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Wirtsgogl G’schichtla: Einmarsch Napoleons ins Fichtelgebirge

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In seiner bt-Serie „Wirtsgogl-Gschichtla“ gibt er regelmäßig Einblicke in seinen Fundus an kuriosen Geschichten, unglaublichen Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region.

In Teil zehn der Serie erzählt Adrian Roßner von Napoleons Einmarsch in die Region.

Hier die aktuellste Geschichte des Wirtsgogl als Text und als Podcast zum Anhören.

 


Wirtsgogl G’schichtla #10 als Podcast zum Anhören


Als Napoleon ins Fichtelgebirge kam

Die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts stellen in der europäischen Geschichte tiefe Einschnitte dar, die teils bis heute Auswirkungen auf die Politik haben. Ausgehend von der Französischen Revolution und dem damit einhergehenden Untergang des Absolutismus, war ein Zeitenwechsel angebrochen, dem sich nur wenige entgegenzustellen wagten. Was jedoch aus dem anfänglich stolz aus allen Kehlen gesungenen „Vive La Republique“ geworden war, steht auf einem anderen Blatt: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hatten die Anführer des Aufstandes dem Volk versprochen – und ihnen Terror, Angst und Gewalt gebracht. Aus der Asche des anfangs umjubelten Umsturzes erhob sich schließlich ein Korse als neuer Führer einer Weltmacht: Napoleon Bonaparte. Er sollte es sein, der – als angeblich „Größter Feldherr aller Zeiten“ – Europa mit einem umfassenden Krieg überzog, der auch vor unserer Region nicht Halt machte. 

Napoleon. Foto: Pixabay.

Mit dem Staatsbankrott konfrontiert

Abgesehen von Napoleons Ausgreifen über den Rhein war das Fürstentum Brandburg-Kulmbach-Bayreuth (seit 1769 durch Ansbach ergänzt) ebenfalls an einem Wendepunkt seiner Geschichte angekommen. Schon lange hatten die preußischen Zollern versucht, die Anverwandten in den fränkischen Territorien zu einer Übergabe der Region zu bringen, was ihnen jedoch nicht gelungen war. Mit dem Amtsantritt des letzten Markgrafen, Karl Alexander, sollte sich das jedoch ändern: Insbesondere durch die Ausgaben seiner indirekten Vorgängerin Wilhelmine sah er sich dem drohenden Staatsbankrott gegenüber und suchte, einen Ausweg in umfassenden Sparmaßnahmen und Reformen zu finden, was jedoch nicht funktionieren wollte. Ein neuerliches Angebot der preußischen Verwandtschaft, die ihm eine nicht geringe Leibrente in Aussicht stellten und dafür anboten, das verschuldete Fürstentum zu übernehmen, schien da gerade recht zu kommen.

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Am 15. April 1792 erfolgte schließlich der endgültige Anschluss an das Königreich, das kurz darauf mit Karl Freiherr von Hardenberg einen fähigen Staatsmann entsandte, um den maroden Haushalt auf Vordermann zu bringen. Ihm ist der Weg des nach wie vor mittelalterlich geprägten Fürstentums hin zu einem prä-modernen Staat zu verdanken, der sich jedoch schon bald ernsten Bedrohungen von außen gegenübersah. Mit Vorsicht schielte man nach Frankreich, wo zu jener Zeit die Feuer der Revolution höher brannten, als je zuvor und fürchtete gar, ein kleiner Funke könnte auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation genügen, um das Pulverfass zu zünden.

Preußisches Territorium?

Im Fürstentum Bayreuth gab man schließlich am 30. April 1794 die Anweisung an alle Beamten heraus, auf französische Agenten zu achten, von denen man glaubte, sie würden absichtlich die billigen Lebensmittel aufkaufen, um mit der daraus entstehenden Unzufriedenheit den Umsturz zu provozieren. Stolz präsentierte man sich indes an den Straßen durch die Region, an denen ab 1796 Tafeln mit der Aufschrift „Territorium Borussium“ vom Landesherren zeugten. Erfolgreich stemmte man sich gegen die Ausuferungen aus der neuen Republique jenseits der Grenze. 

All das jedoch änderte sich im frühen 19. Jahrhundert, als ein Schreckgespenst durch die Landen zu streifen begann, von dem niemand mit Sicherheit zu sagen wusste, ob es der erhoffte Befreier von allzu großer Abgabenlast, oder der neue Unterdrücker sei: Napoleon. Nachdem König Friedrich Wilhelm III. noch am 6. August 1806 die Mobilmachung gegen Frankreich anberaumt hatte, um ein Ausgreifen des mächtig gewordenen Nachbarn zu verhindern, ging im Fürstentum die Mär, die stolzen Preußen wollten sich kampflos ergeben.

“Wir bleiben preußisch”

Ein „Aufruf an die braven Bayreuther“, der sich an alle Bewohner der Region richtete, sollte Klarheit schaffen:

Bayreuth ist also nicht verkauft, wenn auch des Königs Soldaten aus dem Lande verreisen. […] Fluch dem, der ein anderes glaubt! Schande und Verderben über die, welche jetzt ihr Vaterland, die Fahne verlassen, um erst abzuwarten, was geschieht! […] Der Brave vertraut Gott und seinem Könige! Nicht wert seid Ihr Bayreuther, preußisch zu sein, so Ihr nicht fest vertrauet, es immer zu bleiben! Rufet alle froh und mutig: wir bleiben preußisch mit Blut und Gut!“

Die Französische Revolution sorgte für Veränderung in Europa. Foto: Pixabay.

