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Oberfranken

Ist die Angst vor Wölfen in Oberfranken berechtigt?

Die Experten sind sich nicht einig, was – wenn überhaupt – gegen die wachsende Wolfspopulation im Fichtelgebirge getan werden soll.

Das Bayerische Kabinett hat am 25. April 2023 eine Wolfsverordnung verabschiedet, die den Abschuss von Wölfen ab dem 1. Mai erleichtert. Einige Experten in Bayern betonen, dass Wölfe keine oder nur eine geringe Bedrohung für die Sicherheit der Menschen sind; andere sehen in Wölfen eine Gefahr, die kontrolliert werden muss.

Die Jagd auf Wölfe ist in der Regel unnötig

Laut Uwe Friedel vom BUND Naturschutz in Bayern e. V., ist es nicht notwendig, die Wolfspopulation durch die Jagd zu kontrollieren, weil sich Wölfe durch Revierkämpfe und feste Territorien selber regulieren. Ein Wolfsterritorium ist in Deutschland ungefähr 200 km² groß und enthält so viel Rehe, dass auf dieser Fläche für die Wölfe ausreichend Nahrung zu finden ist. “Eine Bejagung hilft auch nicht, um Weidetiere zu schützen, es sei denn vielleicht, es wird so geschossen, dass die überlebenden Wölfe die Abschüsse direkt mit den Weidetieren in Verbindung bringen. Das ist sehr schwierig. Damit der Wolf sich von Weidetieren fernhält, braucht es Herdenschutz, der für den Wolf Gefahr, Schmerz oder einen zu hohen Jagdaufwand bedeutet. Das hält ihn von den Tieren fern. Wo ein Wolf lernt, Herdenschutz zu überwinden, muss er geschossen werden, da es dann keine Möglichkeit mehr gibt, die Weidetiere anders zu schützen,” so Friedel.

Friedel erklärte, dass Wölfe in Mitteleuropa aus mehreren Gründen kaum eine Bedrohung für den Menschen seien, unter anderem weil wir nicht zum Beuteschema des Wolfes gehören. Hungrige Wölfe würden in Deutschland, wo die Wälder und Wiesen voll von Beutetieren sind, den Menschen nicht aus Beutegründen angreifen. Wölfe können anderen Tieren, die in Deutschland 98 % der Wolfsnahrung ausmachen, gefährlich werden, vor allem Rehen, Rotwild, aber auch Wildschweinen und manchmal Bibern. Schafe und Ziegen ohne Herdenschutz sowie auf der Weide geborene Kälber sind besonders gefährdet. Lesen Sie auch: Der Spargelpreis ist erheblich angestiegen, doch nicht nur die Inflation ist dafür verantwortlich.




Überwachung von Wölfen ist nötig

Ein Sprecher des Bayerisches Landesamtes für Umwelt (LfU) sagte gegenüber bt, dass der Bayerische „Aktionsplan Wolf“ den Umgang mit einer zunehmenden Anzahl von wandernden, standorttreuen sowie reproduzierenden Wölfen regelt. “Seit der erneuten Anwesenheit von Wölfen in Deutschland hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben”, betonte er.

Die Anwesenheit von Wölfen in Bayern wird mit zwei Hauptkategorien überwacht: Wölfe, die durch die Region ziehen, und solche, die standorttreu sind. Das Ziel ist es, auftretende Konflikte durch gezielte Managementmaßnahmen zu minimieren. Laut LfU Bayern werden immer wieder vereinzelte Wölfe nachgewiesen, oftmals einzelne durchwandernde Tiere, die ihre Elternrudel verlassen haben. Vor allem wandern junge Rüden auf der Suche nach einem eigenen Territorium.

Außerdem gibt es „standorttreue“ Wölfe, die über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten nachgewiesen werden, in den Allgäuer Alpen, dem Altmühltal, in der Grenzregion Bayerischer Wald – Böhmerwald, in Grafenwöhr und Wildflecken, im Veldensteiner und Manteler Forst sowie in der Rhön und im Gebiet Staffelsee-West. Das LfU informiert über die Anwesenheit von Wölfen in Bayern und ihre Lebensgewohnheiten.

Der Bayerischer Bauernverband (BBV) stimmt zu, dass die Überwachung von Wölfen notwendig ist, um Nutztiere davor zu schützen, zur Beute zu werden. BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler betonte, dass es zu Angriffen von Wölfen auf Nutztiere gekommen sei und dass der Rechtsrahmen geändert werden müsse, damit Landwirte ihre Viehbestände schützen können.