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Als ein Nachttopf zum großen Streit führte

Klarer kann der Sachverhalt im Gassenviertel zu Bayreuth nicht sein. Am 4. Juli 1675 schüttete der junge Vetterlein, abends, so kurz nach acht Uhr, in der Ochsengasse, wie es halt so üblich war, seinen vollen Nachttopf aus dem Fenster.

Der Inhalt “striff” den Hof-Musikanten Georg Carl, der dies (vermutlich lautstark) “mit Schelt-Worten scharff geahndet” hat, seinen Degen zog, in das Haus stürmte und dem Vetterlein eine ordentliche Tracht Prügel versetzte. Drei Tage später, am 7. Juli 1675, wurden mit dem Schneider Rathsam, dem Rathsherren Hirsch, dem Glaser Keck und dem Messerschmidt Fischer vier Zeugen über den Hergang der Schlägerei befragt.

Stephan Müller hat sich im Bayreuther Stadtarchiv das “Actum” mit den vier Zeugenaussagen angesehen.


Prügel für den Pfarrers-Sohn

In dem “Actum” wird also berichtet, dass der Hof-Musikus Georg Carl, am 4. Juli 1675 in der Ochsengasse “abends nach 8 Uhr” von einem ausgeschütteten “Cammerscherben”, also einem Nachttopf, erwischt wurde. Er zog seinen Degen, rannte die Stiegen hinauf, verschaffte sich gewaltsam Eintritt und versetzte dem “jungen Vetterlein”, dem Sohn des Bindlacher Pfarrers, eine ordentliche Tracht Prügel.

Die Kirchgasse, die sich heute von der Adlerapotheke bis zur Stadtkirche zieht, hieß früher Ochsengasse. Aus welchem Haus der Inhalt des Nachttopfes aus dem Fenster flog, lässt sich allerdings heute nicht mehr feststellen. Foto: Stephan Müller

Es war “ein großes Geschrey und Geschlag gewesen”. Klar, dass sich vor dem Haus “daselbst die Leuthe ziemblich versammlet” haben. Als Zeugen wurden der Schneider Hans Rathsam, der Glaser Leonhardt Keck, der Messerschmidt Balthasar Fischer und der Rathsherr Christian Hirsch geladen.

Leonhardt Keck sagte aus, dass “die Ursach für den Zanck und Schlägerey gewesen were, dass der junge Vetterlein während des “Fürbeygehen” des Musicantens den Cammerscherben herunter gegoßen hat. Dieser habe dies “scharff geahndet”, aber von oben wurden “Schelt-Wortten” herunter geworffen. Keck bestätigte, dass der Carl nichts gethan hat, aber “durch das Ausgießen und hernach erfolgtes wörtliches Injuriren aber were er böse gemacht worden” ist.

Ratsherr, Glaser und Messerschmidt mussten schlichten

Rathsherr Hirsch, Glaser Keck und Messerschmidt Fischer liefen ins Haus, um den Streit zu schlichten.

Sie trafen Carl “uff der Stiegen” an. “Was er da für Händel anfinge” wollte der Ratsherr wissen und “setzte ihn zur Rede”. Carl machte sich “dagegen unnütz” und “warff mit injuriosischen Wortten” um sich. “Was er sich um ihn schere” wollte der Carl vom Hirsch wissen. Anscheinend konnte der Musikus aber vom Ratsherrn beruhigt werden, denn Keck erzählte, dass “H. Hirsch ihm den Degen genommen habe und dann darnach beede zum Hauß hinaus ihrer Weg fortgangen weren”.

Stadtansicht Bayreuth 1686. Foto: Archiv Bernd Mayer

Alles gar nicht wahr

Der einzige Zeuge der die Schlägerei selbst gesehen hat, war Hans Rathsam. Der Schneider gab zu Protokoll, dass der Inhalt des Nachttopfs den Geschädigten gar nicht getroffen hat:

Der Cammerscherben, so doch nicht gros, gegen die Gaße ausgeleeret, da unten der Musicant, Carl genannt, und die Ammfrau beysammen gestanden, solle aber damit nicht getroffen worden seyn. Gleichwohl were gemeldter Musicant hinaff gelauffen, die Cammer aufgestoßen, den jungen Vetterlein zu Boden geworffen, auff ihn gekniet und mit Schlägen tractiret, darüber Deponent aus dem Bette gesprungen und abgewehret, habe Ihn mit dem Stiel über den Kopf geschlagen und sonst Ihm noch Stöß geben, darnach were H. Hirsch darzu kommen, daß er sich aus dem Hauß fortgemacht und seiner Wege gegangen, habe aber ziembliche Droh-Wortt schießen laßen.

(Protokoll Hans Rathsam)


Warnruf für den Nachttopfinhalt

Diese Art der Entsorgung, die unser guter Musikus in Bayreuth erleben musste, war bis zum Ende des Mittelalters in allen Städten gang und gäbe. Das Treppensteigen mitten in der Nacht war den Einwohnern zu lästig, vielleicht den älteren auch zu anstrengend oder die Gruben zu weit entfernt. Kurz: Es war den Bürgern, trotz des strengen Geruchs, der sich in den Gassen festsetzte, einfach nicht abzugewöhnen, dass sie ihr Sammelgut des nachts kurzerhand aus dem Fenster schütteten.

Foto: pixabay

Vorsicht, Wasser!

