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Energie

Stadtbad ist vom Tisch: Stadtwerke Bayreuth stellen alternative Standorte für Heizkraftwerk vor

Unter dem großen Motto der Wärmewende wollen die Stadtwerke Bayreuth ein neues Heizkraftwerk in Bayreuth errichten. Das Grundstück des Stadtbads kommt nun nicht mehr infrage.

Das Bayreuther Stadtbad ist gerettet – der Stadtrat hat den Plänen der Stadtwerke, auf dem Grundstück ein Heizkraftwerk zu errichten und so gleichzeitig das wirtschaftliche Defizit auszumerzen, für das das Bad jährlich sorgt, eine Absage erteilt. Doch halt. Da bleibt noch das Problem der Wärmewende, um das es eigentlich geht.

Gerade in Deutschlands Innenstädten muss die Fernwärme mit der Zeit grüner werden – umweltfreundlicher. Teilweise wird in dem Heizwerk in der Kolpingstraße schon Biogas verwendet, aber eben nur 20 Prozent. Bereits seit 2012 ist bei den Stadtwerken die Wärmewende Thema, wie Geschäftsführer Jürgen Bayer auf einem Medientermin am Mittwoch, 5. Oktober 2022, mitteilt.

Wärmewende in Bayreuth

Das Stadtbad-Grundstück ist tabu, so wurde es letzte Woche im Stadtrat beschlossen. Und bereits im Juni dieses Jahres wurde das Unternehmen von seinem Aufsichtsrat beauftragt, sich alternative Standorte zu suchen. Diese Analysen wurden durchgeführt und jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt, in erster Linie von Geschäftsführer Bayer und Andreas Waibel, dem Leiter für Contracting, Wärme und Erzeugung bei den Stadtwerken. Auch die Politiker schlugen Alternativen vor.

“Die Stadt ist natürlich interessiert, dass die Wärmewende kommt und auf diese Form der Energie zurückgreift. Das Stadtbad wäre von der Fläche und der Umsetzbarkeit her die erste Option gewesen. Sicher reißt kein Bürgermeister gerne ein Stadtbad ab, aber für mich ist natürlich schade, dass der Stadtrat abgestimmt hat, bevor man sich die Alternativen angeschaut hat”, schickt Thomas Ebersberger, der bei dem Termin als Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ebenfalls vor Ort war, vorweg.

Alternativen zum Stadtbad

Neben dem Stadtbad, welches die eigentlich beste Möglichkeit gewesen wäre, aufgrund seiner Nähe zum bereits bestehenden Heizwerk und der größten nutzbaren Fläche, wurden sechs weitere Standorte auf diverse Kriterien geprüft. Der Flächenbedarf liegt bei 2.000 Quadratmetern, zum Einsatz kommen sollen ein Biomassekessel und Wärmepumpen, die für eine Leistung von rund 15 Megawatt sorgen. Lesen Sie auch: Im Ältestenausschuss sorgte der Plan der Stadtwerke für eine heftige Diskussion.

Einige Grundstücke seien zunächst grundsätzlich nicht möglich, sagt Bayer, so zum Beispiel die Freiflächen der Bahn. Diese stehen nach Auskunft der Bahn nicht zum Verkauf. Auch gepachtet werden könne dieser Grund nicht. Das Gelände des Spielplatzes am Roten Main inklusive der Stadtbadturnhalle ist zu schmal und könne auch nicht mit Lastwagen erreicht werden. Daher sei auch dieses nicht für eine vernünftige Wärmeerzeugungsanlage geeignet, denn minimum zweimal in der Woche müsste hier angeliefert werden, erklärt Waibel.

Weiter käme der Parkplatz Finanzverwaltung nördlich des Stadtbads infrage – allerdings nicht für sich genommen. Dieser sei zu klein, um die notwendige Technik unterzubringen. Und der Parkplatz direkt vor dem Stadtbad sei zu schmal. Laut Bayer müsse man sich an gesetzliche Mindestabstände halten, wodurch die Anlagentechnik nicht umgesetzt werden könne.

