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Ostern

Ostern in der Ukraine: Eine Bayreuther Studentin aus Kiew erzählt

Die junge Ukrainerin Arina Pavliuk, die in Bayreuth studiert, erzählt von den Oster-Traditionen in ihrer Heimat. Und wie der Krieg das Fest überschattet.

Sie studiert in Bayreuth, besucht aber gerade ihre Eltern in Kiew: die 20-jährige Arina Pavliuk. Sie hat dem bt erzählt, wie ihre Familie Ostern feiert – auch im Krieg.

Osterfest im Kriegsgebiet

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat der Landkreis Bayreuth ungefähr 1.200 ukrainische Flüchtlinge registriert. Sie kommen aus einem Land, das mehrheitlich christlich-orthodox ist, weshalb sie genauso wie wir in Deutschland Ostern feiern. Doch die Traditionen unterscheiden sich deutlich.

Arina Pavliuk gehört der ukrainisch-orthodoxen Kirche an. Sie kommt aus Kiew, seit April 2021 wohnt sie in Deutschland und studiert an der Universität Bayreuth. Momentan hat sie Semesterferien und besucht ihre Eltern in Kiew. Auch dort steht das Osterfest bevor – wenn auch an einem anderen Tag als bei uns.

Brot und Wasser am Karfreitag

Für viele Deutsche gilt Fisch als traditionelles Karfreitagsgericht. In der orthodoxen Kirche wird am Freitag vor dem Osterfest noch das sogenannte “Große Fasten” gehalten, sagt Arina dem bt. Deshalb ist es üblich, an diesem Tag besonders streng zu fasten. “Es ist äußerst streng verboten, an diesem Tag etwas zu essen, außer Brot und Wasser”, sagt Arina.

Die großen Festspeisen

Der Karfreitag, wie auch die anderen Feiertage vor Ostern, werden genutzt, um die Speisen für das Fest vorzubereiten. Da am Ostersonntag das Große Fasten endet, werden an diesem Tag viele Fleischgerichte gegessen. Dazu zählen beispielsweise hausgemachte Wurst, Buzhenyjna (Schweinebraten) oder Kholodetz, eine Art von Sülze.

Außerdem wird an Ostern traditionell das ukrainische Osterbrot “Paska” gegessen, ein süßes Milchbrot. “Je nach Tradition in der Familie oder Region wird sowohl eine runde Brotpaska als auch eine pyramidenförmige aus Quark gebacken. Die Brotpaska wird oft mit weißer Spritzglasur und bunten Streuseln dekoriert.”

“Christus ist auferstanden!”

“Auf der Quarkpaska schreibt man oft ‘XB’, was den Gruß ‘Christus ist auferstanden!’ wiedergibt”, erklärt Arina. “Christus ist auferstanden” ist der Ostergruß, den sich die Christen der orthodoxen Kirchen gegenseitig wünschen – ähnlich wie das “Frohe Ostern” bei uns. Lesen Sie auch: Ein Osterbrunnen aus dem Landkreis Bayreuth erzählt eine berührende Geschichte.

Wann feiert die Ukraine Ostern?

Die orthodoxe Kirche folgt dem julianischen Kalender – eine frühere Version unseres heutigen, gregorianischen Kalenders. Der julianische Kalender ist 13 Tage “hinterher”. Deswegen feiern die Ukrainer nicht am selben Sonntag Ostern wie wir in Deutschland. Dieses Jahr ist der orthodoxe Ostersonntag am 16. April.

Segnung des Osterkorbs

Orthodoxe Christen gehen an Ostern nachts oder sehr früh am Morgen in die Kirche für die Osterspeisensegnung, erklärt Arina gegenüber dem bt. “Je nach Region werden unterschiedliche Lebensmittel in den Osterkorb gelegt, normalerweise gefärbte Eier, Paska, hausgemachte Wurst oder Fisch, Rotwein, Salz und/oder Zucker, Käse und so weiter.”

Der Segnung folgt die Kreuzprozession, bei der man sich mit dem Ostergruß begrüßt. Arina erklärt diesen Gruß: “Man sagt zueinander ‘Христос воскрес!’ (übersetzt: ‘Christus ist auferstanden!’), und die Antwort lautet ‘Воістину воскрес!’ (übersetzt: ‘Er ist wahrhaftig auferstanden!’).”

Bunte Eier, aber kein Osterhase

Nach dem Kirchgang werden im Familienkreis die vorbereiteten Speisen gegessen. Im Gegensatz zu Deutschland “müssen” die Kinder keine Eier oder Osternester suchen. Es gibt in der Ukraine auch keinen Osterhasen, der diese verstecken könnte.

Bunte Eier gibt es an Ostern trotzdem. Auch in der Ukraine ist es ein Brauch, diese in der Vorosterzeit zu färben und dann auf unterschiedliche Weise, oft sehr aufwendig, zu dekorieren. Außerdem, erzählt Arina, gibt es in der Ukraine am Ostersonntag ein Spiel, bei dem man versucht, die Eier zusammenzustoßen, ähnlich wie beim “Ostereiertitschen”.

Ausgangssperre und Bomben

Letztes Jahr fand das orthodoxe Osterfest am 24. April statt – genau zwei Monate nach Kriegsbeginn. Deshalb gab es in der Zeit – je nach Region – unterschiedliche Ausgangssperren zwischen 22 und 5 beziehungsweise 6 Uhr, erklärt Arina.

Die Ausgangssperren wurden jedoch in der Nacht vor Ostern in einigen Städten im Westen der Ukraine aufgehoben, damit die Menschen den Gottesdienst besuchen konnten. In den Gebieten, in denen die Gefahr besonders hoch war, fanden die Gottesdienste vor und nach der Ausgangssperre statt. Außerdem konnte man diesen auch online verfolgen.

Doch auch an Ostern verschwand die Gefahr des Kriegs nicht. So erzählt Arina: “Die Situation blieb jedoch immer noch gefährlich, und es gab sogar am Tag selbst einen Bombenanschlag auf ein Wohnhaus in Odessa.”