In dem Buch “Wo selbst die Kaiserin zu Fuß hinging – Das Kaleidoskop vom Klo” erfahren wir von Autor Ingolf Rheinholz, den Lösungsvorschlag schlechthin. Ein Lösungsvorschlag, der fast in allen Städten durchgeführt wurde. Ein lautstarker Warnruf:

So beschlossen die Stadtväter in Paris im 14. Jahrhundert, dass dreimal laut “Gare l’eau!”, also “Vorsicht, Wasser” gerufen werden musste, ehe die Ladung aus dem Fenster geschüttet wurde. In Edinburgh wurde diese Maßnahme mit dem “Gardy loo!” übernommen. Beide Warnrufe haben sich in Frankreich und Schottland bis heute als gängige Sprichwörter erhalten. Das “Gare l’eau!” bedeutet so viel wie “Kopf weg!”, das “Gardy loo!”: “Herrgott, sei uns gnädig”.

In Regensburg, so wusste ein Gästeführer dort zu berichten, rief man drei Mal auf französisch “attention”.

In Preußen, wie könnte es anders sein, wurde eine strenge Anordnung zu diesem Thema erlassen: “Da denen bisherigen Verordnungen zuwider sich viele Leute unterstehen, die Straßen durch Ausgiessung derer Nachteymer und Hinwerfung des Mülles zu verunreinigen”, machte das Preußische Policeydirectorium im Jahr 1771″zu jedermanns Achtung und Warnung hierdurch bekannt”, dass “dergleichen Personen künftig statt 2 Rthlr. mit 5 Rthlr. oder proportionirlicher Leibesstrafe belegt; über dem aber ohne Ansehen der Person an den Ort, wo sie betroffen werden, öffentlich mit einem Zettel vor der Brust ausgestellt” werden.


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Ein brasilianischer Italiener zieht in den Gasthof “Zum Oberen Tor”

Die Gaststätte “Zum Oberen Tor” galt jahrelang als gutbürgerliches, deutsches Lokal. Nach 30 Jahren ist nun aber Schluss. Stattdessen zieht ein Italiener mit einem besonderen Konzept in das Traditionshaus.

Unter dem Namen “Mozzarella e Basilico” bietet der Betreiber Jackson Roberto Carrer künftig sowohl italienisches Essen, als auch Burger an. Allerdings keine typisch amerikanischen Burger, sondern zubereitet nach italienischer Art.

Qualität ist uns wichtig. Lieber gibt es kleinere Mengen, aber dafür können wir ein hohes Maß an Qualität sichern.

(Jackson Roberto Carrer)

Besonders stolz ist Jackson Roberto Carrer auf den Steinofen, der mitten im Gastraum steht. Richtige italienische Pizza müsse aus dem Steinofen kommen, so Carrer.

Foto: pixabay

Jackson Roberto Carrer kam 2007 mit 17 Jahren nach Deutschland. Geboren wurde er in Brasilien, hat aber italienische Vorfahren und auch einen italienischen Pass. In Deutschland angekommen arbeitete Carrer zehn Jahre lang in der Eisdiele “Buonissimo”, bevor er in die Pizzeria “Il Peperoncino” in Bindlach wechselte.

Fabrizio Campisano brachte ihm dort alles bei, was er für den eigenen Laden “Mozzarella e Basilico” wissen musste.

Foto: Thorsten Gütling

In der heutigen Gastronomie gibt es nur noch wenige Läden, die sich voll und ganz auf ein Themengebiet spezialisieren. Multikulturelles ist heute im Trend.

(Jackson Roberto Carrer, Betreiber des Mozzarella e Basilico)

In knapp zwei Wochen soll dann die große Eröffnung stattfinden. Carrer plant dann jeden Tag von 11 bis maximal 23 Uhr geöffnet zu haben. Erst wenn man sehe wie der Laden läuft, könne man über einen Ruhetag nachdenken, so Carrer.

Spielplatz-Rodersberg

Bayreuths schönste Spielplätze: Ufo fliegen und Inlineskaten in Laineck

Im Hofgarten hat Anfang Juni der “schönste” Spielplatz Bayreuths eröffnet, so heißt es. Wenn auch mit mancherlei Kritik. Mit riesigem Spielturm, einer Tunnelrutsche und einer Netzschaukel. Das hat das bt zum Anlass genommen, um sich einmal auf den Spielflächen in Bayreuth und Umgebung umzusehen. Die Redaktion zeigt in der Serie, wo man ebenso ausgelassen und in moderner Umgebung spielen kann. Diesmal ist das bt auf dem Spielplatz in Laineck an der Warmen Steinach unterwegs.

Einmal einsteigen ins Ufo, bitte

Nahe der Schlosstraße  im Ortsteil Bayreuth-Laineck findet man, wenn man die Warme Steinach über die Fußgängerbrücke überquert, einen großflächigen Spielplatz. Er ist Anfang des Jahres neu gestaltet worden und weitaus ebenmäßig, das heißt optimal für Rollstuhlfahrer, angelegt.

Auch Aliens sind hier schon mit ihrem Ufo gelandet: Sofort fällt das Drehkarussel aus weichem Kunststoff in den Blick. Man kann sich nach Außen oder nach Innen platzieren, an beim Greifen der grün umsäumten Scheibe selbst für Schwung sorgen oder sich von Freunden anschieben lassen. Das Ufo rotiert dann und die Fliehkraft kribbelt im Bauch. Alles Abheben für die Reise zum Mars!

Flug zu Zweit

Daneben wartet auch schon das zweite Fluggerät – ein Pendelkarussell für zwei mutige Gäste. Aber gut festhalten! Die Runden auf diesem Karrussel dauern besonders lange an, weil es sich durch die gegenüberliegenden Plätze immer ein auch ein Stück weit selbst antreibt.

Rettung vor den Haien

Wer lieber kraxelt, anstatt abzuheben, darf auf einzelnen Balken klettern und balancieren, sich ins Netz hängen oder auf eine der Bojen retten, wenn darunter fiese Haie oder Lava warten.

