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Ukraine
Bayreuther Helfer im Kriegsgebiet: “ein Politiker zerbombt dieses Land” – Situation ist “unbeschreiblich”
von Michael Kind
Die Tierrettung Bayreuth e.V. war vergangene Woche zur Unterstützung an die polnisch-ukrainische Grenze gereist. Das bt hat mit der Schatzmeisterin der Tierrettung über ihre Eindrücke gesprochen.
Am Mittwoch, 16. März 2022, ist Patricia Fuß-Beschta zusammen mit der Tierrettung Bayreuth e.V., die als Mitglied im Bundesverband Deutscher Tierrettungen und in Kooperation mit dem deutschen Tierschutzbund agiert, an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren.
Das bt hat mit der Schatzmeisterin der Tierrettung über ihre Eindrücke und Erfahrungen während dieser Tage gesprochen.
Tierrettung Bayreuth im Kriegsgebiet
In der polnischen Gemeinde Medyka, laut Google Maps haargenau 1.000 Kilometer von Bayreuth entfernt, steht ein großer Grenzübergang zur Ukraine, etwa zehn Kilometer davor liegt die nächstgrößere Stadt Przemyśl mit rund 60.000 Einwohnern. “In Medyka steht nach unseren Informationen der einzige Grenzübergang, den die Flüchtlinge aus der Ukraine zu Fuß überqueren können”, sagt Fuß-Beschta dem bt. Am Mittwoch ist die Tierrettung Bayreuth abgereist.
Die Flüchtlinge werden mit Bussen, teilweise über Tage hinweg, zu dem Grenzübergang gebracht und müssen sich dann auf polnischer Seite den Grenzkontrollen stellen: “Die Ukraine lässt die Menschen ganz einfach ausreisen, aber zum Einlass nach Polen muss am Übergang einiges erledigt werden. Dann stehen die dort auch mal sechs oder acht Stunden”, erklärt Fuß-Beschta.
Unruhige Verhältnisse im Lager
An dem Grenzübergang steht ein großes Lager mit vielen verschiedenen Unterstützungsstellen für die Ankömmlinge aus dem Kriegsgebiet, wo sich auch die Tierrettung Bayreuth als Mitglied im Bundesverband Deutscher Tierrettungen für die Flüchtlinge und deren Haustiere engagierte. “Die Ukrainer haben erstaunlich viele kleine Haustiere, viele kleine Hunde und Katzen, die in Stofftüten, im Rucksack oder in Pappkartons mitgenommen werden”, schildert Fuß-Beschta die Situation an der Grenze.
Dabei seien sowohl die Tiere, als auch die Menschen eher aufgewühlt, unruhig und auch misstrauisch: “Wenn da jemand Fremdes sagt, er möchte sich um eines der Haustiere kümmern, dann wird natürlich erst mal gezögert. Aber wir haben viel beraten, viel beruhigt und uns bestmöglich um die Tiere gekümmert.”
Situation ist “ein Wahnsinn”
Erwartungsgemäß kommen die Tiere laut Fuß-Beschta auch nicht im besten Zustand über die Grenze: “Die Tiere haben teilweise tagelang nichts gefressen oder sind unterkühlt.” Auch die Unsicherheit der Menschen schwinge dabei auf die Tiere über, was teilweise für ein nervöses und aufgeregtes Gemüt unter den Vierbeinern sorgt.
Fuß-Beschta nennt den Aufenthalt und die Eindrücke im Kriegsgebiet “unbeschreiblich.” Auch in der Nacht sei man kaum zur Ruhe gekommen, sondern habe nur mal eine Stunde zwischendurch schlafen können. “Es ist Wahnsinn. Das ist nicht weit weg von uns, wir sind hier in Europa und ein Politiker zerbombt dieses Land. Die Bilder im Fernsehen zu sehen und dann aber selbst drinzusitzen an der Grenze ist noch mal etwas ganz anderes.”
Tierrettung auf der Heimreise
Am Sonntag, den 20. März 2022, sind Patricia Fuß-Beschta und der Präsident der Tierrettung Gerhard Schoberth nach Bayreuth zurückgereist.
Die im Vorfeld der Aktion erhaltene Unterstützung sei, so Fuß-Beschta, wirklich groß gewesen. Das Auto war auf der Hinfahrt voll, sagt sie und möchte sich “ganz offiziell bei allen bedanken, die mitgemacht haben.” Auch ist die Tierrettung immer auf der Suche nach motivierten Helfern, die teilweise auch über medizinische Kenntnisse verfügen und bei solchen Aktionen Unterstützung leisten.