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Verkehr

Streit um Radweg in Bayreuth offenbart großes Problem der Stadt – und erinnert an einen grausamen Mord

Die mögliche Beleuchtung des Radwegs in Bayreuth zwischen Oberkonnersreuth und Wolfsbach scheitert im Bauausschuss (07.12.2021) an einem großen Problem der Stadt.

Der Fahrradweg in Bayreuths Süden zwischen Oberkonnersreuth und Wolfsbach soll beleuchtet werden – wenn es nach einem Stadtrat geht.

Doch der hat die Rechnung ohne die Stadtverwaltung gemacht. Auch ein aufwühlender Mord spielt in der emotional geführten Debatte plötzlich eine Rolle.

Radweg in Bayreuth: Ohne Beleuchtung nicht sicher?

Der Fahrradweg zwischen Oberkonnersreuth und Wolfsbach liegt abseits der Straße im Dunkeln. Das will CSU-Stadtrat Mirko Matros ändern. Radfahrer würden sich dort nicht sicher fühlen, begründet er. Die Städtische Baudirektorin Urte Kelm dagegen empfiehlt dem Bauausschuss des Stadtrats am Dienstag (7. Dezember), den Antrag abzulehnen – mangels Ressourcen.

“Ein grundsätzliches Konzept bei der Beleuchtung von Fahrradwegen in Bayreuth wäre zielführend”, sagt Kelm zur Begründung ihrerseits. Deshalb solle man am Stadtrand nicht “vorpreschen” – zumal der Radweg nicht im Unterhaltsbereich der Stadt, sondern der Bundesrepublik liegt. Personelle Engpässe im Baureferat seien zudem bekannt. Damit wiederum will sich der Dr. Stefan Specht von der CSU nicht abfinden. “Es geht darum, zwei Stadtteile besser miteinander zu verbinden”, so der Fraktionsvorsitzende.

Fahrradweg in Bayreuth: 90 Prozent Förderung durch den Freistaat?

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger hakt ein: Noch im Dezember will der Freistaat Bayern einen Fördertopf auflegen. Damit sei bei Erfolg eine Förderung von 90 Prozent der Kosten für die Beleuchtung zu stemmen. 10 Millionen will Bayern dafür ausloben, so der OB. Dr. Stephan Huttner (FDP) spricht sich als passionierter Radfahrer dafür aus, es zu versuchen, in die Förderung aufgenommen zu werden. Ein Landtagsabgeordneter aus Bayreuth will das Fahrrad zum beliebtesten Verkehrsmittel in Bayern machen.

SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Bauske schlägt sich auf die Seite von Kelm. “Es geht nicht ohne ein Gesamtkonzept. Es gibt genug Radwege in der Innenstadt, die zappenduster sind.” Auch Lichtsmog und Insektenschutz sind Themen, die Bauske nicht unterschätzt wissen will. Karsten Schieseck von der BG ist ebenfalls gegen die Beleuchtung, allerdings aus einem anderen Grund: Man dürfe die Mitarbeiter im Baureferent nicht auf Dauer überlasten. Man müsse diesen Radweg thematisch in die Zukunft schieben.

Ungeklärter Mord auf Radweg in Bayreuth

Antragsteller Matros wundert sich über die Prioritätensetzung Bauskes, Nach Matros’ Empfinden will Bauske Insekten mehr schützen als Menschen. Die könne es im schlimmsten Fall auf einem dunklen Radweg in Bayreuth das Leben kosten. Mit einem Schlag ist der Mordfall an Daniel W. vom August 2020 im Raum präsent – und mit ihm eine emotionale Debatte.

Grünen-Fraktionschefin Sabine Steininger berichtet, dass sie sich als Fahrradfahrerin bei Beleuchtung im Dunkeln viel sicherer fühlt. Laternen würde sie sich nicht verschließen. Lesen Sie auch: Im Kreis Bayreuth ist eine Frau nichts mit dem Rad gestürzt – weil ein Seil über den Radweg gespannt war.

Baureferat droht in Anträgen der Stadträte “zu ersaufen”

So tragisch der Mord an Daniel W. zwischen Oberkonnersreuth und der Uni gewesen sein mag, so sei es dennoch ein Einzelfall gewesen, kommt es von mehreren Seiten. Georg Kämpf von der BG unterstreicht mit deutlichen Worten die Arbeitsmenge im Baureferent. Dort brauche man einen Schnorchel, um nicht in unerledigter Arbeit “zu ersaufen”. Daher ist auch Kämpf ebenso wie Bauske für ein Ablehnen des Antrags.

Ein aufgewühlter Helmut Parzen (CSU) hält dagegen. “Es ist unser Recht, dass wir als Stadträte Anträge stellen dürfen. Sonst könne man gleich ein Jahr Stadtratsperre verhängen und nichts bewege sich.

Nach langer Diskussion folgen elf der 16 Stadträte dem Vorschlag Kelms. Eine Beleuchtung des Fahrradwegs nach Wolfsbach wird es nicht geben. Die Personalnot im Baurefererat löst das jedoch nicht – ebenso wenig wie den Mord an Daniel W.

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