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Fahrräder

Fahrradhändler in Bayreuth in der Krise: Trotz riesiger Nachfrage ist die Situation “beschissen”

Die Fahrradsaison startet gerade. Die Fahrradhändler in Bayreuth haben allerdings kaum noch Räder. Besserung? Aktuell nicht in Sicht.

Pünktlich zum Start der Fahrradsaison haben die Fahrradhändler in Bayreuth zu kämpfen. Kunden haben sie viele. Fahrräder hingegen fast keine.

Das bt hat mit zwei Fahrradhändlern über die Herkulesaufgabe der Warenbestellung gesprochen.

Fahrradhändler in Bayreuth in der Krise

Fahrradhändler in Bayreuth sind aktuell nicht zu beneiden – genauso wenig wie andere Betriebe, die auf einen konstanten Warenfluss angewiesen sind. Wird dann doch mal ein neues Fahrrad geliefert, ist es nach wenigen Tagen bereits wieder verkauft. Nachschub: unsicher.

Nicole Frenzel vom gleichnamigen Fahrradgeschäft in der Markgrafenallee in Bayreuth hat aktuell zehn Fahrräder im Laden stehen. Das Geschäft ist von überschaubarer Größe, aber in Bayreuth fest etabliert. Dennoch sollten viel mehr Räder sein, sagt Frenzel. “Diese Woche kommen noch zwei E-Bikes. Auf die habe ich ein halbes Jahr gewartet seit Bestellung. Das ging schon fast schnell.” Auch interessant: Hier sollen Fahrradfahrer in Bayreuth bald sicherer fahren können.

Fahrradteile auf Lager? Nur, wenn man gut vorbestellt hat

Shimano-Ketten und Kränze sind bei ihr und ihrem Mann in der Werkstatt schon länger Mangelware. Frenzel sagt, sie seien vergleichsweise gut eingedeckt mit Teilen. “Wir können gut abschätzen, was wir an Teilen brauchen. Wir haben entsprechend nachbestellt.”




Die Lieferung von Fahrrädern erfolgt modellabhängig mal früher, mal später. Das komme ganz darauf an, wann beim Hersteller die Einzelteile eintreffen – oder eben nicht. Bei Zweirad Frenzel ist das Bestelldatum für neue Fahrräder längst nicht mehr die entscheidende Bezugsgröße. Lesen Sie auch: Das Fahrrad soll zum beliebtesten Verkehrsmittel in Bayern werden.

Fahrradhändler aus Bayreuth nennt Liefersituation “beschissen”

Ähnlich angespannt ist die Situation in der RADbar in der Friedrich-Ebert-Straße. “Ich brauche schon fast gar nicht bestellen, weil die Hersteller-Lager sowieso leer sind”, übt sich Geschäftsführer Kay Buschmann in Sarkasmus. Dann schildert er die Situation sachlich: “Ich habe Anfang 2021 Fahrräder für 2022 bestellt. Manche sind schon gekommen. Andere kommen vielleicht auch erst 2023. Wenn er von seinen Herstellern ein 2021er-Auslaufmodell angeboten bekommen sollte, dann nimmt er das “mit Kusshand”, wie er sagt. Das erste Corona-Jahr 2020 ging noch vergleichsweise gut. “2021 kam dann das große Lieferloch”.

Mit Service und Reparatur ist es in der RADbar das gleiche wie bei Zweirad Frenzel. “Wir sind vergleichsweise gut bestückt”, stellt Buschmann fest. Sobald er ein bestimmtes Ersatz- oder Zubehörteil verkauft, bestellt er es nach. Wann es kommt, weiß er nicht. Dieses Experiment für Fahrradfahrer in Bayreuth wird im Winter 2022/23 fortgesetzt.

Er mag gar nicht daran denken, irgendwann keine Fahrräder mehr auf Lager zu haben. “Dann käme kein Geld rein. Aber meine Fixkosten laufen trotzdem weiter. “Wir sind weit davon entfernt zu sagen, dass es den Fahrradhändlern gut geht”, fasst er für die Branche zusammen. Die ständige Anspannung und Ungewissheit, dazu der Wunsch, seinen Kunden das passende Fahrrad anbieten zu können, lassen ihn die Situation mit einem ebenso starken wie treffenden Wort zusammenfassen: “Beschissen”.