Die Jüngeren bekommen beim Schaukeln und beim Wippen auf dem Pferd oder Elefant ein Grinsen im Gesicht. Die Sandfläche am Lainecker Spielplatz hat einen erhöhten Rand: Während Tunnel, Schlösser und Kuchen entstehen, können Mama und Papa darauf gemütlich sitzen. Nebenan schwingt man sich, wie im Urwald, von einem Holz-Plateau aus den Hang hinunter, und saust mit der Seilbahn auf die andere Seite.

Austoben: Auf Rollen oder mit dem Ball

Ein großer asphaltierter Platz bietet Platz zum Hockey spielen und Inline-Skaten. Auch alle Nachwuchs-Nowitzkis und Bolz-Fans finden hier mit dem Ball eine ungestörte und weitläufige Fläche. Laut der App Spielplatztreff ist die Anlage für Kinder von zwei bis 16 Jahren geeignet, bietet viel Grünfläche und auch Bereiche mit Schatten.

Eine Karten-Übersicht über alle Spielplätze in Bayreuth gibt’s Sie über die App Spielplatz-Treff. 

Fotos: Redaktion

 

Das große Quiz zum Bayreuther Volksfest

Das Bayreuther Volksfest ist in vollem Gange. Hier können Sie ihr Wissen rund um das 110. Volksfest testen.

Brauchen Sie Hilfe beim Beantworten der Fragen? Dann lesen Sie auch:

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Neueröffnung: Das steckt hinter dem Wiener Kaffeehaus

Nur noch wenige Tage, dann eröffnet Bayreuths erstes Wiener Kaffeehaus. Das Bayreuther Tagblatt konnte vorab einen Blick in die Räumlichkeiten werfen und sich mit dem Inhaber Philipp von Fechter unterhalten.

Das neue Wiener Kaffeehaus in der Opernstraße. Foto: Susanne Jagodzik

Wiener Charme in der Opernstraße

Der Wiener Kaffeehaus-Charme wird direkt beim Betreten des kleinen Ladengeschäfts “1897” in der Opernstraße deutlich. Dunkle Massivholz-Möbel prägen das Bild und versprühen eine gemütliche Atmosphäre.

Das barocke Bayreuth mit seiner Kultur braucht auch ein traditionelles Kaffeehaus. Italienische Cafés gibt es an jeder Ecke. Wenn wir aber schon eine deutsch-österreichische Kaffeehaus-Kultur haben, so gehört diese auch hierher.

(Philipp von Fechter, Inhaber des 1897)

Hier steht der Chef noch selbst hinter der Theke

Philipp von Fechter kam selbst über Umwege zur Kaffeerösterei. Eigentlich arbeitet der 39-Jährige als IT-Berater. Vor knapp fünf Jahren lernte er dann das Kaffeerösten. Seit zwei Jahren betreibt er eine Privatrösterei in Münchberg. Für die kommenden Monate konzentriert sich Fechter allerdings voll und ganz auf das neue Ladengeschäft.

Philipp von Fechter – Inhaber des 1897. Foto: Susanne Jagodzik

In den nächsten Monaten werde ich selbst hinter der Theke stehen.

(Philipp von Fechter, Inhaber des 1897)

Einzigartige Wiener Röstung

Das besondere an Fechters Kaffee ist die spezielle Wiener Röstung. Diese pendelt sich zwischen der sehr hellen Röstung und der dunklen Espresso-Röstung ein, wie man sie aus Italien kennt. Es gebe nur wenige, die die Wiener Röstart anbieten würden. Das mache es so besonders, so Philipp von Fechter.

Die gerösteten Bohnen der Privatrösterei 1897. Foto: Susanne Jagodzik

Kaffeehaus trifft auf Genussort

Neben den Kaffeespezialitäten bietet das 1897 auch weitere Röstprodukte wie Nüsse an. Zusätzlich erstellt der 39-Jährige ein Konzept für ein Regal-Mietsystem in seinem Laden. Regionale Händler können hier ein Regal mieten und ihre Produkte verkaufen. So finden neben einer speziellen Marmelade aus dem Tropenhaus auch Fischfilets in Dosen des Feinkosthändlers Schmaus – ein bisher einzigartiges Produkt in Bayern – ihren Platz im 1897.

Bayreuth ist ein kleiner kosmopolitischer Ort, in dem sich die ganze Welt trifft. Das zeigen wir auch mit unseren Produkten. Neben vielen regionalen Erzeugnissen wird es auch Delikatessen aus der ganzen Welt geben.

(Philipp von Fechter, Inhaber des 1897)

Zu einem guten Kaffee gehört natürlich auch ein kleines Gebäck. Deshalb wird es ab Samstag, 8. Juni, dann auch die Bayreuther “Opernkugeln” geben. Die Barockkugeln sind angelehnt an die Salzburger Mozartkugeln, schmecken allerdings gehaltvoller und fruchtiger. Außerdem bietet Philipp von Fechter künftig “Kaisertörtchen” an. Diese werden von der Bäckerei Zollinger nach einem “Original Fechter”-Rezept hergestellt.

Die Bayreuther “Opernkugeln” – eine Anlehnung an die Mozartkugeln. Foto: Susanne Jagodzik


Eröffnet wird das 1897 am Samstag, 8. Juni, um 13:30 Uhr. Ab dann wird das Kaffeehaus immer dienstags bis freitags von 11:30 bis 17:30 Uhr und samstags von 13:30 bis 17:30 Uhr geöffnet haben.

Siegfried Wagner: Mit Papa Richard in der Kneipe

Siegfried Wagner wurde als Sohn Richard Wagners weltberühmt. Anlässlich seines 150. Geburtstags wurde am Donnerstag 6. Juni, am Familiengrab der Wagners in einer feierlichen Zeremonie ein Kranz niederlegt.

