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Wohnen

Zahl der Obdachlosen in Bayreuth steigt: “möchte mir keine Sorgen um Schlafplatz machen”

Obdachlos ohne festes Dach über dem Kopf – das gibt es auch in Bayreuth. Das Sozialamt beobachtet derzeit einen beunruhigenden Trend in der Stadt.

Ohne feste Wohnung oder obdachlos in Bayreuth – das gibt es. Die prekäre Situation sowie Menschen, die davon betroffen sind, fallen im Alltag kaum auf. Doch das heißt nicht, dass dieses Problem nicht existieren würde.

Das bt hatte die Gelegenheit, zwei Wohnungslosen in Bayreuth Fragen zu stellen. Sie berichten aus ihrem Alltag und verraten, was sie sich für die Zukunft wünschen.

Ohne Wohnung und obdachlos in Bayreuth

Ohne Wohnung in Bayreuth: Alljährlich im Winter rückt das Schicksal obdachloser Menschen in die breite Wahrnehmung. Wenn die Temperaturen fallen, wird das Leben auf der Straße zur besonderen Herausforderung. Auch in Bayreuth gibt es Menschen, ohne ein eigenes Dach über dem Kopf. Sie gewähren dem bt einen Einblick in ihre Gedanken. Lesen Sie auch: Im Jahr 2020 hat der Bayreuther Stadtrat der Erneuerung ihres Obdachlosenkonzepts zugestimmt.

Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos, hier muss unterschieden werden. “Wohnungslos ist, wer ohne Mietvertrag untergebracht ist oder wer sich in Heimen oder Notübernachtungen aufhält”, heißt es aus dem Sozialamt der Bayreuther Stadtverwaltung. “Obdachlos ist, wer ohne Unterkunft ist oder wem der Verlust seiner ständigen oder vorübergehenden Unterkunft unmittelbar droht.” Auch mit einer Unterkunft, die nach objektiver Betrachtung keinen menschenwürdigen Schutz bietet, zählt man als obdachlos.

Flucht vor der Polizei in die Unterkunft für Wohnungslose in Bayreuth

In der Cosima-Wagner-Straße gibt es in Bayreuth eine städtische Unterkunft für Wohnungslose; das Haus Cosima. Federführend ist dabei das Diakonische Werk der Stadtmission Bayreuth. Dort können 20 Personen untergebracht werden. Männer und Frauen leben auf getrennten Etagen. Frank B. und Marcus A. (Namen von der Redaktion geändert) leben derzeit in der Wohnungslosenunterkunft. Ihr Aufenthalt dort befreit sie technisch gesehen vom Status als Obdachlose.

B. lebt seit November 2020 im Haus Cosima. Gelegentlich hat er kleinere Arbeiten. Wenn nicht, dann ist er aktiv auf Arbeitssuche. “Dieses Wechselspiel wirkt sich natürlich auf meinen Alltag aus. Wenn ich keine Arbeit habe, bin ich die meiste Zeit hier im Haus; gerade in der kalten Jahreszeit. Bereits in der Vergangenheit berichtete das bt, dass immer mehr Familien in Bayreuth im Winter von Obdachlosigkeit betroffen seien.

Ein Handy ist wichtig, gute Freunde sind wichtiger

Probleme mit der Polizei haben A. nach eigenen Angaben ins Haus Cosima gebracht. “Ich wollte weg. Ich wollte nicht, dass die Polizei mich findet”, sagt er ohne genauer auf den Grund einzugehen. “Die Kinder, die in der Wohnung mit mir lebten, sollten nicht sehen, wenn die Polizei dort nach mir sucht. Über eine Suchtberatung kam ich ins Haus Cosima.” A. ist bereits seit Juni 2020 im Haus Cosima. In den Abendstunden arbeitet er regelmäßig. In der Freizeit lenkt er sich mit Fahrradfahren ab.

Ein Grundbedürfnis an materiellen Dingen haben beide. Ein eigenes Handy ist sowohl B. als auch A. wichtig. A. weiß aber auch, dass sehr gute Freunde mehr Wert sind. Davon hat er zwei. Wenn die Not besonders groß ist, helfen sie ihm auch schon mal mit Geld oder Essen weiter.

Obdachlos und der Traum von der eigenen Wohnung

Eine feste Wohnung ist für beide das große Ziel, das sie erreichen möchten. Für B ist das Gefühl wichtig zu spüren, dass es “seine” Wohnung ist, unabhängig von Besitz oder Miete. Eine eigene Wohnung bedeutet für ihn eine Sorge weniger: “Ich möchte mir keine Sorgen um einen Schlafplatz machen müssen.”

Für A. bedeutet die eigene Wohnung ein Gefühl von Sicherheit. “Dort habe ich meine Ruhe. Eine Wohnung bietet Platz für mich selbst, damit ich besser zu meinem inneren Gleichgewicht finde.” Eine eigene Wohnung ist dann auch der größte Wunsch von A. für die Zukunft. “Eine Wohnung und ein bisschen weniger Pech”, fügt er an.