Einmarsch Frankreichs

Diesem Aufruf an die patriotischen Bewohner des Fürstentums folgte im Laufe der zweiten Jahreshälfte der komplette Rückzug aller preußischen Truppen hinter die Grenze und damit die kampflose Überlassung Bayreuths, wohin am 7. Oktober 1806 die Franzosen unter Marschall Soult vorrückten. Was daraufhin folgte, war der Kontakt der einfachen Bevölkerung mit dem schwelenden Kriege, der sie in ein Chaos stürzte, das die alten Ständeunterschiede und Ordnungen wieder hervorbrechen ließ. Ein Augenzeugenbericht aus Münchberg gibt bis heute beredtes Beispiel der Abläufe: 

Der 6. October gedachten Jahres war für Münchberg ein Tag des Schreckens und der Angst. An demselben […] überzogen ganz unerwartet die ersten Franzosen diese Stadt. […] Mit dem Säbel im Munde und Pistolen in der Hand sprengte der Vortrab – aus reitenden Jägern bestehend – herein und vernichtete sogleich alle Zeichen der preußischen Herrschaft, welche sich hier vorfanden. […] Während […][der Nacht] campirte (sic!) der Marschall Soult mit ungefähr 40.000 Mann in der Stadt und Umgegend. Die Häuser und Straßen der Stadt – alles war mit Soldaten angefüllt, und vom Lager in der Umgebung brachen dieselben auch haufenweise herein, plünderten viele Häuser aus und mißhandelten die Bewohner. Das Vieh wurde von den umliegenden Dörfern heerdenweise (sic!) ins Lager getrieben und abgeschlachtet, so wie auch die übrigen Lebensmittel aus der Stadt und den Dörfern herbeigeschafft wurden.
(Augenzeugenbericht aus Münchberg)

Napoleon Bonaparte. Foto: Archiv Adrian Roßner.

Materielle Abgaben

Die gigantischen Heeresaufgebote Napoleons stellten allen voran aufgrund der resultierenden Versorgungslage ein großes Problem für die Zivilbevölkerung des Fichtelgebirges dar. Um schneller marschieren zu können, hatte der Kaiser auf die Einrichtung von Magazinen verzichtet. Stattdessen hatte er Requisitionen eingeführt. Die vorgebrachten Erinnerungen können auch anhand der im Stadtarchiv lagernden Einquartierungsbillets und entsprechender Zusammenfassungen der durch Abgaben entstandenen Schäden nachvollzogen werden.

So musste allein der Kaufmann Hieronymus Bretting Wein und Schnaps im Wert von 180 Gulden, Tabak für 50 Gulden und Champagner, Wein, Kaffee und Schokolade für 482 Gulden an die Offiziere liefern. Johann Reichel indes gab zu Protokoll, dass er 60 Bouteillen Rheinwein, 30 Flaschen Burgunder, 12 Flaschen Champagner und 45 Liter Branntwein an Marschall Soult und seine Apanage abzugeben hatte. Alles in allem lagerten gemäß der Zusammenstellung des Amtsmannes Dietsch in der Zeit vom 12. Oktober bis zum 31. Dezember 1806 12.207 Soldaten in Münchberg, darunter 20 Generäle, 299 Offiziere, 995 Unteroffiziere und 10.893 Gemeine.

Neuanfang als Teil Bayerns

Doch nicht allein die materiellen Abgaben machten zu schaffen, auch die vom Fürstentum verlangten Zahlungen in Höhe von 2,5 Millionen Francs, die man auf die Steuerzahler umzulegen trachtete, zehrten an den eisernen Reserven. Was auf die Schrecknisse dieser ersten Jahre folgte, war eine Zeit des kompletten Umsturzes. Die Region fand sich am Scheideweg. Es galt zu entscheiden, ob man die Scherben des Alten neu zusammensetzen, oder das umgepflügte Feld neu bestellen sollte. Man entschied sich für letzteres. Als schließlich 1810 die Übergabe des ehemaligen Fürstentums an das neugeschaffene Königreich Bayern vollzogen wurde, war endgültig eine neue Zeitrechnung angebrochen. Begonnen jedoch hatte diese mit Napoleon. 


Text: Adrian Roßner

 

Saaser Waldfest 2019

Saaser Waldfest: Tradition statt Experimente

An einem Wochenende im Juni packen mehr als 95 Freiwillige mit an, um auf der Waldlichtung neben dem Sportheim das Waldfest auf die Beine zu stellen. Drei Tage lang, von Samstag bis Montag, feiern die Bayreuther gemeinsam, gemütlich zwischen Bäumen und Hütten. Die Redaktion hat mit Georg Ramming, dem Vorstand der Siedler- und Eigenheimervereinigung Bayreuth-Saas e.V., über das Fest mit besonderem Flair gesprochen.

95 Helfer packen mit an

Schon am Donnerstag hat der Aufbau für das Saaser Waldfest begonnen. 140 Biergarnituren mussten in den Wald gebracht und aufgestellt werden. “Gut 95 Freiwillige aus der Siedlervereinigung helfen in diesem Jahr mit”, erklärt Ramming. Das Waldfest gäbe es hier schon seit mehr als 50 Jahren.

Georg Ramming, erster Vorstand der Siedler- und Eigenheimervereinigung Bayreuth-Saas e.V. auf dem Waldfest.

Georg Ramming, Organisator und Vorstand der Siedler- und Eigenheimervereinigung Bayreuth-Saas e.V., Foto: red

Es ist das Fest mit dem wohl schönsten Biergarten Bayreuths. Ohne unser super eingespieltes Team, wäre das nicht möglich!

(Georg Ramming, Vorstand der Siedler- und Eigenheimervereinigung Bayreuth-Saas e.V.)

 

Selbst gestaltete Hütten

Umrahmt wird die Biergartenfläche mit hellen und dunklen Holzhütten. An manchen Stellen ragen Äste hinein. Geranien in lila, rot und weiß schmücken deren Verkaufsfenster. Dort gibt es Bratwürste, Fischbrötchen, Obazda, Brezeln, Pizza und nebenan Getränke. Ausgeschenkt werden ausschließlich heimische Biersorten, von der Brauerei Maisel. Da bleibe man beim Traditionellen, ganz ohne Experimente. “Die Hütten haben wir einmal selbst gebaut. Sie bleiben auch nach dem Waldfest hier stehen”, erklärt er. Im Winter würde dort die Waldweihnacht stattfinden.

