Mein Leben mit Blutkrebs: “Ich hätte maximal nur noch eine Woche zu leben gehabt”

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Diagnose Blutkrebs. Mit 30 Jahren hat sich die Welt von Nadja L. (Name von der Redaktion geändert) aus dem Bayreuther Raum verändert. Eine Woche nach ihrem 30. Geburtstag. Es war ein Freitag um 17 Uhr, als die junge Frau von der Krankheit erfuhr. „Um 18 Uhr habe ich schon die erste Tablette bekommen“, sagt sie. Seitdem hat sich ihr Leben “zum Positiven verändert”.

Die junge Frau möchte anonym bleiben, da aktuell noch mehrere Angelegenheiten mit verschiedenen Versicherungen geklärt werden müssen.

Die Reaktion der Eltern auf die Diagnose: Krebs

Zuerst hat sie ihre Mama angerufen. Sie solle sofort ins Krankenhaus kommen. „Ich hab schon überlegt: Sterbe ich jetzt?“ Aber diese Gedanken hatten bei ihr danach keinen Platz mehr. „Für mich gab es nur: gesund werden, gesund werden, gesund werden. Da gab es nichts anderes.“

Ihre Eltern waren bei Besuchen gefasst: „Bei mir waren sie immer positiv. Was Zuhause war, weiß ich aber nicht“, sagt Nadja L. Ihr Mann war nach der Diagnose in ihren Augen am Boden zerstört. Ihn hat der Krebs seiner Frau hart getroffen. „Es hat dann auch sehr lange gedauert, bis er wieder normal mit mir umgegangen ist“, sagt die junge Frau.

Denn in ihrem Körper waren bereits 90% der weißen Blutkörperchen von Krebszellen befallen. Wenn die Ärzte das zu diesem Zeitpunkt nicht erkannt hätten, wäre Nadja L. gestorben: „Ich hätte maximal noch eine Woche gehabt.“

Blutkrebs: Die ersten Symptome

Die jetzt 32-Jährige war zu jung für Krebs, möchte man meinen. Doch bereits ein halbes Jahr vor der Diagnose bemerkte die junge Frau erste Symptome: Schwindel, Fieber, Übelkeit und ständige Krankheiten machten ihr das Leben schwer. 

Die Ärzte konnten ihr zu Beginn nicht helfen: „Sie dachten, es wäre eine Herzmuskelentzündung, weil ich vorher Grippe hatte.“ Ihr Hausarzt äußerte allerdings schon zu Beginn der Symptome den Verdacht auf Krebs. „Das ist aber erst nach einiger Zeit im Blut feststellbar und dafür war es noch zu früh.“ Eine Hausarztvertretung sagte zu Nadja L. dann: „Wenn sie meine Tochter wären, würde ich sie jetzt in Krankenhaus schicken.“

Noch am selben Tag ging es in Krankenhaus

Doch selbst dort erkennen die Ärzte die Erkrankung von Nadja L. nicht. „Ich war zu fit.“ Als sie die Diagnose Blutkrebs bekam, „waren die Ärzte geschockt. Ich war aber erleichtert. Ich dachte ja, dass ich mir das alles einbilde.“ 

„Wir werden sie heilen!“ Die Worte des Chefarztes im Bayreuther Klinikum haben sich in Nadja L. eingebrannt. „Er war so positiv und deshalb war ich danach auch so positiv.“ Der Chefarzt meinte zu ihr: „Wenn wir keine Hoffnung hätten, würden wir nur noch reden, wie wir ihnen die nächsten Wochen so angenehm wie möglich gestalten können.“ 

Chemotherapie in Bayreuth

Was folgten, waren zwei Chemotherapien. „Mein Immunsystem wurde platt gemacht.“ Die sonst sportliche und aktive Frau war an das Bett gefesselt. „Ich habe sehr viel geschlafen“, erinnert sie sich.

„Mir war am ersten Tag schlecht. Das war’s dann aber auch.“ Besucher mussten Mundschutz tragen, Kinder unter zwölf Jahren durften sie nicht besuchen oder sämtliches Essen durfte nur gekocht serviert werden. Deshalb war ihr eines wichtig: „Kommt mich bloß nicht mit einem traurigen Gesicht besuchen.“ 

Wegen den Keimen musste sie von der Umwelt abgeschottet werden. „Ich weiß noch, als ich wieder raus durfte: da wurde gerade Rasen gemäht und ich hab das komplett aufgesaugt.“ Seit diesem Moment nimmt sie die Natur und ihre Umgebung viel intensiver wahr, sagt sie weiter.

Weitere Chemotherapie notwendig

Doch nach der ersten Chemotherapie ging es weiter. 20 Prozent der Krebszellen haben überlebt: wieder Chemo: ausgefallene Haare, aufgedunsener Körper. Die junge Frau hat sich selbst nicht erkannt. Doch die Behandlung hat gewirkt: sie ist die Krebszellen nach der zweiten Chemotherapie los.

“Danach braucht man aber noch eine Erhaltungsthearpie, dass der Krebs nicht mehr kommt.” Nadja L. hat sich für eine Stammzelltransplantation entschieden. Warum sie “die Nacht nicht überleben” sollte und weshalb sie ihre Krankheit als Zeichen sieht, erzählt sie im zweiten Teil der Geschichte: Mein Leben mit Blutkrebs.