Grabstätte Siegfried Wagner. Foto: Susanne Jagodzik

Warum aber aus Siegfried ein namenhafter Künstler werden konnte, obwohl er bereits mit fünf Jahren in der  Kneipe anzutreffen war, das verrät Hobbyhistoriker Stephan Müller.

Vom Sohn Richard Wagners zum eigenständigen Komponisten

„Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens“ jubelte Richard Wagner am Sonntag, den 6. Juni 1869. An diesem Tag schenkte Cosima von Bülow dem 56-jährigen Komponisten einen „schönen kräftigen Sohn mit hoher Stirn und klarem Auge“.

Der Vater, Richard Wagner, verarbeitet seine Empfindungen in der Komposition “Tribschen – Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang”. Später wird diese Komposition als “Siegfried-Idyll” weltberühmt. Den Wunsch des Vaters am Tage seiner Geburt, dass der Sohn sein Werk erhalten solle („dereinst – da muss mein Junge für das Rechte sorgen“) hat Siegfried voll und ganz erfüllt. Er übernahm im Jahre 1906 die Leitung der Festspiele von seiner Mutter und steuerte sie bis zu seinem Tode im Jahre 1930 erfolgreich durch schwieriges Fahrwasser.

Architektur oder Musik

Die Entscheidung, das Lebenswerk seines Vaters fortzuführen oder sich künftig der architektonischen Begabung zu widmen, fiel „Fidi“ nach seinem Abiturabschluss im Jahr 1889 nicht leicht. Als Belohnung für das bestandene Abitur darf er die Weltausstellung in Paris besuchen. Er interessiert sich für Malerei, Literatur und Architektur, beginnt aber bei Engelbert Humperdinck, dem Komponisten der Oper “Hänsel und Gretel” in Mainz das Studium der Komposition. Schon im Sommer 1890 weiß Humperdinck, dass Siegfried “jetzt mit allen Elementen der Musiktheorie vertraut ist. Er sei im Stande fortan seine weiteren Studien ohne die Hilfe anderer fortzusetzen”.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Trotzdem konnte sich Siegfried nicht entscheiden, ob er sich der Architektur oder der Musik widmen soll. Klarheit brachte ihm eine sechsmonatige Schiffsreise über Gibraltar nach Saigon, Hongkong, auf die Philippinen, danach von Ceylon wieder nach Neapel im Jahr 1892. Unter den Eindrücken der fernöstlichen Klänge entschloss er sich nach „österlichen Träumen“ in der Nacht zum Ostersonntag für die Musik.

Feuertaufe 1894

Im Jahr 1894 wirkt er an der Seite seiner Mutter als Assistent bei der Vorbereitung der Festspiele mit. Doch wird der Wagner-Sohn auch von den Künstlern und Musikern ernst genommen? Bei einer Probe ist der “Lohengrin”-Dirigent Felix Mottl “unauffindbar”. Siegfried soll “ganz plötzlich” einspringen. Der Trick funktioniert. Siegfried hat quasi seine “Prüfung” im Orchestergraben des Festspielhauses bestanden. Er fasst Selbstvertrauen und dirigiert Konzerte in Rom, London, Budapest und Wien. Im Jahr 1896 dirigiert Siegfried zum ersten Mal in Bayreuth den “Ring des Nibelungen”. Der anwesende Gustav Mahler schreibt einen Brief an Cosima und lobt Siegfrieds Begabung in den höchsten Tönen.

Aus dem Schatten des Vaters heraus

Ja, so ein(en) Vater zu schleppen ist gar nicht gut“ schrieb Cosima Wagner in ihren Tagebüchern. Dennoch geriet Siegfried Wagner nicht so sehr in den großen Schatten des Vaters, wie es den Söhnen der ebenfalls übermächtigen Väter Bach, Goethe oder Picasso ergangen ist.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Dies liegt wohl darin begründet, dass Siegfried Wagner neben den großen Aufgaben als Festspielleiter, Regisseur und Dirigent noch Zeit für eigene Kompositionen finden konnte. Sein musikdramatisches Schaffen beinhaltet 18 umfangreiche Opern, verschiedene Orchesterwerke und Liedvertonungen. Auch wenn Siegfried Wagners Werke heute – bis auf einige Ausnahmen – nur sehr selten auf die Spielpläne der Opernhäuser kommen (in Bayreuths Partnerstadt Rudolstadt wurden vor einigen Jahren der „Bärenhäuter“, das „Schwarzschwanenreich“, das „Wahnopfer“ und „Banadietrich“ gegeben), darf man nicht vergessen, dass die Opern des „beliebtesten Junggesellen seiner Zeit“ vor allem am Anfang unseres Jahrhunderts zum Repertoire aller großen Opernhäuser gehörten.

Zwischen 1899 und 1914 gab es von seinen ersten sechs Werken auf den Bühnen der namhaftesten Kulturzentren im deutschsprachigen Raum insgesamt nicht weniger als 327 Aufführungen.

Der Festspielleiter

Am 9. Dezember 1906 erlitt Richard Wagners Witwe Cosima bei einem Besuch beim Erbprinzen Hohenlohe auf Schloss Langenburg einen schweren Herzanfall. Ihr Sohn Siegfried reist von einem Konzert bei der Musikalischen Gesellschaft in Essen sofort zu ihr. Auch ihre Tochter Isolde findet sich umgehend ein.