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Im Wald lässt es sich gut aushalten bei der Wärme, die sich im Bayreuther Stadtzentrum angestaut hat. Viele sind mit dem Rad gekommen. Mehr als 1.200 Gäste besuchen täglich das Fest, so Georg Ramming. Der Sonntag startete morgens traditionell mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Frühschoppen. Ein Anziehungspunkt sei auch das Oldtimer- und Landmaschinentreffen auf dem Hartplatz, unterhalb des Biergartens am Nachmittag.

Ein gemütliches Fest

Mit einer ländlichen Kerwa oder dem Volksfest im Stadtzentrum hat das Saaser Waldfest wenig gemeinsam. Die Atmosphäre hier ist insgesamt eher ruhig und gelassen. Die Besucher wirken ausgeglichen und lauschen den Klängen des JD Musikduos. Niemand grölt oder tanzt auf den Tischen. Die Besucher sitzen einfach gemütlich beisammen. “Am Montag gibt es nachmittags ein Kinderfest mit Kaffee und Kuchen. Abends beim Festbetrieb spielen diesmal Indian Summer live”, so Ramming. Dann seien wieder viele helfende Hände gefragt. Denn schon kurz nach Mitternacht, am frühen Dienstagmorgen, beginne der Abbau.

glas-müsli

Unverpackt: Kein Glück in Kulmbach, Start in Bayreuth

Der geplante Unverpackt-Laden in Kulmbach “glasvoll” wird nicht realisiert werden. Der Grund: Die geplanten 40.000 Euro sind bei der Crowdfunding-Aktion nicht zustande gekommen. Jeder, der bereits gespendet hatte, würde sein Geld natürlich unverzüglich zurück überwiesen bekommen, so Initiatorin Schappert.

Vereinsgründung in Bayreuth

Simon Pöschl-Kehry und seine Frau Laura Kehry möchten noch in diesem Jahr den ersten Unverpackt-Laden namens “Hamsterbacke” in Bayreuth eröffnen. Jedoch mit einem anderen Finanzierungskonzept.

Am Donnerstagabend findet die Gründung des Vereins “Hamsterbacke” um 18 Uhr im Iwalewahaus statt. Denn der Laden soll sich über Mitgliederbeiträge finanzieren und ist nicht gewinnorientiert. Lediglich die Kosten möchte der Verein mit den Einnahmen decken. „Darin unterscheiden wir uns von einem herkömmlichen Bioladen“, so Simon Pöschl-Kehry.

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Bodenmühlwand

Bodenmühlwand: Als bei Bayreuth noch eine Lagune war

Von seiner Quelle bis nach Bayreuth hinein liegen insgesamt neun Mühlen entlang des Roten Mains – heute allesamt in Privatbesitz. Am Pfingstmontag wurde traditionell der Mühlentag zelebriert. Auch, wenn nicht mehr alle in Betrieb sind. Neben verschiedenen Wanderungen und Radtouren zwischen Bayreuth und Creußen wurden dabei auch Geo-Exkursionen angeboten, die die Landschaft um Bayreuth ins Visier nehmen. Die Redaktion hat sich auf eine Tour zur “Bodenmühlwand” im Geopark Bayern-Böhmen begeben, die oberhalb der Gaststätte Schlehenberg gestartet ist.

Schild zum Geotop Bodenmühlwand

Oberhalb des Gasthofs Schlehenberg startet die Tour zur Bodenmühlwand. Foto: red

 

Eine 30 Meter hohe Wand aus Ablagerungen

Die “Rote Wand” oder auch “Bodenmühlwand”, die sich in der Nähe der Bodenmühle befindet, ist eine von wenigen natürlichen Gesteinsaufschlüssen im Mittleren Keuper Nordostbayerns. “Zu sehen ist ein sogenannter Prallhang, also die Außenseite eines Flussbeckens. Dort ist die Flussgeschwindigkeit und somit auch die Abtragung sehr hoch”, erklärt Kerstin Löblich-Ille vom Geopark Bayern-Böhmen. 30 Meter hoch und mehrere Millionen Jahre alt sei die Wand, die neben dem Roten Main empor ragt.

Die Bodenmühlwand entlang des Roten Mains nahe der Schlehenmühle. Foto: red

In der Zeit des Mittleren Keupers sei dieser Bereich ein Teil des Germanischen Beckes gewesen, das sich in der Zeit des Trias von England bis nach Polen erstreckte.

Eine Lagune wie in Tunesien

chott el djerid

Sedimentbecken Chott el Djerid in Tunsien. Foto: phoenixreisen.com

Als küstennahes Gebiet sei hier eine Lagune gewesen, die mit der Zeit eingetrocknet sei – so wie heute in Chott el Djerid in Tunesien zu sehen, sagt Kerstin Löblich-Ille.

Die Wand besteht aus Tonschichten in Rot und Schwarz. Rot sind die Teile, die mit Sauerstoff in Berührung gekommen sind, so wie man es kennt, wenn etwas rostet. Schwarz sind dagegen die Stellen, die in einem luftabgeschlossen Raum, ohne Sauerstoff, gelagert sind. “Dazwischen sieht man weiße rippenartige Bänder. Diese sind deutlich fester”, sagt sie. Die weißen Bänder sind sogenannte Kalkmergel-Bänke, ein dolomitisches Gestein.

Ehemaliger Lebensraum von Muschelkrebsen und Urzeit-Haien

Die Wand sei auch eine Fundstelle für verschiedene Fossilien, wie Muschelkrebse, Muscheln, Schuppen, Zähne und Flossenstacheln von Urzeit-Haien.

