Die Geschichte von Bayreuths „leichten Reitern“
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Stolz, mutig, romantisch und ziemlich frech
Unteroffiziersrennen am Lainecker Exerzierplatz 1907. Foto: Stadtarchiv Bayreuth
Im Manns-Bräu vor 100 Jahren. Foto: Archiv Stephan Müller
In vollstem Carrière über den Marktplatz
Sepp Förstl, Reiter bei dem 6. Königlich Bayerischen Chevaulegers-Regiment . Foto: Archiv Stephan Müller
Der Reiterbrunnen am Sternplatz
Der Reiter Brunnen am Sternplatz. Foto: Stephan Müller
Die Aufschrift auf dem Brunnen macht jedoch nachdenklich. „Zu Erinnerung an das Kgl. Bayer. Chevaulegers Regiment und dem Gedächtnis seiner Toten, die freudig ihr Leben für König und Vaterland hingaben“. Wenn man sich überlegt, dass die Bayreuther 1866 als bayerische Kavllerie gegen die Preußen gekämpft haben, vier Jahre später zusammen mit den Preußen im Deutsch-Französichen Krieg waren und von 1914 bis 1918 im 1. Weltkrieg für den Deutschen Kaiser kämpften, handelt es sich schon um eine sehr makabere Feststellung. Aus den ersten Weltkrieg kehrten neun Offiziere, neun Unteroffiziere und 79 Chevaulegers nicht nach Bayreuth zurück.
Glückliche Rückkehr
Auch Sepp Förstl, der seine Anna geheiratet hatte und sich von 1908 bis 1912 über vier fröhliche Kinder freuen konnte, musste ab 1914 im 1. Weltkrieg dienen. Nicht mehr als leichter Reiter, sondern als Mineur. Anna blieb mit Konrad, Margarethe, Otto und Josef in Bayreuth zurück.
Sepp Förstl mit seiner Frau Anna und den Kindern. Foto: Archiv Stephan Müller
Joseph Förstl hatte Glück. Er kam unbeschadet aus dem Krieg heim. In Bayreuth bekam er ein Anstellung als Kutscher und Gärtner bei der Familie Teuscher, die eine Bonbonfabrik im „Prinzessinnenhaus“ in St. Georgen betrieben. Als die ersten Autos in Bayreuth einzogen, wurde aus dem Kutscher ein Chauffeur mit Mütze. Er war der Fahrer von Teuschers Schwiegersohn Wilhelm Koch, der nicht nur die „Zuckerfabrik“ übernahm, sondern auch Präsident der Industrie- und Handelskammer war.
Der Kunz, die Gretel, der Otto und der Sepp hatten als Kinder ein glückliches Leben im Prinzessinenhaus. Im Nebengebäude hatten sie eine große Wohnung, einen riesigen Garten und in den Fässern der Bonbonfabrik gab es immer Reste zum „Lutschen“. Wilhelm Koch behandelte die vier Förstls-Kinder wie seine eigenen. So bekamen sie von „Herrn Koch“ – so wie er es bei seinen gleichaltrigen Kindern handhabte – immer eine Mark oder fünfzig Pfennige, wenn sie gute Noten nach Hause brachten.
Sepp Förstl als Chauffeur. Foto: Archiv Stephan Müller
Text: Stephan Müller
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