Das sind die Gesichter der Bayreuther Tafel
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Bereits im November 2004 hat die Bayreuther Tafel zum ersten Mal ihre Tore geöffnet und gab am Menzelplatz rund 125 Menschen die ersten Lebensmittel aus. Heute, 15 Jahre später, haben sich die Voraussetzungen enorm verändert. Seit 2013 findet man den Laden der Tafel Bayreuth in der Justus-Liebig-Straße. Alles ist jetzt größer und moderner. Im August wurde der Laden nochmals umgebaut. Jetzt gibt es mehr Platz für die Kunden, die Hygienevoraussetzungen wurden durch eine Kistenwaschmaschine verbessert und die Lampen auf LED umgestellt. Eines bleibt jedoch gleich: Ohne die Unterstützung der Ehrenamtlichen wäre die Arbeit bei der Tafel Bayreuth nicht möglich.
Knapp 140 Ehrenamtliche arbeiten hier, um den Betrieb am Laufen zu halten. bt-Redakteurin Susanne Jagodzik stellt einige von ihnen vor. Impressionen aus dem Lager der Bayreuther Tafel finden Sie über dem Text.
“Die Bereitschaft uns zu unterstützen ist etwas ganz Besonderes”
Ingrid Heinritzi-Martin, Vorsitzende der Tafel Bayreuth, schätzt die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer sehr. Die Tafel lebe aber auch von den Spenden der Lebensmittelmärkte und von Sach- und Geldspenden. Einen großen Teil der Ware holen die freiwilligen Fahrer der Bayreuther Tafel von den Supermärkten aus der Region. Aber auch von dem Zentrallager der Tafel Nürnberger Land werden Produkte an die Tafeln in Franken verteilt. Dann kommt es auch einmal vor, dass man Waschmittel bei der Tafel Bayreuth kaufen kann.
Die Bereitschaft uns zu unterstützen ist etwas ganz besonderes und nicht selbstverständlich. Das schätzen wir sehr. Ohne die Ehrenamtlichen wären wir nichts.
(Ingrid Heinritzi-Martin, 1. Vorsitzende Tafel Bayreuth e.V.)
“Vom Backsta zum Backsta-Käs”
Fahrer, wie Roland Motschiedler oder Günther Kühnemund, bringen die Lebensmittel dann zum Bayreuther Tafelladen. Diese müssen bereits bei der Abholung vor den Supermärkten auf Frische kontrolliert werden, bevor sie in die Kühlautos verladen werden.
Ich habe jahrelang bei BAT gearbeitet und wurde nun freigestellt. Jetzt helfe ich als Fahrer bei der Tafel mit. Es ist schön, zu wissen, dass man etwas gutes tun kann und gebraucht wird.
(Roland Motschiedler, Fahrer bei der Tafel Bayreuth)
Ich komme vom Backsta zum Backsta-Käs. Früher war ich Maurer und jetzt arbeite ich mit Lebensmitteln. Man braucht auch als Rentner gewisse Strukturen. Die habe ich hier. Durch ein Inserat 2014 wurde ich auf die Tafel Bayreuth aufmerksam. Jetzt helfe ich bereits seit fünf Jahren als Fahrer.
(Günther Kühnemund, Rentner)
“Die Leute sollen Freude an ihrem Einkauf haben”
Sobald die Ware an der Tafel Bayreuth ankommt, wird sie von den Freiwilligen vor Ort in den Räumen hinter den Kulissen sortiert. Obst und Gemüse, das nicht mehr in den Verkauf kann, wird dann in einer extra Kiste gesammelt und geht an den Gnadenhof.
Wir sortieren und ordnen die Ware so, dass man das Gefühl hat, in einem richtigen Laden zu stehen. Die Leute sollen sich wohlfühlen und Freude an dem Einkauf haben.
Seit sechs Jahren helfe ich hier in der Tafel aus. Es ist wichtig, die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung zu erkennen.
(Rosemarie Baierlein, Rentnerin)
Rosemarie Baierlein gehört mit 77 Jahren zu den ältesten Helfern. Doch das Alter merkt man der Rentnerin nicht an. Geschickt sortiert sie das Gemüse aus und lernt die jungen Nachwuchshelfer an. So auch die Studentin Sophie Gottlieb.