Die Bodenmühlwand ist ein wichtiges Referenzobjekt und gibt Forschern durch die gut sichtbaren Ablagerungsschichten viel Aufschluss über die Vergangenheit. Es ist zurecht eines der 100 schönsten Geotope Bayerns und ein besonderer Zustand, dass die Schichten sichtbar aufgeschlossen sind.

(Kerstin Löblich-Ille, ehrenamtlich tätig beim Geopark Bayern-Böhmen)

Vorsicht ist geboten

Durch die Wand ziehen sich außerdem Schilfsandstein-Bänke, leere Fluträume, die durch starke Wasserströmungen entstanden sind und sich mit Sand wieder aufgefüllt haben. Außerdem kippen die Ablagerungen in der Bodenmühlwand leicht zur rechten Seite, wenn man davor steht. “Es ist immer wieder möglich, dass sich Teile lösen. Zu nahe am oberen Rand spazieren zu gehen, würde ich nicht empfehlen”, sagt Kerstin Löblich-Ille.

Bodenmühlwand

Foto: red

 

Wie der Rote Main zu seinem Namen kam

Die Bodenmühlwand liegt direkt am Rotem Main, dem wasserärmeren, aber längeren der beiden Quellflüsse des Mains. Er entspringt in der Fränkischen Schweiz und vereinigt sich am westlichen Stadtrand von Kulmbach mit dem Weißen Main, dem nördlichen Quellfluss des Mains. Seinen Namen trägt der Rote Main, weil er durch ein Gebiet mit vielen lehmhaltigen Böden fließt und vor allem nach starkem Regen eine rotbraune Farbe annimmt.

Siegfried Wagner: Mit Papa Richard in der Kneipe

Siegfried Wagner wurde als Sohn Richard Wagners weltberühmt. Anlässlich seines 150. Geburtstags wurde am Donnerstag 6. Juni, am Familiengrab der Wagners in einer feierlichen Zeremonie ein Kranz niederlegt.

Grabstätte Siegfried Wagner. Foto: Susanne Jagodzik

Warum aber aus Siegfried ein namenhafter Künstler werden konnte, obwohl er bereits mit fünf Jahren in der  Kneipe anzutreffen war, das verrät Hobbyhistoriker Stephan Müller.

Vom Sohn Richard Wagners zum eigenständigen Komponisten

„Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens“ jubelte Richard Wagner am Sonntag, den 6. Juni 1869. An diesem Tag schenkte Cosima von Bülow dem 56-jährigen Komponisten einen „schönen kräftigen Sohn mit hoher Stirn und klarem Auge“.

Der Vater, Richard Wagner, verarbeitet seine Empfindungen in der Komposition “Tribschen – Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang”. Später wird diese Komposition als “Siegfried-Idyll” weltberühmt. Den Wunsch des Vaters am Tage seiner Geburt, dass der Sohn sein Werk erhalten solle („dereinst – da muss mein Junge für das Rechte sorgen“) hat Siegfried voll und ganz erfüllt. Er übernahm im Jahre 1906 die Leitung der Festspiele von seiner Mutter und steuerte sie bis zu seinem Tode im Jahre 1930 erfolgreich durch schwieriges Fahrwasser.

Architektur oder Musik

Die Entscheidung, das Lebenswerk seines Vaters fortzuführen oder sich künftig der architektonischen Begabung zu widmen, fiel „Fidi“ nach seinem Abiturabschluss im Jahr 1889 nicht leicht. Als Belohnung für das bestandene Abitur darf er die Weltausstellung in Paris besuchen. Er interessiert sich für Malerei, Literatur und Architektur, beginnt aber bei Engelbert Humperdinck, dem Komponisten der Oper “Hänsel und Gretel” in Mainz das Studium der Komposition. Schon im Sommer 1890 weiß Humperdinck, dass Siegfried “jetzt mit allen Elementen der Musiktheorie vertraut ist. Er sei im Stande fortan seine weiteren Studien ohne die Hilfe anderer fortzusetzen”.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Trotzdem konnte sich Siegfried nicht entscheiden, ob er sich der Architektur oder der Musik widmen soll. Klarheit brachte ihm eine sechsmonatige Schiffsreise über Gibraltar nach Saigon, Hongkong, auf die Philippinen, danach von Ceylon wieder nach Neapel im Jahr 1892. Unter den Eindrücken der fernöstlichen Klänge entschloss er sich nach „österlichen Träumen“ in der Nacht zum Ostersonntag für die Musik.

Feuertaufe 1894

Im Jahr 1894 wirkt er an der Seite seiner Mutter als Assistent bei der Vorbereitung der Festspiele mit. Doch wird der Wagner-Sohn auch von den Künstlern und Musikern ernst genommen? Bei einer Probe ist der “Lohengrin”-Dirigent Felix Mottl “unauffindbar”. Siegfried soll “ganz plötzlich” einspringen. Der Trick funktioniert. Siegfried hat quasi seine “Prüfung” im Orchestergraben des Festspielhauses bestanden. Er fasst Selbstvertrauen und dirigiert Konzerte in Rom, London, Budapest und Wien. Im Jahr 1896 dirigiert Siegfried zum ersten Mal in Bayreuth den “Ring des Nibelungen”. Der anwesende Gustav Mahler schreibt einen Brief an Cosima und lobt Siegfrieds Begabung in den höchsten Tönen.

