bei uns recht häufig passiert, das sind Fahrraddiebstähle“, so Böhm. Auch dagegen gehe die Polizei vor. Mit mehr Beleuchtung und Fahrradgaragen etwa, wie neuerdings am Hauptbahnhof. Oder indem die Polizei darauf hinweise, wie wichtig gute Fahrradschlösser sind.
Wie Polizeirat Böhm gegenüber dem bt erklärt, will die Bayreuther Polizei generell einen möglichst engen Kontakt zur Bevölkerung halten. Das fange mit der Verkehrserziehung der Kinder an. Die Polizei biete gemeinsam mit weiteren Akteuren etwa auch Kino-Specials für Schüler an, bei denen sie Filme zu Themen wie Mobbing oder Drogen zeige. Für die Schulen gebe es Kontaktbeamte, an die sich Lehrer, Schüler und Eltern wenden könnten.
Nachts im Gespräch mit feiernden Jugendlichen
Die Bayreuther Polizei ist laut Böhm auch regelmäßig am Wochenende nachts unterwegs, um Jugendliche anzusprechen, die beispielsweise in der Wilhelminenaue feiern. Die Beamten würden die Jugendlichen unter anderem darauf hinweisen, dass sie sich anständig verhalten und ihren Müll mitnehmen sollen.
Dass Minderjährige dabei zu lange draußen seien, stellen die Beamten laut Böhm eher selten fest. Auch der exzessive Alkoholkonsum unter Jugendlichen sei eher rückläufig. Und nicht alles liege in der polizeilichen Verantwortung: „Es ist auch Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass ein 13-Jähriger nicht nachts um 2 Uhr betrunken in der Wilhelminenaue ist.“
Vorgehen gegen gewalttätige Jugendgruppen
Ein Beispiel für gelungene Jugendarbeit habe sich 2021 zugetragen, erzählt der Polizeirat. Damals gingen bei der Bayreuther Polizei vier Körperverletzungsdelikte ein, alle vier sollten aus Jugendgruppen heraus begangen worden sein. „Wir haben gesagt: Damit sich da gar nicht erst was entwickelt, machen wir Kontrollen in der Innenstadt, sprechen die Jugendlichen an.“ Die Polizisten konnten laut Böhm die Tatverdächtigen ermitteln und das Problem im Keim ersticken.
Eltern sollten WhatsApp-Verhalten der Kinder im Blick behalten
Ein Problem seien allerdings gerade die vielen Betrugsversuche, die vor allem ältere Bayreuther über das Telefon erreichen. Die Bayreuther Polizei versuche, so weit wie möglich vorzubeugen. Das Social Media-Team der Polizei würde beispielsweise durch Beiträge auf Facebook die Jugendlichen adressieren, damit die ihre Großeltern vorwarnen.
Doch die digitalen Medien sind laut Böhm auch eine Bedrohung für die junge Generation. In WhatsApp-Gruppen von Fünftklässlern würden teils jugendgefährdende Inhalte geteilt. Hier hofft der Polizeirat, dass die Eltern einen stärkeren Blick darauf werfen
Gegen Cannabis-Legalisierung
Sorge bereitet Böhm der Plan der Bundesregierung, Cannabis zu legalisieren. „Das widerspricht unserer Präventionsarbeit.“ Schon alleine dadurch, dass Politiker über eine Legalisierung diskutieren, entstehe bei jungen Menschen der Eindruck, dass Cannabis ja so schlimm nicht sein könne.
Dabei kennt die Bayreuther Polizei die Gefahren, so Böhm. Die Droge könne gerade bei Heranwachsenden zu schweren Schäden führen, manche würden Schizophrenien entwickeln, Stimmen hören. Im besten Fall lasse sich eine solche Folge des Cannabis-Konsums mit Medikamenten behandeln, im schlimmsten Fall führe es die Betroffenen in die geschlossene Psychiatrie oder gar in den Suizid. “Ich bin natürlich kein Mediziner“, sagt Böhm, „aber das ist die Erfahrung vieler Polizistinnen und Polizisten. Natürlich wird nicht jeder Cannabis-Konsument zwangsläufig später härtere Drogen konsumieren. Aber wohl jeder Konsument harter Drogen hat mit Cannabis angefangen.“
Der Polizeirat hofft, dass die Eltern ihre Kinder ausreichend vor Drogen warnen. Denn die Polizei alleine könne nicht alle Probleme lösen. „Wir sind nur ein Baustein“, sagt Böhm. „Die Eltern, Gleichaltrige, die Schule und das soziale Umfeld spielen bei der Prävention eine größere Rolle.“