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Preishammer bei Tankstelle im Kreis Bayreuth: Spritpreise drastisch gesenkt, um “die Menschen zum Lachen zu bringen”

von Maximilian Springer

Eine Tankstelle in Fichtelberg im Landkreis Bayreuth hat sich aufgrund der hohen Spritpreise entschieden, den Wahnsinn nicht mehr mitzumachen. Das bt hat beim Besitzer nachgefragt.

Die Spritpreise in Deutschland sind so hoch wie noch nie. Weit über 2 Euro pro Liter Diesel oder Super/Super E10 sind keine Seltenheit mehr, sondern die Regel.

Armin Kellner, der Besitzer der privat geführten Tankstelle “tanken & mehr” in Fichtelberg im Landkreis Bayreuth, hat das Heft in die Hand genommen: Bei ihm kosten die Kraftstoffe den ganzen Tag den gleichen, vergleichsweise erschwinglichen Preis. Das bt hat bei hm nachgefragt, was ihn zu der Aktion gebracht hat.

Tankstelle im Kreis Bayreuth mit außergewöhnlicher Preispolitik

Seit 1969 leitet Armin Kellner zusammen mit seiner Ehefrau die von seinem Vater im Jahr 1947 eröffnete Tankstelle. Man könnte ihn als Urgestein des Geschäfts bezeichnen – dieses Jahr steht das 75-jährige Jubiläum an. Seit Dienstag, 22. März 2022, kostet Benzin und zuerst auch Diesel bei ihm 1,99 Euro pro Liter, und zwar durchgehend. Die im Februar veröffentlichten “Rekorde” wirken keine zwei Monate später fast schon putzig.

Am Dienstagabend kündigte Kellner auf Facebook an, dass der Dieselpreis auf 2,09 Euro pro Liter erhöht werden muss. Diesel wäre ansonsten schlichtweg zu teuer, wie er dem bt im Gespräch verrät. Geplant sind die konstanten Preise noch bis Freitag, insbesondere eben Super und E10. Doch was hat Kellner zu dem Schritt getrieben?

“Spende an die Kunden”

Mit der Aktion will Kellner den Kunden entgegenkommen. Andere spenden dagegen öffentlichkeitswirksam und betreiben so Eigenvermarktung. Bei Kellner lautet die Devise dagegen “Spende an die Kunden”. Bei den schnellen Preisänderungen an den Tankstellen ergibt sich schnell Unzufriedenheit. An den Markentankstellen wird zentral über das Computersystem “17 mal am Tag” der Preis geändert. “Damit werden die Kunden doch verblödet”, sagt Kellner. Bei privaten Tankstellen dagegen, so auch bei “tanken & mehr”, seien es normalerweise feste Preise nach Einkaufspreis.

Mit den niedrigen Preisen mache Kellner zwar ein Verlustgeschäft: “Wenn wir das das ganze Jahr über machen, dann sind wir weg vom Fenster. Also wir langen da schon in unsere eigenen Taschen hinein.” Tatsache sei aber: “Das ist es uns wert, die Kunden sollen auch die Möglichkeit haben, günstig einzukaufen.”

Magische Grenze von 2 Euro muss unterboten werden

Hinzu kommt, dass Kellner, wie es das Schicksal so will, seine Vorräte genau auf dem Höhepunkt der Preise gekauft hat – und zwar zwei mal. “Ich habe mich fürchterlich geärgert.” Dennoch: Der Sprit muss verkauft werden, damit der Lieferant rechtzeitig abbezahlt werden kann. “Wir mussten zusehen, dass wir es los werden.”

Die 1,99 Euro, genau unter der so prominenten 2-Euro-Marke, seien dazu gedacht “damit wir Menschen zum Lachen bringen können.”




Gut Ding will Weile haben

Von den Pöbeleien an den Tankstellen habe Kellner in letzter Zeit nichts mitbekommen. Auch in Bayreuth musste man sich an der Tankstelle schon einiges anhören. Nach dem Beginn der Aktion dauerte es zwar etwas, bis die große Nachfrage kam, aber um die Mittagszeit sei es, so Kellner, “angeschwollen” und am Nachmittag gegen 15 Uhr hätten die Menschen schon länger warten müssen.

Vor Beginn der Aktion habe der erste Bürgermeister von Mehlmeisel im Spaß bei Kellner durchblicken lassen, dass am Ende sogar die Polizei abgestellt werden müsste, um den Verkehr zu regeln und Rückstau zu vermeiden.