Aus dem Schatten des Vaters heraus

Ja, so ein(en) Vater zu schleppen ist gar nicht gut“ schrieb Cosima Wagner in ihren Tagebüchern. Dennoch geriet Siegfried Wagner nicht so sehr in den großen Schatten des Vaters, wie es den Söhnen der ebenfalls übermächtigen Väter Bach, Goethe oder Picasso ergangen ist.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Dies liegt wohl darin begründet, dass Siegfried Wagner neben den großen Aufgaben als Festspielleiter, Regisseur und Dirigent noch Zeit für eigene Kompositionen finden konnte. Sein musikdramatisches Schaffen beinhaltet 18 umfangreiche Opern, verschiedene Orchesterwerke und Liedvertonungen. Auch wenn Siegfried Wagners Werke heute – bis auf einige Ausnahmen – nur sehr selten auf die Spielpläne der Opernhäuser kommen (in Bayreuths Partnerstadt Rudolstadt wurden vor einigen Jahren der „Bärenhäuter“, das „Schwarzschwanenreich“, das „Wahnopfer“ und „Banadietrich“ gegeben), darf man nicht vergessen, dass die Opern des „beliebtesten Junggesellen seiner Zeit“ vor allem am Anfang unseres Jahrhunderts zum Repertoire aller großen Opernhäuser gehörten.

Zwischen 1899 und 1914 gab es von seinen ersten sechs Werken auf den Bühnen der namhaftesten Kulturzentren im deutschsprachigen Raum insgesamt nicht weniger als 327 Aufführungen.

Der Festspielleiter

Am 9. Dezember 1906 erlitt Richard Wagners Witwe Cosima bei einem Besuch beim Erbprinzen Hohenlohe auf Schloss Langenburg einen schweren Herzanfall. Ihr Sohn Siegfried reist von einem Konzert bei der Musikalischen Gesellschaft in Essen sofort zu ihr. Auch ihre Tochter Isolde findet sich umgehend ein.

Siegfried Wagner vor dem Bayreuther Tagblatt in der Opernstraße. Foto: Stephan Müller

Die fast 70-jährige Festspielleiterin wird von Professor Ernst Schwenninger, Bismarcks Leibarzt, behandelt und schwebt bald nicht mehr in Lebensgefahr. Vier Tage später begleiten Isolde und Siegfried ihre Mutter mit dem Zug nach Bayreuth. Für das Frühjahr 1907 verordnete Schwenninger Cosima Wagner eine längere Kur in Cannes. Die ohnehin schon geplante Übergabe der Festspielleitung an Siegfried Wagner war damit besiegelt. Im Jahr 1907 fanden keine Festspiele statt. Siegfried nutzt die Zeit für intensive Probenarbeiten für die Wiederaufnahme des „Lohengrin“ im Jahr 1908.

Es gilt, die Werke meines Vaters möglichst stilgerecht zur Aufführung zu bringen, wobei das Musikalische im Tempo und Vortrag durch die lebendige Überlieferung zu einer geheiligten Tradition geworden ist, hingegen die äußere Form in Bezug auf Szenerie, Beleuchtung, Kostüme und so weiter immer dem Geist des Werkes entsprechend dem modernen Empfinden angepasst werden muss.

(Siegfried Wagner)

Trotz des Anspruchs an die Moderne, den er schon vor der Jahrhundertwende formuliert hat, modifiziert er die Inszenierung seiner Mutter nur vorsichtig. Der ehemalige Architekturstudent verändert und vereinfacht vor allem im ersten und zweiten Aufzug mit wirkungsvollen Schritten die Dekoration, die seiner Chorführung mehr Freiheiten lässt. Für die „Brautgemach-Szene“ im dritten Akt nutzt er das Bühnenbild von 1894.

Dieser Mittelweg zwischen Altem und Neuem und auch der erstmalige Einsatz von dreidimensionalen Requisiten machten ihn für viele Opernfreunde zum geistvollsten und bedeutendsten Opernregisseur der Gegenwart. Bis ihn der Erste Weltkrieg zu einer zehnjährigen Festspielpause von 1915 bis 1924 zwang, inszenierte Siegfried Wagner die „Meistersinger“ (1911) und den „Fliegenden Holländer“ (1914) und stieß mit seinen Ideen auf ein positives Echo. Es begann eine erfolgreiche Zeit. Ab 1908 waren alle Aufführungen im Festspielhaus schon ein halbes Jahr vor der Premiere ausverkauft.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Während seine Mutter in ihren letzten Jahren als Festspielleiterin auf einen Turnus von zwei Jahren (1902, 1904, 1906) setzte, kehrte Siegfried Wagner zu dem Rhythmus aus den Anfangsjahren zurück. Jeweils nach zwei Festspieljahren setzte er ein Pausenjahr zur Einstudierung eines neuen Werkes fest. Dabei machte er auch im Jahr 1913 keine Ausnahme. Im 100. Geburtsjahr seines Vaters fanden keine Festspiele statt. Eine hohe Ehre erfuhr der große Komponist trotzdem: In der Walhalla wurde eine Richard-Wagner-Büste aufgestellt.

Die Katastrophe

Das Jahr 1914 sollte zu einer finanziellen Katastrophe führen. Mitten in der Festspielzeit brach der Erste Weltkrieg aus. Am 1. und 3. August erklärt Deutschland zunächst Russland und dann Frankreich den Krieg. Nach dem Einmarsch über das neutrale Belgien in Frankreich hat das Reich mit England einen weiteren Kriegsgegner.

Als die Festspiele am 22. Juli 1914 mit dem „Fliegenden Holländer“ in der Inszenierung und unter der musikalischen Leitung von Siegfried Wagner eröffnet werden, haben es viele ausländische Besucher unter dem Eindruck des Attentats von Sarajevo auf Erzherzog Prinz Ferdinand und dem Ultimatum von Österreich-Ungarn an Serbien vorgezogen, erst gar nicht nach Bayreuth zu reisen. Von den geplanten 20 Aufführungen („Holländer“, „Ring des Nibelungen“ und „Parsifal“) konnten bis zum Ausbruch des Weltkrieges gerade einmal acht Vorstellungen vor zum Teil halbleeren Rängen gespielt werden. Am 1. August brach Siegfried Wagner die Festspiele ab und musste die Unsumme von 400.000 Mark für die Rücknahme der Karten bezahlen.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

In sechs dieser acht Vorstellungen saß ein erst 17-jähriges Mädchen an der Seite ihres Pflegevaters Karl Klindworth. Die junge Engländerin Winifred Williams, nach dem frühen Tod ihrer Eltern von dem Ehepaar Klindworth adoptiert, wird von der Familie Wagner warmherzig aufgenommen. Neben dem finanziellen Fiasko gibt es im Haus Wahnfried nämlich noch ein anderes Problem. Der mittlerweile 45-jährige Festspielleiter war immer noch Junggeselle, die Wagner-Dynastie gefährdet.

