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Bayreuth

Konflikt um marode Bayreuther Schulen: Stadt uneinig mit Landkreis und Freistaat

Bayreuth will angesichts der Probleme an den Schulen mehr Geld von Landkreis und Freistaat. Dort gibt es wenig Verständnis für die Forderung.

Großer Teil der Gymnasiasten kommt aus dem Landkreis

Sieben Millionen Euro. So viel zahle die Stadt Bayreuth jährlich an Personalkosten für das Wirtschaftswissenschaftliche Gymnasium (WWG) und die Wirtschaftsschule, so Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). “Dabei stammen 60 Prozent der WWG-Schüler aus dem Landkreis, nur 40 Prozent kommen aus der Stadt!“, sagt er.

Diese Zahlen präsentierte der Oberbürgermeister beim gestrigen Krisengespräch mit den Direktoren der fünf Bayreuther Gymnasien im Rathaus. Hintergrund: Die Gymnasien der Stadt Bayreuth haben jetzt schon zu wenig Platz – und nun sollen die Schülerzahlen rapide steigen. Das Problem wird vergrößert durch den langen Sanierungs-Stau an den Bayreuther Schulen.

Bayreuth hofft auf Hilfe von Freistaat und Landkreis

Der Sanierungs-Stau ist unter anderem der klammen Stadtkasse geschuldet. Ebersberger zufolge kann die Stadt schon die Personalkosten für WWG und Wirtschaftsschule nicht mehr tragen, wenn sich der Landkreis und der Freistaat nicht künftig daran beteiligen. Die Stadt habe zudem des Öfteren beim Freistaat den Wunsch vorgetragen, das WWG zu verstaatlichen – bisher erfolglos.

Die anderen drei Bayreuther Gymnasien (RWG, GCE und GMG) sind bereits staatlich, das heißt: Der Freistaat zahlt die Personalkosten, die Stadt den Unterhalt der Schule. Eines der fünf Bayreuther Gymnasien, das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG), ist komplett in den Händen des Freistaats.

Förderung “in vielen Fällen leider unzureichend”

Generell sei die Förderung vom Freistaat “in vielen Fällen leider unzureichend”, heißt es vonseiten der Stadt. So müsse die Stadt Bayreuth beispielsweise beim abschnittsweisen Neubau der Gewerblichen Berufsschule rund 80 Millionen der insgesamt rund 132 Millionen Euro selbst zahlen.

Dem Landkreis wiederum könne er “keine Vorwürfe machen, dass er nicht von sich aus mehr bezahlt”, so der Oberbürgermeister. Hier wünsche er sich eine Regelung vom Kultusministerium, um die Verteilung der Kosten verbindlich zu bestimmen.

Landkreis zahlt bereits an Bayreuth

Würde der Landkreis freiwillig mehr für die Bayreuther Gymnasien bezahlen? “Nein, das ist nicht vorgesehen”, teilt das Landratsamt auf bt-Anfrage mit. Denn: Der Landkreis beteilige sich ja bereits an der Finanzierung – über die Gastschulbeiträge. “Im Jahr 2023 wurden 1,8 Millionen Euro an die Stadt Bayreuth für die Gymnasien an Gastschulbeiträgen gezahlt.”

Zudem habe der Landkreis noch andere Schulkosten zu schultern: Der Landkreis Bayreuth trage etwa über die Verbandsumlage den größten Teil der ungedeckten Kosten der Gesamtschule in Hollfeld – obwohl auch dort fast die Hälfte aller Schüler Gastschüler seien. Der Landkreis zahle zudem jährlich rund 190.000 Euro an das Gymnasium Pegnitz.

Außerdem verweist das Landratsamt darauf, dass der Landkreis Träger der Bayreuther Johannes-Kepler-Realschule ist. Hier wiederum beteilige sich die Stadt Bayreuth auch lediglich über die Gastschulbeiträge.

Freistaat weist Vorwurf zurück

Dass die Zahlungen des bayerischen Freistaats für die Bayreuther Schulen teils unzureichend seien, will das Kultusministerium nicht auf sich sitzen lassen. Zum einen gewähre der Freistaat für kommunale Schulbau-Maßnahmen Finanzhilfen nach dem Finanzausgleichsgesetz, teilt Ministeriums-Sprecherin Stephanie Neumeier auf bt-Anfrage mit. Die Höhe bemesse sich auch an der finanziellen Lage der Kommune.

Im Falle des MWGs, für das der Freistaat alleine verantwortlich ist, prüfe er derzeit, “wie auf den Mehrbedarf an Unterrichtsräumen, der ab dem Schuljahr 2025/2026 zu erwarten ist, adäquat reagiert werden kann”.

Dass die Schülerzahlen an den Bayreuther Gymnasien bald weiter in die Höhe schießen sollen, liegt unter anderem an der Rückkehr zum G9-System. Hierzu heißt es vonseiten des bayerischen Kultusministeriums: “Wie bei allen öffentlichen Gymnasien in Bayern übernimmt der Freistaat auch für die weiteren drei staatlichen Gymnasien und das städtische Gymnasium in Bayreuth in vollem Umfang die Mehrkosten, die für Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Einführung des neuen G9 entstehen.”

Sollte die Stadt Bayreuth darüber hinaus wegen der prognostizierten höheren Übertrittszahlen ins Gymnasium Schulbaumaßnahmen durchführen, würde sie durch den kommunalen Finanzausgleich “finanziell in erheblichem Umfang unterstützt” werden.