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Homosexualität

Schwuler Politiker aus Bayreuth spricht über den Pride Month Juni – und äußert einen großen Wunsch

Der Juni ist der Monat der LGBTIQ-Bewegung. Ein Politiker aus Bayreuth sagt, wieso es gut ist, dass es den Pride Month gibt – und warum nicht.

Seine sexuelle Identität entdecken und frei leben können – das ist das große Anlegen der LGBTIQ-Community. Die gibt es auch in Bayreuth.

Ein schwuler Kommunalpolitiker aus Bayreuth verrät dem bt, warum der Juni als sogenannter Pride Month viel Segen, aber auch ein bisschen Fluch ist.

Pride Month Juni: Schwuler Politiker aus Bayreuth spricht über dessen Bedeutung

Im Juni geht es bunt zu. Die Regenbogenfahne als Symbol der queeren Community ist häufiger sichtbar als zu anderen Zeiten des Jahres. Auch in und um Bayreuth wurde sie zuletzt vor Behörden gehisst. Warum ist das so? Und was bedeutet queer überhaupt? Ein schwuler Mann, der sich am politischen Diskurs in Bayreuth beteiligt, klärt auf.

“‘Queer’ kommt aus dem Englischen und schließt alle Personen ein, die durch ihre Art zu lieben und zu denken einen Gegensatz zur Heterosexualität darstellen”, erklärt Sebastian Kropp. Kropp ist 31 Jahre alt, kommt aus Brandenburg und ist 2019 nach Bayreuth gezogen.

Kropp ist stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes in Bayreuth. Zudem ist er Vorsitzender der 2021 gegründeten Arbeitsgemeinschaft SPD queer in Oberfranken. Kropp lebt offen homosexuell in Bayreuth. “Der Juni ist für die LGBTIQ-Community (schwul, lesbisch, bi-, trans- und intersexuell sowie queer) von großer Bedeutung, weil zu dieser Zeit weltweit die meisten Christopher Street Days stattfinden”, klärt Kropp auf. “Auf diesen offenen Festen machen Schwule, Lesben und Co. auf sich und ihre Anliegen aufmerksam.”




Diskriminierung von LGBTIQ-Menschen als wachsendes Problem mitten in Europa

Der Juni ist also grundsätzlich gut, um das Thema der Nicht-Heterosexualität ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Auch jene Menschen, bei denen dieses Thema nicht so vordergründig präsent sei, würden so mehr über sexuelle Vielfalt erfahren und sie gutheißen können. Bereits 2021 wurde die Forderung an die Stadt Bayreuth gestellt, die Rechte der queer community zu stärken.

“In Deutschland stehen wir mit der LGBTIQ-Bewegung vergleichsweise gut da, was unsere Rechte angeht”, blickt Kropp über die Landesgrenzen. Er nennt Länder, in denen Rechte und Wahrnehmung nicht diesen Stellenwert haben oder sogar in Gefahr sind. “Ungarn und Polen sind in der nächsten Nachbarschaft Deutschlands zwei Länder, in denen Menschen, die von der sexuellen Norm abweichen, systematisch benachteiligt werden. Dort bemüht man sich im gesellschaftlichen Diskurs LGBTIQ-freie Zonen.” Was Kropp meint: Der Alltag jener Menschen, die sich der Community zugehörig fühlen, soll erschwert werden. In Ungarn wurde beispielsweise 2021 ein Gesetz verabschiedet, wonach in der Schule nicht-heterosexuelles Leben nicht thematisiert werden darf. “Junge Menschen, die etwa schwul oder lesbisch sind, haben keinen Ankerpunkt, um sich informieren und orientieren zu können”, klagt Kropp. Auch interessant: Auf der Suche nach dem Mann fürs Leben ist ein junger Mann aus Bayreuth im Fernsehen aufgetreten.

Leben abseits der Heterosexualität: Das wünscht sich Sebastian Kropp aus Bayreuth

Deutschland sei nach Kropps Befinden wie bereits erwähnt vergleichsweise fortschrittlich. Das Gesetz zur Homo-Ehe in Deutschland sei hier ein Meilenstein der sexuellen Selbstbestimmung gewesen. Dennoch warnt Kropp: “Wir als Gesellschaft müssen aufpassen, dass wir nicht wieder ins Gegenteil kippen.” Er meint damit wachsende Ressentiments, eine latente Homophobie und Unaufgeklärtheit ganz allgemein. Lesen Sie auch: Eine Bayreuther Stadträten sagte dem bt in der Vergangenheit: “Ich bin queer.”

Ein anderes Thema, das Kropp umtreibt, ist Blutspenden. Dort sind Homosexuelle Menschen bislang ausgeschlossen. “Es muss unbedingt die Stigmatisierung homo- oder bisexueller Menschen bei der Blutspende enden. Es darf nicht sein, dass man extrem persönliche Fragen bei der Blutspende über sich ergehen lassen muss, weil man angibt in einer homosexuellen Partnerschaft zu leben, etwa wann man das letzte Mal homosexuellen Sex hatte.” Kropp findet solche Fragen erniedrigend, sie schneiden tief in die Privatsphäre ein, wie er findet.

“So gut es ist, dass wir unsere einschlägigen Symbole wie die Regenbogenfahne haben – so toll wäre es, wenn wir sie irgendwann nicht mehr im Kampf für mehr Rechte, sondern ausschließlich als Erkennungszeichen gebrauchen könnten”, wünscht sich Kropp.