Die Hochzeit mit Winifred

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Das Unternehmen gelingt. Siegfried verliebt sich in Winifred und beginnt mit der 28 Jahre jüngeren Frau einen regelmäßigen Briefwechsel. Am 22. September 1915 – nur acht Wochen nach ihrem Verlöbnis – heirateten Siegfried und Winifred im Haus Wahnfried in Bayreuth. Am 5. Januar 1917 kam mit Wieland der erste dynastisch legitime Enkel von Richard Wagner auf die Welt. Am Tage seiner Geburt kam es zu einer rührenden Szene. Die 80-jährige Cosima setzte sich zum ersten Mal seit Wagners Tod an das Klavier und spielte einige Takte aus dem „Siegfried-Idyll“. Das Paar konnte sich noch über die Geburten von Friedelind (1918), dem späteren Festspielleiter Wolfgang (1919) und Verena (1920) freuen.

Siegfried Wagner. Foto: Archiv Bernd Mayer

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Festspiele im Jahr 1924 mit 20 Aufführungen (“Meistersinger”, “Ring des Nibelungen” und “Parsifal”) wieder eröffnet. Siegfried Wagner setzte sich weiter für eine zeitgemäße Modernisierung ein, insbesondere durch die Verpflichtung des jungen Bühnenbildners Kurt Söhnlein. Einer seiner innigsten Wünsche war eine eigene Neuinszenierung des “Tannhäusers”, die ihm zusammen mit dem musikalische Leiter Arturo Toscanini im Jahr 1930 noch gelingen sollte. Bei einer der Proben in diesem heißen Sommer erlitt Siegfried Wagner einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 4. August 1930.

Traueranzeige für Siegfried Wagner. Foto: Stephan Müller


Gott, einen solchen Jungen bei mir zu haben…

Was uns heute als unglaublich erscheint, war in den vergangenen Jahrhunderten völlig normal. Die Kinder tranken schon in frühen Jahren Bier. Dies lag zum einem daran, dass die Kinder schon früh mitarbeiten mussten und sich genauso ernährten wie Erwachsene. Zum anderem beobachtete man, dass die oft schlechte Wasserqualität zu Krankheiten führte. Nachdem die Gerste vorher gekocht worden war, blieben Biertrinker gesund! Im ländlichen Raum rund um Bayreuth war es in den 50er Jahren vielleicht nicht mehr üblich, aber dennoch weit verbreitet, dass die Kinder vor dem Einschlafen noch ihren Schluck Bier bekamen.

Tafel vor dem Glenk-Biergarten mit einer Erklärung von Jean-Paul aus seinem Erziehungsroman Levana. Foto: Stephan Müller

So auch der junge Siegfried Wagner, der seinen Vater schon als Fünfjähriger in die Stammkneipe Angermann begleitete. Richard und Cosima nannten ihren jüngsten Spross, der am 6. Juni 1869 in Luzern geboren ist, “Fidi”. Dass “Fidi” schon früh ins Bierglas schauen durfte, entnehmen wir zwei Tagebucheinträgen von Cosima Wagner:

Sonnabend 24ten R. geht nachmittags mit Fidi aus, bei Angermann redet ein Fremder den Kleinen an: »Kannst du auch Bier trinken«, Fidi schweigt, sagt dann schüchtern »ja«, worauf R.: »Der Knabe kennt Sie nicht, bester Herr!« – – R. freut sich Fidi’s, sagt: »Gott, einen solchen Jungen bei mir zu haben, der mich Papa nennt und alles frägt; es ist zu schön.

(Aus dem Tagebuch Cosima Wagners, 24. Oktober 1874)

 

Sonntag 27ten Großes Gewitter in der Nacht, welches uns wach erhält, und heute Regenwetter und Kälte! R. arbeitet, ich muß mich legen, da die Müdigkeit es mir förmlich versagt, aufzubleiben. Abends komme ich aber hinunter. R. ist mit Siegfried zu Angermann gegangen und hat sehr gelacht, dort für Fidi ein Stammglas zu finden: Herr Siegfried Wagner!

(Aus dem Tagebuch Cosima Wagners, 27. Juli 1879)


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Kid38: Rap über Animes und Kant statt Autos und Frauen

In der zweiten Folge des Hip Hop Podcasts des Bayreuther Tagblatts, „RaPod“, haben sich die Moderatoren Frederik Eichstädt und Johannes „Quasi“ Besold mit dem Bayreuther Rapper Kid38 getroffen. Dieser steht am 15. Juni beim Uni Open Air in Bayreuth auf der Bühne. Neben dem Interview mit dem Bayreuther Rapper sprechen Frederik Eichstädt und Quasi im Intro über modernen Rap, Reimtechnik und ihren musikalischen Werdegang.

Kid38 im Podcast Interview

Zwischen Bamberg und Bayreuth

Im Talk mit den Moderatoren spricht der Student, der einen Teil seiner Kindheit und Jugend in Bamberg verbracht hat, über seine Musik, die Arbeit seines Labels Purple Mind Records und das Leben im Heim. Besonders letzteres hat seinen Werdegang in der Musik sehr geprägt.

Samy Deluxe oder Bushido?

