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Bier
Dieser Bäcker aus Bayreuth lässt als einziger in der Stadt Bier brauen – und pflegt damit eine jahrhundertealte Tradition
von Jürgen Lenkeit
Backen und Brauen? Früher in Bayreuth selbstverständlich, heute eine Rarität. Ein einziger hält treu die Fahne hoch – und hat dafür viele Fans.
Bäcker, die Bier brauen und Bierbrauer, die backen – in Bayreuth gab es diese Handwerker in den vergangenen Jahrhunderten zuhauf. Die Tradition reicht weit zurück. Heute gibt es noch einen einzigen Vertreter.
Bäckermeister Thomas Zimmer und seine Frau, Bäckermeisterin Alexandra Zimmer, von der Bäckerei Zimmer dürfen Bier brauen lassen. Nur selten machen sie von diesem Recht Gebrauch. Vom 14. bis 18. Juni 2022 ist es jedoch wieder so weit. Dann kann man das süffige Bier in ihrer Buschenschänke probieren. Dort, wo der Besen (der Buschen) am Haus hängt, gibt es Bier nach eigener Rezeptur.
Bäcker aus Bayreuth lässt Bier brauen
Das Beck’n Bier ist ein besonderes Bier. Es wurde über Jahrhunderte von Bäckern gebraut oder sie haben es nach ihrer Rezeptur brauen lassen. „Vom ‚Bäcker‘ lässt sich der Begriff ‚Beck’n‘ ableiten“, klärt Thomas Zimmer auf. In seiner Bäckerei Lang in der Jean-Paul-Straße in Bayreuth reicht die Tradition bis ins späte 18. Jahrhundert zurück. „1790 wurde in unserem Haus erstmals Braugeschirr dokumentiert, danach regelmäßig gebraut. Ab 1920 etwa neigte sich die Waage eindeutig dem Backen zu.“ Mit Ende des Zweiten Weltkrieges verschwand das Bierbrauen aus der Bäckerei. Auch interessant: In einer Mühle im Kreis Bayreuth wird seit Jahrhunderten frisches Brot gebacken.
1995 änderte sich das. Damals fielen Zimmer und seiner Ehefrau ein altes Rezept zum Bierbrauen des Großvaters seiner Frau, Conny Lang, in die Hände. „Wir starteten einen Versuch mit einem Probesud aus einer Laune heraus – und sind bis 2019 dabei geblieben.“ Viermal im Jahr wurde das Bier nach Langs Rezeptur bei der Bayreuther Bierbrauerei gebraut und innerhalb weniger Tage in Zimmers Buschenschänke ausgeschenkt. „So lange, bis kein Bier mehr da war.“
Buschenschänke in Bayreuth: Biergarten auf Zeit
Dann kam Corona – und die Buschenschänke lag brach. Ende 2021 konnte man sich bei der Bäckerei Lang gegen das Coronavirus impfen lassen. Für Zimmer und seine Familie ist die Schänke mehr Hobby als Broterwerb gewesen. Nun, in relativ entspannter Corona-Lage, findet die Buschenschänke wieder statt. Als Buschenschänke ’spezial‘ eine Nummer kleiner als in den Vorjahren, dafür mit viel Herzblut zur Tradition. „Die wollen wir aufrechterhalten“, betont Zimmer. Die Schänke ist eine Art „Mini-Biergarten“, der lediglich fünf Tage geöffnet hat. Der Bieranstich ist Anfang Juni bereits erfolgt.
Vom 14. bis zum 18. Juni mit Fronleichnam als Feiertag mittendrin, hat die Buschenschänke am Beginn der Jean-Paul-Straße gegenüber der Baustelle Friedrichsforum geöffnet. Draußen vor der Tür und im Innenhof werden dann Tische und Bänke aufgebaut. „Wir haben eine kleine Speisekarte mit Brotzeit und Selbstbedienung„, kündigt Zimmer an. „Und natürlich das Bier.“ Lesen Sie auch: Auch Bier ist in den letzten Monaten immer teurer geworden.