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Nach Polizisten-Mord in Kusel: So reagiert die Polizei in Bayreuth – “Die Situation hat sich verschärft”

Am Montagmorgen (31. Januar 2022) verlieren zwei Polizisten im Dienst ihr Leben. Die Kollegen aus Bayreuth reagieren bestürzt.

Es war eine routinemäßige Kontrolle, bei der zwei Polizisten in Kusel (Rheinland-Pfalz) am Montagmorgen (31. Januar 2022) erschossen wurden.

Der Fall schlägt sich auch in der Stimmung der bayerischen Polizeikollegen nieder. Ist die Polizeiarbeit gefährlicher geworden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Bluttat in Kusel für die Polizeiarbeit in Bayreuth? Das bt hat nachgefragt.

Nach Mord an Polizisten: Verkehrspolizei Bayreuth lässt besondere Vorsicht walten

“Vorsichtig sein, müssen wir bei jeder Kontrolle”, sagt ein Sprecher der Verkehrspolizeiinspektion Bayreuth (VPI) im Gespräch mit dem bt. “Aber natürlich hat sich die Vorsicht in Anbetracht der Situation noch einmal verschärft”, erzählt der Sprecher weiter.

Um die Sicherheit der Polizeibeamten bei Verkehrskontrollen zu gewährleisten, erfolgen die Kontrollen in klar strukturierten Abläufen. So sei immer ein Beamter mit der Überprüfung betraut, während der andere das Fahrzeug und den Verkehr absichert. Dazu gehöre auch der prüfende Blick ins Auto, beschreibt der Polizist: Wieviele Personen sitzen im Fahrzeug? Wie verhalten sich diese Kommt es zu verdächtigen Handbewegungen?

Außerdem sei es ratsam, Kontrollen insbesondere in der Nacht an gut ausgeleuchteten Orten vorzunehmen, um den Überblick zu behalten. Das Tragen einer Schutzweste gehöre für Verkehrspolizisten zum Standard.

Gewalt gegen Polizei? Früher war es anders

Der Respekt vor Polizisten sei früher anders gewesen, erinnert sich der Sprecher der VPI Bayreuth. Zu aggressiven Begegnungen komme es immer wieder, gerade bei jungen Leuten. Jedoch ließen sich daraus keine allgemeinen Schlüsse auf einzelne Gruppen ziehen. “Auch unter jungen Leuten gibt es genug, die den Beamten mit dem gebührenden Respekt begegnen”, bekräftigt der Polizeisprecher.

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“Die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft nimmt zu”

“Der Schock sitzt tief. Wir sind tief erschüttert,” sagt Jürgen Köhnlein, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern auf Anfrage vom bt. “Zwei junge Menschen, die sich dem Schutze der Bevölkerung verpflichtet haben, wurden bei genau einem solchen Dienst getötet. Das führt deutlich vor Augen, wie gefährlich der Beruf ist und wie schnell Einsätze umschlagen können.”

Unabhängig vom Fall in Kusel (Rheinland-Pfalz) sollen Polizeikontrollen von mehr Vorsicht und Konsequenz geprägt sein, macht Köhnlein in seiner Antwort deutlich. Polizisten hätten ein Interesse daran, nach Dienstende unbeschadet nach Hause zu kommen. “Egal wie der Tag für den Verkehrsteilnehmer bereits gelaufen ist und man dann kontrolliert wird: Jeder sollte wissen, dass die Beamten nur ihre Arbeit machen.”

Polizei in Bayern: Harmlose Kontrollen eskalieren

Die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt Köhnlein und fährt fort: “Wir sind davon besonders betroffen und spürendie Auswirkungen buchstäblich am eigenen Leib. Wir werden wie gestern auch bei ganz alltäglichen Routinekontrollen angegriffen. Scheinbar harmlose Kontrollen eskalieren plötzlich, rücksichtslose Täter machen ohne Vorwarnung von der Waffe Gebrauch.”

Dieses Phänomen werde im Lagebild Gewalt gegen Polizeibeamte jährlich dargestellt, so Köhnlein. Es gebe seit der Ersterfassung 2010 jährlich Steigerungen. Ein Abflachen der Gewaltkurve sei aktuell nicht zu erhoffen, sagt der Gewerkschaftsvorsitzende.

Schlimm findet Köhnlein, dass ein Teil der Bevölkerung den Doppelmord in den sozialen Medien öffentlich feiert. Zu Spendenaufrufen für den Täter sei es gekommen. Das zeige deutlich die Verrohung der Gesellschaft in manchen Teilen: die Polizei als Feindbild, wie Köhnlein erläutert.