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Antisemitismus
Muss eine der längsten Straßen Bayreuths wegen Antisemitismus umbenannt werden?
von Jürgen Lenkeit
Muss die Ludwig-Thoma-Straße in Bayreuth umbenannt werden? Ihr Namensgeber hat gegen Ende seines Lebens antisemitisch gehetzt.
Kann die Ludwig-Thoma-Straße in Bayreuth ihren Namen behalten? Am Donnerstag (26. August) jährt sich der 100. Todestag ihres Namensgebers.
Gegen Ende seines Lebens hetzte der bayerische Schriftsteller und Realsatiriker Ludwig Thoma nachweislich gegen Juden.
Ludwig-Thoma-Straße in Bayreuth: Muss sie umbenannt werden?
Am Donnerstag, den 26. August jährt sich der 100. Todestag des Schriftstellers Ludwig Thoma. Für viele Zeitgenossen des frühen 20. Jahrhunderts war er fast schon bayerischer Nationalheiliger. In seinem letzten Lebensjahr hetzte er jedoch nachweislich antisemitisch im Miesbacher Anzeiger. Das tat er unter Pseudonym.
Die Ludwig-Thoma-Straße in Bayreuth hieß in der Vergangenheit anders. Die Straße prägte ein ganzes Stadtviertel.
In München hatte eine Expertenkommission unlängst mit rund 40 Straßennamen befasst, die es zu überprüfen galt. Oberbürgermeister Dieter Reiter soll sich gegen eine Umbenennung ausgesprochen haben, berichtete die tz bereits im Juni. Am 16. August will die BILD wiederum erfahren haben, dass die Ludwig-Thoma-Straße in München-Pasing doch umbenannt werden soll. Kann das auch in Bayreuth passieren?
Mögliche Umbenennung der Ludwig-Thoma-Straße in Bayreuth: Das sagen einzelne Fraktionen
Das bt hat sich erkundigt, ob solch eine Diskussion auch in Bayreuth möglich ist. Die SPD macht sich bei fragwürdigen Straßen im Stadtgebiet für „kritische und aufklärende Zusatzinformationen“ an entsprechenden Straßenschildern stark. „Bestimmte geschichtliche Entwicklungen und Entscheidungen zu eliminieren“ sei falsch, da so kein Lernprozess stattfinde, sagt der Historiker Dr. Christoph Rabenstein dem bt. So hat es die SPD auch in einem Antrag an den Oberbürgermeister im Juni geschrieben. Man dürfe die Namen nicht „einfach in der Versenkung verschwinden“ lassen, sondern müsse sie thematisieren, schreibt sein Fraktionskollege Eckhard Sabarth von den Linken.
Die Grünen in Bayreuth wollen sich laut Stefan Schlags erst an die ebenfalls umstrittene Hans-Meiser-Straße machen. Sie setzen sich „schon seit fast 20 Jahren für eine Umbenennung der Hans-Meiser-Straße in Bayreuth“ ein, konstatiert Schlags. Die anderen Fraktionen im Stadtrat überböten sich gerade gegenseitig mit Vorschlägen zu weiteren Kommissionen oder Zusatzschildern, um nicht Farbe bekennen zu müssen, so Schlags. Angesichts dieser Situation hält er es nicht geboten, sich mit Ludwig Thoma auseinanderzusetzen – zumindest nicht jetzt.
So äußern sich Stadtverwaltung und die Israelitische Gemeinde zur Ludwig-Thoma-Straße – auch die AfD gibt ein Statement ab
Eine Anfrage an die Stadtverwaltung wird von der Pressestelle knapp beantwortet. „Derzeit gibt es bei der Stadt Bayreuth keine Überlegungen, die Ludwig-Thoma-Straße umzubenennen“, heißt es. Angesichts des Nahost-Konflikts in Israel hat die Deutsch-Jüdische Gesellschaft im Mai eine Forderung an OB Ebersberger gestellt.
Felix Gothart ist Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayreuth. „Ich werde mich nicht einmischen in diese Angelegenheit“, sagt er dem bt. Doch er merkt an: „Im Judentum gibt es die Schuwa. Das ist ein Bekenntnis zur Sünde und bedeutet eine Umkehr in Denken und Handeln.“ Entsprechend sei es eine Angelegenheit für Nicht-Juden, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen.
Das Statement von AfD-Stadtrat Tobias Peterka bleibt in dieser Sache sehr vage: „Sollte der Stadtrat hier konkreter werden, würden wir uns natürlich gegebenenfalls in die Debatte einschalten“, antwortet er auf eine bt-Anfrage.
Von Seiten der CSU blieb eine wiederholte Anfrage unbeantwortet.