Dabei musste er sich in frühen Jahren bereits entscheiden. Die Frage ob man Rapper “Samy Deluxe” oder “Bushido” bevorzuge, spaltete die Jugendlichen im Heim. Und mit seiner Antwort auf diese Grundsatzfrage traf man eine folgenschwere Entscheidung. Denn ab da war geklärt, mit welchen anderen Kids man befreundet sein konnte und mit welchen nicht. Diese und mehr Geschichten verrät Kid38 als Antwort auf die erbarmungslosen Entweder-Oder-Fragen von bt-Redakteur Frederik Eichstädt.

Offenes Studio bei Purple Mind Records

Kid38 schätzt die Kreativität im Studio und steckt viel Energie in Songkonzepte und Ideen. Während andere Rapper häufig über Frauen, Geld und Autos rappen, ist das Themenspektrum beim Bayreuther Künstler deutlich breiter. Neben Textverweisen zu Kant oder Darwin, hat Kid38 beispielsweise auch ein Lied aus der Sicht eines Hundes gemacht.

Ich finde Studiosessions besser als Live-Auftritte. Auf der Livestage bin ich nicht so kreativ unterwegs, im Studio kann man richtig ausrasten.
(Kid 38)

Bei seinem Label, Purple Mind Records, können derzeit Leute ein- und ausgehen und für eine kleine Aufwandsentschädigung eigene Texte einrappen. Seine Produzenten würden diese dann abmischen und zu fertigen Liedern verarbeiten.

Die Jungs von Purple Mind Records haben angefangen, Leuten Studioaufnahmen zu ermöglichen. Für einen Zehner oder zwanzig Euro können dabei Rapper vorbeikommen, die Bock darauf haben. Derzeit sind nun auch immer wieder Rapper am Start, die auf Suaheli rappen. Wir verstehen da zwar kein Wort, aber es ist fett.

Kid38 live. Foto: Purple Mind Records.

Auch zum Battlen und Dissen hat Kid38 eine ganz eigene Meinung. In dieser Gattung von Rap, bei der man in einem Wettbewerb seinen Gegnern mit Worten schlecht machen soll, sei der Bayreuther nicht besonders gut. Das liegt hauptsächlich daran, dass seine Hemmschwelle hier höher sei als die vieler anderer Rapper. Er würde nämlich auch in seiner Musik nur Dinge sagen, die er auch als Mensch vertreten würde.

Ich bin super schlecht im Battlen. Jedes Mal wenn ich es versuche, ist es eine Katastrophe. Ich schaffe es noch nicht, Kid83 von Andi zu trennen. Daher sind die Bewertungsschemata die von Andy. Beim Battlen muss man das trennen können. Man muss auf der Bühne stehen und seinen Gegner besiegen wollen. Das ist bei mir nicht so. Ich könnte zum Beispiel niemals eine Mutter beleidigen. Denn Andy mag Mütter. Andy mag Menschen, Andy mag Leben. Wenn ich auf der Bühne stehe und battlen will, dann gebe ich meinem Gegenüber immer erstmal ein Kompliment. Das kommt dann meist nicht so gut.

Uni Open Air

Am 15. Juni steht Kid38 dann auf dem Bayreuther Campus beim Uni Open Air auf der Bühne. Neben anderen Künstlern wie Zugezogen Maskulin, Blond oder Kuso Gvki wird dabei auch der Purple Mind Künstler auf der Stage stehen und seine Lieder zum Besten geben. Mehr Infos zur Veranstaltung finden Sie auf der Website der Uni Bayreuth.

NameAndreas Egginger
LabelPurple Mind Records
HeimatstadtBayreuth
AliasKid38
Geboren20. Mai 1994
Erstes Rap-AlbumKid38 - Lootertape
Bisher letztes Rap-AlbumKid38 - Lootertape
Bestes Rap-Album nationalKid38 - Lootertape
Bestes Rap-Album internationalKid38 - Lootertape
Einflussreichste KünstlerGeto Boys, Prinz Pi, Aggro Berlin, Tech N9ne
Bestes Rap-ZitatDas müsst ihr selbst entscheiden.
Bestes MusikvideoKid38 - Update (bis jetzt)
Dieser Künstler sollte erfolgreicher seinMC ReneTech N9ne (in Deutschland)
Rap ist für mich...einer meiner ältesten Freunde
Wieso mache ich RapIch liebe den Scheiß einfach, Ich hoffe, er liebt mich auch.
Worüber rappe ichALLES. Es gibt keine Einschränkungen.
Mit diesem Trend in der Musik kann ich gar nichts anfangenIch nehme sie alle, packe sie in einen Topf, rühre ein paar Mal kräftig um und mache dir ein witzig, würziges Album daraus
Würde ich nicht rappen, ......würde ich Leuten ohne Musik ein Ohr abkauen. Vielleicht als Streamer. Vielleicht auf einer Kiste in der Stadt. You never know.

Mehr zum RaPod

Der RaPod ist ein regelmäßig erscheinendes Podcast-Format von Frederik Eichstädt und Johannes “Quasi” Besold. Mehr Infos dazu finden Sie in Kürze auf unserer Website.

Die RaPod-Moderatoren Frederik Eichstädt und Johannes “Quasi” Besold. Foto: Carolin Richter.

Regina Nelkel mit Tochter Kerstin Nelkel-Zielke und den Ochsenkopfalpakas.

Fürsorglich, beruhigend und flauschig: Das sind die Ochsenkopf-Alpakas

Seit etwa einem Jahr wohnen sechs Alpakas an einem Hang in Bischofsgrün, mit Blick zum Schneeberg, bei Familie Nelkel. Inzwischen sind die ruhigen Tiere zutraulich und man kann gemeinsam mit ihnen Spazieren gehen. Das bt hat mit Kerstin Nelkel-Zielke über das Wesen und den Alltag der Ochsenkopf-Alpakas Gusto, Cesar, Mandelo, Nele, Mila und Emilio gesprochen. 

