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Bayreuth

Überschwemmungen in Bayreuther Saturnstraße – Was kann die Stadt unternehmen?

Die Anwohner der Bayreuther Saturnstraße kämpfen seit Jahren mit Überschwemmungen – kann die Stadt helfen?

Schon seit Jahren werden die Anwohner der Bayreuther Saturnstraße von Kellerüberflutungen heimgesucht.

Das Thema wurde am gestrigen Dienstag, dem 16. Januar 2024, im Bauausschuss thematisiert.

Häuser stehen unter Wasser

Die Stadträte Helmut Parzen und Mirko Matros (beide CSU) brachten die Sorgen der Bewohner der Saturnstraße per Antrag in den Bauausschuss ein. Anlass waren Ereignisse vom 17. August 2023, als die Häuser Saturnstraße 1 bis 15 zum wiederholten Male unter Wasser standen.

Grund dafür war der anhaltende Starkregen mit 60 mm Niederschlag innerhalb einer Stunde. Zum Vergleich: diese Menge fällt normalerweise durchschnittlich innerhalb eines Monats. Geht es nach den Anwohnern, sei es die Pflicht der Stadt, ihnen bei der Überschwemmungsthematik unter die Arme zu greifen.

Parzen und Matros brachten dafür auch einige Vorschläge ein, beispielsweise die Erweiterung des dortigen Kanals sowie eine größere Dimensionierung einer Rohrleitung unter der angrenzenden Kemnather Straße. Das Tiefbauamt hat in Person von Leiter Gisbert Röhle Stellung bezogen. Lesen Sie auch: Das Friedrichsforum bleibt eine Baustelle – wegen Probleme am Bau verzögert sich die Fertigstellung weiter.

Überschwemmungen halten seit Jahrzehnten an

Die Probleme in der Saturnstraße bestehen schon seit vielen Jahren. Im Antrag werden unter anderem Überschwemmungsereignisse aus 1981, 1988, 2003, 2006, 2007 sowie 2020 aufgezählt. Die Anwohner würden in einem “Gulli” wohnen, bei dem “das Wasser von allen Seiten” komme, so Helmut Parzen zu dem Antrag. “Da ist ein Loch und wer am tiefsten sitzt, kriegt alles ab” – so seine Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten.

Tatsächlich liegt die Saturnstraße denkbar ungünstig tiefer als die angrenzenden Straßen und Grundstücke. Das Oberflächenwasser der Markur- und Kemnather Straße läuft ebenso dorthin ab wie das der B 22 sowie eines angrenzenden Feldes und eines Waldstücks. Der Kanal schaffe es nicht, das Wasser aufzunehmen – “Die Straße säuft ab” – so Parzen deutlich.

Den Bürgern würde aktuell nur zum Selbstschutz geraten, der wiederum mit hohen Kosten verbunden wäre. Es müssten bestehende Anschlüsse umgeleitet, gegebenenfalls auch eigene Sickerschächte eingerichtet werden. Mit einem Appell an das Baureferat sollte die Stadt zum Handeln aufgerufen werden.

Kanalnetz nicht für Starkregen ausgelegt

Baureferentin Urte Kelm nahm den Antrag wissend zur Kenntnis. Die Stadt sei sich bewusst, dass die Grundstücke in der Saturnstraße schon mehrmals unter Wasser kamen. Auch wurden bereits hydrotechnische Maßnahmen geprüft – mit dem Ergebnis, dass die vorhandenen Anlagen keinen zwingenden Sanierungsbedarf aufweisen.

“Es ist nun mal so, dass ein öffentliches Kanalnetz nicht so gebaut werden kann, dass es für alle Niederschlagsfälle ausgelegt ist”, so Klemm. Mit dem Starkregen käme der dortige Kanal zwar an seine Grenzen, da dies aber nicht der Alltag ist, kann auch keine Verbesserung vorgenommen werden.

Für diese Extremfälle sei daher “seit immer” geregelt, dass die Anwohner selbst in dafür Verantwortung tragen, sich vor Überflutungen dieser Art zu schützen – eben durch eigene Baumaßnahmen. Einzig aufgrund des Alters der Kanäle (rund 54 Jahre) könne man über eine Sanierung nachdenken, so Kelm weiter.

Hausanschlüsse sind Schuld

Gisbert Röhle, Leiter des Tiefbauamtes, ging weiter ins Detail. Er habe sich bereits seit 2020 mit den Problemen vor Ort befasst, obwohl es nie einen offiziellen Auftrag dafür gegeben habe. Trotz tiefer Gräben kam es immer wieder zu den Überflutungen. Auch ein Gutachten brachte nur die Gewissheit, dass der Stadt hierbei die Hände gebunden seien.

Egal welche Maßnahmen man unternehme, selbst wenn man “die Straße aufreißt und einen Kanal bis zum Main legt”, würde es trotzdem zu Überschwemmungen kommen. Grund sei einzig und allein der entstehende Rückstau des Wassers an den Hausanschlüssen – Grund dafür seien überfüllte Drainagen.

Bei den Selbstschutzmaßnahmen gehe es auch darum, diese Drainagen “abzukoppeln”. Seit 2017 sei es vorgeschrieben, dass diese stattdessen an Sickerschächte angeschlossen werden, um das Abpumpen in den Kanal zu gewährleisten.

“Leute saufen ab”

Im Plenum war man sich einig, dass man gerne helfen möchte, anhand der Darstellung von Gisbert Röhle wurde aber auch deutlich, dass man keine konkreten Pläne habe, wie die Stadt selbst eingreifen könnte. Für das Frühjahr wurde immerhin eine Infoveranstaltung für die Anwohner der Saturnstraße angekündigt – dort sollen diese sich über die Selbstschutzmaßnahmen informieren können.

Auch auf Nachfrage der Antragssteller betonte Röhle mehrfach, dass die Stadt die Kanäle regelmäßig überprüfe und auch keine Fehlplanung vorliege. Man habe beim Bau der Kanäle vor über 50 Jahren nicht einschätzen können, dass es immer öfter zu Starkregen kommen würde.

Wirklich zufrieden mit dem Ausgang des Tagesordnungspunkts waren die Antragsteller wohl kaum. Anwesende Anwohner verließen den Sitzungssaal ernüchtert, Helmut Parzen fand noch einmal deutliche Worte: “Die Leute saufen ab!”. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger versicherte am Ende, dass man sich bemühe, den Schaden in der Saturnstraße zu begrenzen. Man sollte “auf jeden Fall Vorsorge treffen”.