Siegfried Wagner vor dem Bayreuther Tagblatt in der Opernstraße. Foto: Stephan Müller

Die fast 70-jährige Festspielleiterin wird von Professor Ernst Schwenninger, Bismarcks Leibarzt, behandelt und schwebt bald nicht mehr in Lebensgefahr. Vier Tage später begleiten Isolde und Siegfried ihre Mutter mit dem Zug nach Bayreuth. Für das Frühjahr 1907 verordnete Schwenninger Cosima Wagner eine längere Kur in Cannes. Die ohnehin schon geplante Übergabe der Festspielleitung an Siegfried Wagner war damit besiegelt. Im Jahr 1907 fanden keine Festspiele statt. Siegfried nutzt die Zeit für intensive Probenarbeiten für die Wiederaufnahme des „Lohengrin“ im Jahr 1908.

Es gilt, die Werke meines Vaters möglichst stilgerecht zur Aufführung zu bringen, wobei das Musikalische im Tempo und Vortrag durch die lebendige Überlieferung zu einer geheiligten Tradition geworden ist, hingegen die äußere Form in Bezug auf Szenerie, Beleuchtung, Kostüme und so weiter immer dem Geist des Werkes entsprechend dem modernen Empfinden angepasst werden muss.

(Siegfried Wagner)

Trotz des Anspruchs an die Moderne, den er schon vor der Jahrhundertwende formuliert hat, modifiziert er die Inszenierung seiner Mutter nur vorsichtig. Der ehemalige Architekturstudent verändert und vereinfacht vor allem im ersten und zweiten Aufzug mit wirkungsvollen Schritten die Dekoration, die seiner Chorführung mehr Freiheiten lässt. Für die „Brautgemach-Szene“ im dritten Akt nutzt er das Bühnenbild von 1894.

Dieser Mittelweg zwischen Altem und Neuem und auch der erstmalige Einsatz von dreidimensionalen Requisiten machten ihn für viele Opernfreunde zum geistvollsten und bedeutendsten Opernregisseur der Gegenwart. Bis ihn der Erste Weltkrieg zu einer zehnjährigen Festspielpause von 1915 bis 1924 zwang, inszenierte Siegfried Wagner die „Meistersinger“ (1911) und den „Fliegenden Holländer“ (1914) und stieß mit seinen Ideen auf ein positives Echo. Es begann eine erfolgreiche Zeit. Ab 1908 waren alle Aufführungen im Festspielhaus schon ein halbes Jahr vor der Premiere ausverkauft.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Während seine Mutter in ihren letzten Jahren als Festspielleiterin auf einen Turnus von zwei Jahren (1902, 1904, 1906) setzte, kehrte Siegfried Wagner zu dem Rhythmus aus den Anfangsjahren zurück. Jeweils nach zwei Festspieljahren setzte er ein Pausenjahr zur Einstudierung eines neuen Werkes fest. Dabei machte er auch im Jahr 1913 keine Ausnahme. Im 100. Geburtsjahr seines Vaters fanden keine Festspiele statt. Eine hohe Ehre erfuhr der große Komponist trotzdem: In der Walhalla wurde eine Richard-Wagner-Büste aufgestellt.

Die Katastrophe

Das Jahr 1914 sollte zu einer finanziellen Katastrophe führen. Mitten in der Festspielzeit brach der Erste Weltkrieg aus. Am 1. und 3. August erklärt Deutschland zunächst Russland und dann Frankreich den Krieg. Nach dem Einmarsch über das neutrale Belgien in Frankreich hat das Reich mit England einen weiteren Kriegsgegner.

Als die Festspiele am 22. Juli 1914 mit dem „Fliegenden Holländer“ in der Inszenierung und unter der musikalischen Leitung von Siegfried Wagner eröffnet werden, haben es viele ausländische Besucher unter dem Eindruck des Attentats von Sarajevo auf Erzherzog Prinz Ferdinand und dem Ultimatum von Österreich-Ungarn an Serbien vorgezogen, erst gar nicht nach Bayreuth zu reisen. Von den geplanten 20 Aufführungen („Holländer“, „Ring des Nibelungen“ und „Parsifal“) konnten bis zum Ausbruch des Weltkrieges gerade einmal acht Vorstellungen vor zum Teil halbleeren Rängen gespielt werden. Am 1. August brach Siegfried Wagner die Festspiele ab und musste die Unsumme von 400.000 Mark für die Rücknahme der Karten bezahlen.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

In sechs dieser acht Vorstellungen saß ein erst 17-jähriges Mädchen an der Seite ihres Pflegevaters Karl Klindworth. Die junge Engländerin Winifred Williams, nach dem frühen Tod ihrer Eltern von dem Ehepaar Klindworth adoptiert, wird von der Familie Wagner warmherzig aufgenommen. Neben dem finanziellen Fiasko gibt es im Haus Wahnfried nämlich noch ein anderes Problem. Der mittlerweile 45-jährige Festspielleiter war immer noch Junggeselle, die Wagner-Dynastie gefährdet.

Die Hochzeit mit Winifred

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Das Unternehmen gelingt. Siegfried verliebt sich in Winifred und beginnt mit der 28 Jahre jüngeren Frau einen regelmäßigen Briefwechsel. Am 22. September 1915 – nur acht Wochen nach ihrem Verlöbnis – heirateten Siegfried und Winifred im Haus Wahnfried in Bayreuth. Am 5. Januar 1917 kam mit Wieland der erste dynastisch legitime Enkel von Richard Wagner auf die Welt. Am Tage seiner Geburt kam es zu einer rührenden Szene. Die 80-jährige Cosima setzte sich zum ersten Mal seit Wagners Tod an das Klavier und spielte einige Takte aus dem „Siegfried-Idyll“. Das Paar konnte sich noch über die Geburten von Friedelind (1918), dem späteren Festspielleiter Wolfgang (1919) und Verena (1920) freuen.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Festspiele im Jahr 1924 mit 20 Aufführungen (“Meistersinger”, “Ring des Nibelungen” und “Parsifal”) wieder eröffnet. Siegfried Wagner setzte sich weiter für eine zeitgemäße Modernisierung ein, insbesondere durch die Verpflichtung des jungen Bühnenbildners Kurt Söhnlein. Einer seiner innigsten Wünsche war eine eigene Neuinszenierung des “Tannhäusers”, die ihm zusammen mit dem musikalische Leiter Arturo Toscanini im Jahr 1930 noch gelingen sollte. Bei einer der Proben in diesem heißen Sommer erlitt Siegfried Wagner einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 4. August 1930.

