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Gericht

“Dann zünde ich dich auch an”: Angeklagter im Lebenswerk-Prozess soll anderen Häftlingen gedroht haben

Am Montag, 24. Januar 2022, wurde die Gerichtsverhandlung um den mutmaßlichen Brandstifter der Behindertenwerkstatt “Lebenswerk” in Bayreuth fortgesetzt. Ein neuer Zeuge sagte aus – er steht selbst unter Verdacht.

Der sogenannte “Lebenswerk-Prozess” in Bayreuth beschäftigt seit nunmehr einem Monat das Landgericht. Der 26-jährige Manuel B. ist der Brandstiftung an der Werkstatt für Menschen mit Behinderung angeklagt. Es entstand ein Millionenschaden.

Am heutigen Montag, 24. Januar 2022, wurden weitere Zeugen vom vorsitzenden Richter Bernhard Heim sowie Staatsanwalt Alexander Böhmer und Verteidiger des Angeklagten Jochen Kaller vernommen. Darunter auch ein Angestellter des Lebenswerks, der in dem Fall verdächtig ist.

Lebenswerk Bayreuth: Angeklagter ein “ganz böser Kerl”

In der Verhandlung wurde zunächst ein ehemaliger Mithäftling des Angeklagten vernommen, der sich im Oktober und November 2020 mit ihm in der JVA in Bayreuth befand. Er hege nach eigener Aussage einen starken Groll gegen Manuel B., da dieser es auf ihn abgesehen habe. Der Angeklagte solle ihm angedroht haben, ihm eine Vergewaltigung anzuhängen, sobald er aus der Haft entlassen werde.

Manuel B. habe außerdem in der Haft erzählt, dass er die Behindertenwerkstatt in Laineck in Brand gesteckt habe, die Polizei allerdings nicht fähig sein werde “ihm auf die Schliche zu kommen”. Weiterhin habe der Zeuge den Angeklagten gegenüber einem anderen, ebenfalls behinderten Häftling sagen hören, dass er ihn “auch anzünden” werde. Dabei habe er eine Bewegung gemacht, die das Anzünden eines Streichholzes darstellte. In der Haft soll er außerdem verkündet haben, dass er der Feuerteufel von Bayreuth sei.

Brandstifter aus den eigenen Reihen? Neuer Verdacht beim Lebenswerk-Prozess

Der zweite geladene Zeuge am Montag war ein Angestellter des Lebenswerks, der seit 2019 in der Diakonie tätig ist. Dieser leide nach eigenen Aussagen an einer Schizophrenie, die dafür sorge, dass er sich an Dinge erinnere, die er gar nicht erlebt habe. Als er von Richter Heim gefragt wird, ob er das Lebenswerk in Brand gesetzt hat, folgt die Antwort: “Meines Wissens habe ich da keinen Brand gelegt.” Er könne sich allerdings auch nicht erinnern, wo er zum Tatzeitpunkt war und sagt von sich selbst “Ich habe kein Alibi.”

Seiner damaligen Freundin, die im Anschluss vor dem Gericht aussagte, soll er wenige Tage nach dem Brand im Lebenswerk von einem Großbrand erzählt haben. Es sei ihr so vorgekommen, als ob vor ihr jemand beichten möchte. Er habe außerdem von etwas Schlimmem gesprochen, das er zwar getan hätte, woran er sich aber nicht mehr erinnern könne. Dabei soll er auch Akten erwähnt haben, die bei dem Brand beschädigt worden seien. Tatsächlich wurden bei dem Brand im Haupthaus des Lebenswerks Akten beschädigt, allerdings könne der Verdächtige von diesen zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst haben, verliest Richter Heim die Dokumentation des Falles.

Die Zeugin sei ihrer Aussage nach während der Beziehung von dem Verdächtigen stark ausgenutzt und missbraucht worden. Er habe sie dazu manipuliert, ihre Aussage der Polizei gegenüber zurückzuziehen und habe sich im Laufe der Beziehung als gewaltbereit gezeigt. Für eine kurze Zeit wurde Manuel B. als Verdächtiger im Radweg-Mord in Bayreuth gehandelt.

Vorliebe zum Feuer?

In der Vernehmung des verdächtigen Angestellten des Lebenswerks kam weiterhin zur Sprache, ob dieser Gefallen an Feuer finde. Nach eigener Aussage könne man seine Krankenakte so lesen, dass er “gerne zündle”. Er habe in der Vergangenheit einen Mülleimer und Kontoauszüge angezündet. Er finde jedoch keinen Gefallen an Feuer aufgrund deren Unberechenbarkeit. Bei einer Hausdurchsuchung fand man Kaminanzünder in der Wohnung des Verdächtigen.

Eine seit 2007 im Lebenswerk tätige Sozialpädagogin konnte die Vorwürfe der Gewaltbereitschaft oder Aggressivität gegen den Verdächtigen nicht bestätigen. Er habe sich in der Einrichtung eher als beschützend gezeigt und Feuer sei bei ihm nie ein Thema gewesen. Jedoch soll er zum Zeitpunkt der Brandstiftung im August 2020 psychisch deutlich labiler gewesen sein und Verwirrungszustände gehabt haben, die er aktuell wesentlich besser im Griff habe. Das Amtsgericht Bayreuth verhandelte im Januar über schwere Brandstiftung.

Lebenswerk-Prozess in Bayreuth: So soll es weiter gehen

Die Gerichtsverhandlung wird am Dienstag (24. Januar 2022) um 9 Uhr fortgesetzt. Außerdem werden für die Verhandlung am 31. Januar. 2022 weitere Zeugen geladen. Hierbei dürfte auch die bessere Beurteilung der Rolle des Lebenswerk-Angestellten an der Tagesordnung stehen.