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Bayreuth

Erlanger Straße und Eisstadion: Hier zählt die Stimme der Bürger

von Benedikt Günther

Bayreuth 85 soll die neue Plattform von und für Bayreuths Bürger sein. Dort kann man über die aktuellen Themen in der Stadt diskutieren.

Seit kurzem können die Bayreuther Bürger sich bei Bayreuth 85 kritisch zu aktuellen Themen äußern.

Das bt sprach mit Gründer Bodo Löppert über seine Ziele und Ideen.

Löppert: “Wer nicht fragt, bleibt dumm”

Unter dem Motto “Mund aufmachen – statt Protest wählen” existiert seit November 2023 die Website Bayreuth85.de. Dort findet sich ein Forum, in dem über aktuelle Geschehnisse in Bayreuth diskutiert und abgestimmt werden kann. Gestartet wurde das Projekt von Bodo Löppert, unter anderem Geschäftsführer des Eventdienstleisters “muviwete”. “Ich will die Meinung der Bayreuther erfahren”, so Löppert gegenüber dem bt.

Grundsätzlich lebe der Begründer nach dem Motto: “Wer nicht fragt, bleibt dumm”. Laut ihm wäre es interessant zu wissen, was die Bayreuther Bürger denken, gerade in Bezug auf die Politik der Stadt. Besonders die kontroversen Themen, wie der geplante Umbau von Erlanger- und Bismarckstraße, sowie die Situation rund um das Bayreuther Eisstadion sollen diskutiert werden.

“Wenn einer eine Meinung hat, reicht das nicht. Wenn es aber 100 oder auch 1000 mit der gleichen Meinung sind, ist das was anderes”, erklärt Löppert grundlegend seine Absichten. Die Umfragen seien dabei aber weder repräsentativ noch ein Bürgerbegehren. Für den Anfang spricht er lediglich von einem “Meinungsbild”, bei dem möglichst viele Bürger abstimmen sollen. Lesen Sie auch: In Bayreuth eröffnet bald der größte Trampolinpark Oberfrankens.

Ausgaben der Stadt hinterfragen

Löppert ist sich bewusst, dass dahinter viel Arbeit steckt. “Sowas geht nicht von heute auf morgen.” Gegenüber dem bt zieht er den Vergleich zu einem Marathon und sagt, dass jetzt gerade mal der erste Kilometer geschafft sei. Jetzt sei es an der Zeit, möglichst viele Leute zu mobilisieren und zum Abstimmen zu bewegen.

Die Idee gab es schon länger. Ein wichtiger Auslöser für Löppert war unter anderem, dass die Stadt ein Projekt zur Unterstützung der lokalen Sportvereine laut ihm nicht finanzieren wollte. Konkret ging es dabei um die Zahlung der Mitgliedsbeiträge für Kinder – auch Privatpersonen, wie Löppert selbst, wollten dies bezuschussen. Am Ende sei es aber am fehlenden Haushaltsbudget gescheitert.

Nachforschungen im Haushaltsplan

Dies habe Bodo Löppert neugierig gemacht. Durch Nachforschungen stellte er fest, dass die Stadt Bayreuth schon 2010 Pläne gehabt haben soll, mit denen “Millionen gespart werden könnten”, so Löppert. Der Betriebswirt spricht davon, dass eine Haushaltskonsolidierung  zwar möglich wäre, sich aber niemand bei der Stadt darum kümmern würde. Dringend brauche es hier Fachleute, die an den Ausschusssitzungen teilnehmen müssten – und in beratender Funktion tätig wären.

Seiner Meinung nach wird an mehreren Stellen “Geld ausgegeben und das nicht hinterfragt”. Vor allem in Sachen Personal könne die Stadt Bayreuth Kosten einsparen. Laut Löppert habe man einen Jahresetat von 320 Millionen Euro – 100 Millionen davon würden rein durch Personalkosten verschlungen. “Es gäbe hier Wege zu sparen, aber dennoch Leistung zu erbringen”. Ein konkreter Vorschlag seinerseits ist die Einrichtung eines Service-Centers im Rathaus, mit dem seiner Meinung nach gleich mehrere Stellen eingespart werden könnten.

Weiterhin stellt Löppert in Frage, wieso es bei Stadt und Landkreis Bayreuth eine unterschiedliche Finanzierung mancher Dienstleister gebe. Während der Landkreis Dritte für die Müllentsorgung engagiert habe, würde die Stadt diese selbst übernehmen – und dadurch mehr bezahlen.

“Auf den Aufreger gewartet”

Löpperts großes Ziel ist auf lange Sicht die Einführung eines Bürgerhaushalts in der Stadt Bayreuth. Die Bayreuther sollen also in der Lage sein, mitzubestimmen, wo das Geld ausgegeben wird. Dafür können Vorschläge und Anträge eingebracht werden, über die die Stadt abstimmen muss – sprechen sich die Verantwortlichen gegen einen Vorschlag aus, muss diese Entscheidung auch entsprechend gerechtfertigt werden.

Um zu erkennen, welche Themen den Bayreuthern besonders am Herzen liegen und welche Meinungen dazu kursieren, dient Bayreuth85 als Diskussionsforum. Bodo Löppert hat dabei auf einen konkreten Anlass gewartet. Mit den Umbauplänen zur Erlanger- und Bismarckstraße sei jetzt der perfekte “Aufreger” gekommen. Auch die aktuelle Situation um das Bayreuther Eisstadion, bei der die Rolle der Stadt schon länger kritisiert werde, sei ein Auslöser gewesen.

Ein großer Wunsch Löpperts ist, dass ein “offenes System” etabliert wird. Es gäbe “genug Bayreuther mit Fachwissen”, womit man einen Bürgerhaushalt effektiv nutzen könnte. Der Stadtrat solle dabei “keine Angst haben”, denn die repräsentative Demokratie würde keineswegs gefährdet. Vielmehr soll es um eine bessere Zusammenarbeit gehen.

“Wenn alle sagen, ich soll Bayreuth85 einstellen, mache ich das”

Der gelernte Veranstaltungsmeister Bodo Löppert sagt: “Ich will sichtbar machen, dass viele Politiker nichts tun, obwohl sie können.” Man baue mit Bayreuth 85 jetzt etwas auf, die Rede ist von Feedback und einer Art Netzwerk. Es soll der Anfang davon sein, “die Meinung sichtbar zu machen” – so Löppert.

Sein Anliegen nimmt er dabei wörtlich: Sollten die Bürger der Meinung sein, dass das Projekt eingestellt werden solle, würde das auch geschehen: “Wenn alle sagen, ich soll Bayreut85 einstellen, mache ich das”, sagt Löppert gegenüber dem bt.

Als nächster Schritt stehe jetzt aus, die Bayreuther Vereine direkt anzusprechen und mit ins Boot zu holen. Diese würden stark unter der aktuellen Aufteilung des Haushaltsgeldes leiden und seien auf Finanzierung aus dem Haushalt angewiesen. Aus dem Geld, das die Stadt potentiell sparen könne, solle dann der Bürgeretat entstehen. “Der Bayreuther muss am Ende entscheiden können”, sagt Löppert über seinen Kerngedanken.