Wohin also mit dem Kraftwerk?

Letztendlich gibt es nun zwei Möglichkeiten für das Heizkraftwerk. Auf Platz 3 in der Eignungsliste steht das Webatex-Gelände in der Tunnelstraße. Technisch wäre die Umsetzung hier denkbar, allerdings teuer. Alleine die Erschließung mittels Fernwärmeleitung würde 1,5 Millionen Euro kosten. Die Leitung müsste über den Roten Main verlegt werden. Und ob eine Teilfläche des Grundstücks zur Verfügung steht, sei laut Bayer außerdem nicht klar.

Aktueller “Favorit” ist laut der von Waibel vorgestellten Prioritätenliste eine Kombination aus der Fläche zwischen dem Kolpinghaus und dem Hohenzollernring, wo sich heute zwischen den Bäumen ein Parkplatz befindet, und dem Parkplatz der Finanzverwaltung. Vor dem Kolpinghaus würde auf einer nutzbaren Baufläche von 800 Quadratmetern eine zweistöckige Energiezentrale mit einer Höhe von rund acht Metern entstehen.

“Im Vergleich zum Stadtbad haben wir hier einfach viel weniger nutzbare Grundfläche, weswegen es ohne einen zweiten Stock hier nicht geht. Und auch dann werden wir dort nicht die Fernwärmeleistung installieren können, wie es auf dem Gelände des Stadtbads möglich gewesen wäre. Wir halten das also nicht für die erste Wahl, aber es würde das Thema Wärmewende sicher voranbringen” so Bayer.




Stadtrat ist informiert

Bereits am Dienstag wurden die Stadträte über die Ergebnisse der Analyse unterrichtet. Laut Bayer ging es in erster Linie darum, die Politiker zu informieren. Sowohl Bayer, als auch Ebersberger, liegt es noch merklich im Magen, dass die Verwendung des Stadtbad-Grundstücks abgelehnt wurde, obwohl die vollständigen Informationen den Stadträten noch nicht bekannt waren. Die Entscheidung fiel letzte Woche im Stadtrat.

Dennoch sei es eine sehr konstruktive Diskussion gewesen, wie Bayer vermeldet. Zumal ein Objekt in der Nähe der Energiezentrale in der Röntgenstraße auf den Markt kommen wird. Diese Info kam von einem Stadtrat: “Sollten wir dieses Projekt umsetzen können, wäre das ein wichtiger Schritt in puncto Fernwärme.”

So geht es weiter

Am 13. Oktober 2022 steht eine weitere Aufsichtsratssitzung an, bei der die Ergebnisse diskutiert werden. Danach könne man gegebenenfalls die Planungen vertiefen. Noch ist nicht abzuschätzen, wie hoch die Kosten werden, aber gegenüber Förderungen zeigt Bayer sich zuversichtlich: “Das Förderprogramm, das uns bis zu 10 Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht gestellt hat, dürften wir nicht mehr schaffen – hier sind Förderanträge samt detaillierter Pläne bis Ende des Jahres einzureichen.” Ein Umstand der bei einer kürzeren oder ausbleibenden Diskussion hätte umgangen werden können.

Im August jedoch hat die EU-Kommission das Programm zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze genehmigt. Dies würde eine Förderung von bis zu 40 Prozent ermöglichen. Nichtsdestotrotz will Bayer auch in jener Aufsichtsratssitzung am 13. Oktober auf eine baldige Entscheidung hinarbeiten.

Außerdem gibt es natürlich noch verwaltungstechnische Dinge zu klären, beispielsweise die Frage, wie sich das Stadtbild verändert, wenn direkt an der Kolpingstraße eine Wand mit acht Metern stehen soll. So oder so wird das Thema Wärmewende von den Stadtwerken nicht ad acta gelegt werden, verlautet Bayer zum Abschluss.