Traueranzeige für Siegfried Wagner. Foto: Stephan Müller


Gott, einen solchen Jungen bei mir zu haben…

Was uns heute als unglaublich erscheint, war in den vergangenen Jahrhunderten völlig normal. Die Kinder tranken schon in frühen Jahren Bier. Dies lag zum einem daran, dass die Kinder schon früh mitarbeiten mussten und sich genauso ernährten wie Erwachsene. Zum anderem beobachtete man, dass die oft schlechte Wasserqualität zu Krankheiten führte. Nachdem die Gerste vorher gekocht worden war, blieben Biertrinker gesund! Im ländlichen Raum rund um Bayreuth war es in den 50er Jahren vielleicht nicht mehr üblich, aber dennoch weit verbreitet, dass die Kinder vor dem Einschlafen noch ihren Schluck Bier bekamen.

Tafel vor dem Glenk-Biergarten mit einer Erklärung von Jean-Paul aus seinem Erziehungsroman Levana. Foto: Stephan Müller

So auch der junge Siegfried Wagner, der seinen Vater schon als Fünfjähriger in die Stammkneipe Angermann begleitete. Richard und Cosima nannten ihren jüngsten Spross, der am 6. Juni 1869 in Luzern geboren ist, “Fidi”. Dass “Fidi” schon früh ins Bierglas schauen durfte, entnehmen wir zwei Tagebucheinträgen von Cosima Wagner:

Sonnabend 24ten R. geht nachmittags mit Fidi aus, bei Angermann redet ein Fremder den Kleinen an: »Kannst du auch Bier trinken«, Fidi schweigt, sagt dann schüchtern »ja«, worauf R.: »Der Knabe kennt Sie nicht, bester Herr!« – – R. freut sich Fidi’s, sagt: »Gott, einen solchen Jungen bei mir zu haben, der mich Papa nennt und alles frägt; es ist zu schön.

(Aus dem Tagebuch Cosima Wagners, 24. Oktober 1874)

 

Sonntag 27ten Großes Gewitter in der Nacht, welches uns wach erhält, und heute Regenwetter und Kälte! R. arbeitet, ich muß mich legen, da die Müdigkeit es mir förmlich versagt, aufzubleiben. Abends komme ich aber hinunter. R. ist mit Siegfried zu Angermann gegangen und hat sehr gelacht, dort für Fidi ein Stammglas zu finden: Herr Siegfried Wagner!

(Aus dem Tagebuch Cosima Wagners, 27. Juli 1879)


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Öffentliche Grillplätze: Wo Brutzeln in der Stadt erlaubt ist

Sommerzeit ist Grillzeit. Würstchen, Fleisch und Gemüse brutzeln auf dem Rost und verbreiten einen herrlichen Geruch. Doch nicht nur das. Wer statt eines Gas- oder Elektrogrills einen Holzkohlegrill zu Hause hat, muss auch mit ziemlich viel Rauch rechnen. Das kann Ärger mit den Nachbarn geben. In manchen Mietverträgen ist das Grillen auf dem Balkon oder im Garten deshalb sogar ganz verboten.

Wer dennoch nicht darauf verzichten will, keine Lust auf Stress mit seinen Nachbarn hat oder eine Grillparty mit vielen Leuten plant und keinen Platz hat, kann auf einen öffentlichen Grillplatz in der Stadt ausweichen – die sind jedoch dünn gesät, denn davon gibt es nur drei.

Grillen in der Wilhelminenaue

In dem weitläufigen Park mitten in der Stadt gibt es vieles zu entdecken. Und es darf dort auch gegrillt werden. Es gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, grillt zuerst. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Die festinstallierte Grillstation ist direkt gegenüber des Bolzplatzes. Fotos: Redaktion

Es gibt zwei feste Grillplätze in der Wilhelminenaue. Der größere von beiden bietet genug Platz für Gruppen. Außerdem kann man von dort aus über den Park zum See blicken.

Dieser herrliche Ausblick über die Wilhelminenaue bietet sich allen Hobbybruzzlern.

Offene Feuerstellen oder Grillen außerhalb der gekennzeichneten Fläche ist verboten. Hobbybrutzler müssen sich außerdem an die Grünanlagensatzung der Stadt halten, die Grillplätze also auch sauber und ordentlich wieder verlassen, und den Lärmschutz beachten.

Direkt am Bolzplatz befindet sich ein weiterer kleiner Grillplatz. Wer während das Fleisch auf dem Rost brutzelt also lieber ein paar Bälle kickt, Körbe wirft oder Tischtennis spielt, ist hier genau richtig.

Grillen und sporteln kann man an dem zweiten Grillplatz.

Grillstation hinter der Jugendherberge

Das Amt für Kinder, Jugend, Familie und Integration vermietet von Mitte April bis Ende Oktober die Grillstation hinter der Jugendherberge zwischen dem Campus der Universität und dem Kreuzsteinbad. Die Grillstation ist ausgestattet mit Strom, Toiletten sowie drei Bierzeltgarnituren.

