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Artenschutz
“Nachtaktiver Bierliebhaber“: Bedrohtes Tier fühlt sich in oberfränkischen Kellern wohl
von Benedikt Günther
Der „nachtaktive Bierliebhaber“ ist eine gefährdete Schneckenart – die sich aber in vier Kellern in Oberfranken hält.
Der „nachtaktive Bierliebhaber“ steht auf der roten Liste. Offenbar vermehrt er sich zumindest an wenigen Orten im Bierland Oberfranken.
Bierschnegel hat Tradition
Welches Bier der „Bierliebhaber“ am liebsten mag, ist nicht bekannt. “Wir wissen aber schon mal, dass sie kein alkoholfreies Bier mögen“, sagt Naturschützerin Marlene Klisa vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Coburg. Sie begleitet den „Bierliebhaber“ bei seiner Neu-Ansiedlung im Coburger Land.
Bei dem “Bierliebhaber” handelt es sich um den sogenannten “Bierschnegel”, eine Nacktschneckenart. Er fühlt sich nicht in Gartenbeeten wohl, sondern in kalten, feuchten Kellern. Damit war er früher in vielen Bierkellern zu Hause – so auch im Bierland Oberfranken.
Moderne Keller sind zu isoliert, die Feuchtigkeit fehlt. Eine Ausnahme bilden vier Keller im Coburger Land, wo der „Bierliebhaber“ sich anscheinend wohlfühlt. Lesen Sie auch: Das traditionelle Bayreuther “Eichala” soll gerettet werden.
Aktion im Coburger Land
Nur vier tatsächliche Nachweise für Bierschnegel gab es im vergangenen Jahrhundert in ganz Bayern, so der LBV. Die letzte stamme aus Coburg und sei bereits von 1994. Also startete der LBV im Jahre 2020 eine Aktion, um den Bierschnegel zu stärken.
Irmgard Schuster vom LBV Würzburg entdeckte Bierschnegel in ihrem eigenen Hinterhof und tauschte sich dann mit der Coburger Abteilung des Vereins aus. Dann brachte Schuster auf eigene Faust 200 Exemplare ins Coburger Land, wo sie in drei aufgelassenen Bierkellern angesiedelt wurden. Die Keller wurden davor umfänglich in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit getestet.
Coburger Bierschnegel vermehren sich
Rund vier Jahre später gedeihen die Schnecken in mittlerweile vier Kellern im Coburger Land, wie Marlene Klisa vom LBV Coburg gegenüber dem bt bestätigte. Dort seien die Bedingungen möglichst nah an den alten Bierkellern, in denen früher die großen Holzfässer gelagert wurden.
Der Schneckenbestand wird regelmäßig kontrolliert und auch gefüttert. Eine genaue Bestandszählung gestalte sich zwar schwierig, weil der Bierschnegel hauptsächlich in Spalten lebe und die Keller sehr verwinkelt seien, man habe aber auch schon Jungtiere entdeckt – eine positive Entwicklung.
Situation “sehr schwierig”
Auch wenn das Projekt des LBV Coburg also zu gelingen scheint, ist es laut Marlene Klisa schwierig einzuschätzen, ob der Bestand so überall erhalten werden könnte.
“Es wäre schön, wenn die Tiere sich von selbst halten würden”, sagt die Naturschützerin. Die Lebensräume wiederherzustellen aber sei “sehr schwierig“. Denn die alten, feuchten Keller gebe es kaum noch. Zudem wisse man nicht, ob die Tiere überhaupt wandern könnten und würden, da ein Keller immer ein abgeschlossenes System sei.
Ob die Coburger Keller als Pilotprojekt für die Erhaltung des Bierschnegels dienen können, ließe sich daher also nicht sagen.
Bier auf modrigen Holzscheiten sorgt für Futter
Aktuell bräuchten die Schnecken auch die Betreuung durch den LBV. Neben der Bereitstellung von Futter sorgen die Verantwortlichen dafür, dass es im Keller feucht bleibt. Unter anderem dadurch, dass modrige Holzscheite mit Bier übergossen und im Gewölbe platziert werden. Dadurch bilden sich Pilze, von denen der Bierschnegel sich ernährt – ganz wie früher auf den alten Bierfässern.
NABU will „Bierliebhaber“ schützen
Der „Bierliebhaber“ ist dennoch weiter vom Aussterben bedroht. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ruft auf, alle Sichtungen der Tiere umgehend zu melden, um so den Überblick über den Bestand zu behalten und diesen sichern zu können.
Mithilfe einer eigens eingerichteten Web-App kann jeder, der das Tier in der Wildnis sieht, die Sichtung melden.