Ich bin heute erst das zweite Mal dabei. Durch eine Freundin in der Uni bin ich auf die Tafel aufmerksam geworden. Wenn man den ganzen Tag nur in der Bibliothek sitzt und lernt, ist das hier ein toller Ausgleich. Und mit meiner Arbeit kann ich auch noch Gutes tun.
(Sophie Gottlieb, Studentin an der Uni Bayreuth)
“Wir halten uns an alle Lebensmittelverordnungen”
Zweimal in der Woche, am Mittwoch und am Samstag, ist dann Ausgabetag. Am Tag vorher bedeutet das für die Ehrenamtlichen eine Menge Arbeit. Gerade gekühlte Ware muss schnell sortiert und eingeräumt werden.
Wir halten uns hier genauso an die Lebensmittelverordnungen wie die richtigen Läden. Da die Kühlkette nicht unterbrochen werden darf, muss es schnell gehen.
Besonders bei Wurst- und Fleischware kontrollieren wir stark. Was schon angetaut ist, wird weggeschmissen.
(Ursula Lammel, Gründungsmitglied der Bayreuther Tafel)
“Was wäre, wenn es die Tafel nicht gäbe?”
Die vorsortierte Ware wird dann am Tag vor der Ladenöffnung bereits in die Kühltheken oder die Regale im Ladenraum eingeräumt. Alles, was dort keinen Platz findet, wandert zurück in die Kühlräume. Von dort können dann bei Bedarf Produkte nachgereicht werden.
Mein ursprünglicher Gedanke war 1000 Sozialstunden zu leisten, um abzugsfrei in den Frühruhestand gehen zu können. Schnell habe ich aber gemerkt wie wichtig die Tafel Bayreuth ist.
Was wäre mit den Menschen und den Lebensmitteln, wenn es die Tafel nicht gäbe? Das muss man sich immer wieder vor Augen führen.
(Peter Skraban, Früh-Rentner)
Um die rund 250 Kunden, die an einem Ausgabetag zur Bayreuther Tafel kommen, zu registrieren und auch die weiteren Abläufe in dem Laden zu organisieren, arbeitet Stefan Kühnlein als Ladenleiter. Kühnlein ist seit Beginn der Bayreuther Tafel an Bord. Lange Zeit arbeitete er ehrenamtlich. Da sich nun aber die Strukturen veränderten und auch der Laden immer größer wurde, benötigte die Bayreuther Tafel einen hauptamtlichen Ladenleiter.
Es braucht jemanden, der sich um das Alltagsgeschäft kümmert. Oft haben unsere Kunden auch neben den Öffnungszeiten Fragen und Probleme. Dann gibt es eine extra “Sprechstunde”, in der die Menschen mit ihren Anliegen zu mir kommen können.
(Stefan Kühnlein, Ladenleiter Bayreuther Tafel)
Durch die Bayreuther Tafel profitieren bis zu 1.200 Menschen pro Ausgabe von den Lebensmitteln. Umso wichtiger ist es, dass es die Ehrenamtlichen der Bayreuther Tafel gibt, die anpacken. Doch gerade im Sommer fehlen oft wichtige Arbeitskräfte.
“Wir sind immer auf der Suche nach freiwilligen Helfern”
Daher freut sich die Vorsitzende Ingrid Heinritzi-Martin, dass auch immer mehr Studenten sich melden, um bei der Tafel mitzuarbeiten.
Der Laden hat eine günstige Lage. Wir sind nahe an dem Fahrradweg zur Uni. Dadurch werden die Studenten auf uns aufmerksam. Wir konnten inzwischen schon viele Studenten für unsere Arbeit gewinnen.
(Ingrid Heinritzi-Martin, 1. Vorsitzende Bayreuth Tafel e.V.)
Außerdem gebe es an den Gymnasien verschiedene Schülerprojekte, wie zum Beispiel das freiwillige soziale Schülerjahr, in dem man seinen Dienst in der Tafel Bayreuth absolvieren könne. Dadurch erhofft sich die Tafel Bayreuth stetig ehrenamtliche Nachwuchskräfte, die über die Zeit hinaus bei der Tafel arbeiten wollen.
Wer die Tafel Bayreuth unterstützen möchte, kann sich unter info@tafel-bayreuth.de über die verschiedenen Möglichkeiten informieren.