Wer dort grillen möchte, muss 30 Euro bezahlen und eine Kaution von 20 Euro hinterlegen. Gegen einen Aufpreis von fünf Euro kann man zusätzlich einen Nebenraum mit Kühlschrank anmieten. Allerdings nur nach Anmeldung beim Jugendamt. Dort kann dann auch zu den normalen Öffnungszeiten zwischen 11 und 16 Uhr der Schlüssel abgeholt werden und am nächsten Tag bis 10 Uhr zurückgebracht werden.

Selbstverständlich muss die Grillstation sauber hinterlassen werden. Putzzeug gibt es vor Ort. Wer bis in die Nacht feiern möchte, kann dies dort gerne tun. Um 23 Uhr wird jedoch der Strom gekappt, um laute Musik und Ruhestörungen zu vermeiden.

Gessn werd dahaam: Mörderisch gutes Gemüse

Auf der Suche nach dem perfekten Gemüse landet Christoph Scholz in der Gärtnerei Schmidt.

Regina Nelkel mit Tochter Kerstin Nelkel-Zielke und den Ochsenkopfalpakas.

Fürsorglich, beruhigend und flauschig: Das sind die Ochsenkopf-Alpakas

Seit etwa einem Jahr wohnen sechs Alpakas an einem Hang in Bischofsgrün, mit Blick zum Schneeberg, bei Familie Nelkel. Inzwischen sind die ruhigen Tiere zutraulich und man kann gemeinsam mit ihnen Spazieren gehen. Das bt hat mit Kerstin Nelkel-Zielke über das Wesen und den Alltag der Ochsenkopf-Alpakas Gusto, Cesar, Mandelo, Nele, Mila und Emilio gesprochen. 

Wie die Alpakas nach Bischofsgrün gekommen sind

Mutter Regina Nelkel wollte oft zum Alpaka Anschauen in die Umgebung fahren. Da die Nelkels ein großes Grundstück um ihr Haus haben, das zwischenzeitlich sogar einmal zum Bischofsgrüner Kurpark gehörte, und sie immer häufiger zum Alpaka-Schauen fuhren, kam die Idee sich die Alpakas nach Hause zu holen. “Unser Garten hat Hanglange. Das mögen die Huacaya-Alpakas, die in der südamerikanischen Gebirgskette der Anden zuhause sind, unheimlich gerne”, sagt Manfred Nelkel. Auf 7.000 Quadratmetern können sich die Tiere frei zwischen Wiese und Stall bewegen. Sie sind Herdentiere und bleiben deswegen immer in der Gruppe. Sechs Tiere sollten es mindestens in der Herde sein. “Abends gegen 19 Uhr gehen sie freiwillig in den oberen Teil des Gartens, wo auch der Stall liegt. Das sind sie so gewohnt”, sagt Tochte Kerstin Nelkel-Zielke.

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In guten Händen

Alpakas auf der Weide

Foto: red

Kerstin Nelkel-Zielke hatte früher bereits zwei Pferde und “ein Händchen für Tiere”, wie ihr Vater Manfred sagt. Inzwischen seien die Alpakas handzahm. Anfangs wären sie noch misstrauisch gewesen, wären ein bisschen schreckhaft gewesen und hätten Abstand zu den Menschen gewahrt. “Ich habe ihnen anfangs immer nur für einige Minuten das Halfter angelegt und sie frei umher laufen lassen. So haben sie sich schnell daran gewöhnt”, erklärt Kerstin Nelkel-Zielke.  Bevor die Alpakas nach Bischofsgrün gezogen sind, hat sie auch extra eine Sachkundeprüfung in Sachsen abgelegt, die bestätigt, dass sie für den Umgang mit den Huacayas ausgebildet ist. “Es ist noch nicht in allen Bundesländern Pflicht. Aber es war mir sehr wichtig, optimal auf die Tiere vorbereitet zu sein”, so die 47-Jährige.

Zertifikat zur Alpakahaltung

Kerstin Nelkel-Zielkes Zertifikat zur Alpakahaltung

Wie die Alpakas leben

Ansonsten seien die Alpakas pflegeleicht. In einem Tränke-Eimer kriegen sie mehrmals täglich frisches Wasser. Sie fressen ganztägig Heu oder frisches Gras. Natürlich gibt’s zwischendurch auch einmal ein Alpaka-Leckerli und ein spezielles Mineralfutter, das Zink und Selen enthält, um sie optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen. “Obst und Gemüse dürfen sie nicht bekommen. Das wäre fatal für die Gesundheit der Tiere”, sagt Manfred Nelkel. Wo gefressen wird, fällt auch Kot an – ganze 70 Kilo pro Woche. Die Alpakas suchen sich dafür auf der Wiese einen sogenannten Kotplatz, den der Anführer der Herde bestimmt. Dort verrichten dann alle ihr Geschäft, damit der Rest des Geheges sauber bleibt.

Alpaka frisst

Foto: red

Die Alpakas stammen von zwei unterschiedlichen Zuchtbetrieben, verstehen sich aber gut untereinander. Mandelo, Nele und Mila sind vom Frauenstein in Winklarn. Cäsar und Emilio, die beiden weißen Chiribaya-Alpakas, kommen von Christian Zinners Hof aus Marktleuthen, Gusto ist aus privater Hand. Ludwig Turban von den Frauenstein Alpakas schaut auch regelmäßig in Bischofsgrün vorbei, um zu sehen, ob es allen Tieren gut geht. “Beide Züchter stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Sie haben auch unser Gelände geprüft, bevor die Alpakas hier eingezogen sind”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke.

geschorenes Alpaka

Foto: K. Nelkel-Zielke

Außerdem kommt Turban einmal im Jahr um die Tiere zu scheren. “18 Kilo Fließ sind im  letzten Sommer zusammen gekommen. Daraus haben wir 80 Knäule Strickwolle machen können. Der Rest wird für Betten, Dünger oder Seife verwertet”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke. Nach dem Scheren sind die Alpakas auf einmal nur noch halb so dick, wie zuvor.

Alpakas im Pool

Foto: K. Nelkel-Zielke

Was die Alpakas so einzigartig macht

“Die Alpakas spüren alles. Man sollte vor allem mit Ruhe auf sie zugehen und sich nicht zu schnell oder zu laut bewegen”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke. Hauptberuflich arbeitet die 47-Jährige als Angestellte im öffentlichen Dienst. Wenn sie spätnachmittags aus dem Büro kommt oder am Wochenende bleibt dann Zeit für die Alpakas, eine Zeit in der man gut Energie tanken kann.

Ein Blick in die Augen eines Alpakas beruhigt Körper und Seele.

(Familie Nelkel von den Ochsenkopf-Alpakas)

Auch Jaschko, der braune Bayerische Gebirgsschweißhund der Familie Nelkel, kommt inzwischen gut mit den Alpakas klar. Alleine darf er zwar noch nicht zu ihnen, aber beim Alpaka-Spaziergang darf er immer Vorauslaufen. “Wenn er bellt, könnte es passieren, dass die Alpakas erschrecken und aus Angst nach ihm treten”, erklärt Kerstin Nelkel-Zielke. Auch als Mensch sollte man am besten immer neben oder vor dem Alpaka laufen, weil sie sich sonst ständig nach hinten umdrehen würden, mit der Angst, dass hinter ihnen Gefahr droht.

weißes Alpaka

Foto: red

Die Alpakas sind nicht nur selbst behutsam und ruhig in ihrem Wesen. Sie übertragen das auch auf die Besucher. “Einmal war ein Junge hier, der eigentlich sehr aufgedreht ist. Nachdem er ein Stück bei den Alpakas war, hat sich deren Ruhe auch auf ihn übertragen”, sagt sie. Ein anderes Mal sei ein Kind mit Behinderung hier gewesen, das durch den Kontakt mit den Alpakas richtig aufgetaut ist, gejauchzt hat und ein Leuchten in den Augen bekam. Es konnte beruhigt im Gras sitzen, denn die Alpakas wahren immer einen gesunden Abstand zum Gegenüber.

Und kaum zu glauben: Auch ein Baby sei schon auf der Weide zwischen den Alpakas gekrabbelt. “Sie würden den Kindern nie etwas tun, sie passen auf sie auf”, so Nelkel. Für Gruppen von sechs bis maximal zwölf Personen bietet Familie Nelkel Spaziergänge mit den Ochsenkopf-Alpakas an. Es gibt verschiedene Routen: Eine von 60 Minuten und eine von 90 Minuten Dauer.

familie nelkel Eingangsschild Alpakas

Foto: red

Wer Interesse hat, die Ochsenkopf-Alpakas einmal zu besuchen, der kann sich unter info@ochsenkopf-alpakas.de oder telefonisch unter 09276 / 8488  mobil unter 0170/2791226 bei Familie Nelkel melden.

Waldbrandgefahr: Bayreuths Flughelfer proben den Ernstfall

Wie läuft ein Waldbrand-Einsatz ab? Am Samstag, 1. Juni fand unter anderem zu diesem Thema in Lankendorf nahe Bayreuth eine Flughelferübung der drei ostbayerischen Flughelfer-Standorte Bayreuth, Amberg und Cham statt. Gemeinsam mit den Hubschraubern der Bayerischen Polizei wurde der Ernstfall geprobt.

Im Video über dem Text sehen Sie einen Teil der Flugübung. Die Bildergalerie zu der Flughelferübung finden Sie unter dem Text. 

Insgesamt 17 Flughelfer-Standorte gibt es in Bayern, in Oberfranken mit Bayreuth allerdings nur einen. In der Zusatzausbildung lernen die Feuerwehrleute sowohl den Löschwassertransport und Transport von Außenlasten beispielsweise zur Waldbrandbekämpfung, wie auch den Transport von Personen mit einer Winde.

Viele von uns machen das ehrenamtlich.

(Lucas Lauterbach, Pressesprecher Feuerwehr Bayreuth)

Kommt es zu einem Einsatz, so wird von den Flughelfern eine Fliegerische Einsatzleitung vor Ort aufgebaut, in der ein Einsatzplan erstellt wird. Außerdem werden geeignete Landeplätze im betroffenen Gebiet gesucht. Der Landeplatz im Tal muss vor allem groß sein. Hier positioniert sich die Fliegerische Einsatzleitung und koordiniert die Maßnahmen. Der Landeplatz am Berg wird dann von zwei weiteren Flughelfern eingerichtet.

Bei unserer Arbeit kommt es nicht, wie bei anderen Feuerwehreinsätzen, auf jede Minute an. Wir müssen alles bis ins Detail abstimmen. Vor allem die Arbeit und das Zusammenspiel mit den Hubschraubern ist hier elementar.

(Lucas Lauterbach, Pressesprecher Feuerwehr Bayreuth)

Die Zusammenarbeit von Polizei und Feuerwehr ist bei Einsätzen wie der Bekämpfung von Waldbränden äußerst wichtig. Die Hubschrauber werden hauptsächlich von der Bayerischen Landespolizei gestellt. Auch die Piloten sind Polizisten. Die Planung, Leitung, sowie das Befestigen der Löschwassertanks übernehmen dann die Flughelfer der Feuerwehr.

Impressionen der Flughelferübung in Bayreuth

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