Wie die Alpakas nach Bischofsgrün gekommen sind

Mutter Regina Nelkel wollte oft zum Alpaka Anschauen in die Umgebung fahren. Da die Nelkels ein großes Grundstück um ihr Haus haben, das zwischenzeitlich sogar einmal zum Bischofsgrüner Kurpark gehörte, und sie immer häufiger zum Alpaka-Schauen fuhren, kam die Idee sich die Alpakas nach Hause zu holen. “Unser Garten hat Hanglange. Das mögen die Huacaya-Alpakas, die in der südamerikanischen Gebirgskette der Anden zuhause sind, unheimlich gerne”, sagt Manfred Nelkel. Auf 7.000 Quadratmetern können sich die Tiere frei zwischen Wiese und Stall bewegen. Sie sind Herdentiere und bleiben deswegen immer in der Gruppe. Sechs Tiere sollten es mindestens in der Herde sein. “Abends gegen 19 Uhr gehen sie freiwillig in den oberen Teil des Gartens, wo auch der Stall liegt. Das sind sie so gewohnt”, sagt Tochte Kerstin Nelkel-Zielke.

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In guten Händen

Alpakas auf der Weide

Foto: red

Kerstin Nelkel-Zielke hatte früher bereits zwei Pferde und “ein Händchen für Tiere”, wie ihr Vater Manfred sagt. Inzwischen seien die Alpakas handzahm. Anfangs wären sie noch misstrauisch gewesen, wären ein bisschen schreckhaft gewesen und hätten Abstand zu den Menschen gewahrt. “Ich habe ihnen anfangs immer nur für einige Minuten das Halfter angelegt und sie frei umher laufen lassen. So haben sie sich schnell daran gewöhnt”, erklärt Kerstin Nelkel-Zielke.  Bevor die Alpakas nach Bischofsgrün gezogen sind, hat sie auch extra eine Sachkundeprüfung in Sachsen abgelegt, die bestätigt, dass sie für den Umgang mit den Huacayas ausgebildet ist. “Es ist noch nicht in allen Bundesländern Pflicht. Aber es war mir sehr wichtig, optimal auf die Tiere vorbereitet zu sein”, so die 47-Jährige.

Zertifikat zur Alpakahaltung

Kerstin Nelkel-Zielkes Zertifikat zur Alpakahaltung

Wie die Alpakas leben

Ansonsten seien die Alpakas pflegeleicht. In einem Tränke-Eimer kriegen sie mehrmals täglich frisches Wasser. Sie fressen ganztägig Heu oder frisches Gras. Natürlich gibt’s zwischendurch auch einmal ein Alpaka-Leckerli und ein spezielles Mineralfutter, das Zink und Selen enthält, um sie optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen. “Obst und Gemüse dürfen sie nicht bekommen. Das wäre fatal für die Gesundheit der Tiere”, sagt Manfred Nelkel. Wo gefressen wird, fällt auch Kot an – ganze 70 Kilo pro Woche. Die Alpakas suchen sich dafür auf der Wiese einen sogenannten Kotplatz, den der Anführer der Herde bestimmt. Dort verrichten dann alle ihr Geschäft, damit der Rest des Geheges sauber bleibt.

Alpaka frisst

Foto: red

Die Alpakas stammen von zwei unterschiedlichen Zuchtbetrieben, verstehen sich aber gut untereinander. Mandelo, Nele und Mila sind vom Frauenstein in Winklarn. Cäsar und Emilio, die beiden weißen Chiribaya-Alpakas, kommen von Christian Zinners Hof aus Marktleuthen, Gusto ist aus privater Hand. Ludwig Turban von den Frauenstein Alpakas schaut auch regelmäßig in Bischofsgrün vorbei, um zu sehen, ob es allen Tieren gut geht. “Beide Züchter stehen uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Sie haben auch unser Gelände geprüft, bevor die Alpakas hier eingezogen sind”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke.

geschorenes Alpaka

Foto: K. Nelkel-Zielke

Außerdem kommt Turban einmal im Jahr um die Tiere zu scheren. “18 Kilo Fließ sind im  letzten Sommer zusammen gekommen. Daraus haben wir 80 Knäule Strickwolle machen können. Der Rest wird für Betten, Dünger oder Seife verwertet”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke. Nach dem Scheren sind die Alpakas auf einmal nur noch halb so dick, wie zuvor.

Alpakas im Pool

Foto: K. Nelkel-Zielke

Was die Alpakas so einzigartig macht

“Die Alpakas spüren alles. Man sollte vor allem mit Ruhe auf sie zugehen und sich nicht zu schnell oder zu laut bewegen”, sagt Kerstin Nelkel-Zielke. Hauptberuflich arbeitet die 47-Jährige als Angestellte im öffentlichen Dienst. Wenn sie spätnachmittags aus dem Büro kommt oder am Wochenende bleibt dann Zeit für die Alpakas, eine Zeit in der man gut Energie tanken kann.

Ein Blick in die Augen eines Alpakas beruhigt Körper und Seele.

(Familie Nelkel von den Ochsenkopf-Alpakas)

Auch Jaschko, der braune Bayerische Gebirgsschweißhund der Familie Nelkel, kommt inzwischen gut mit den Alpakas klar. Alleine darf er zwar noch nicht zu ihnen, aber beim Alpaka-Spaziergang darf er immer Vorauslaufen. “Wenn er bellt, könnte es passieren, dass die Alpakas erschrecken und aus Angst nach ihm treten”, erklärt Kerstin Nelkel-Zielke. Auch als Mensch sollte man am besten immer neben oder vor dem Alpaka laufen, weil sie sich sonst ständig nach hinten umdrehen würden, mit der Angst, dass hinter ihnen Gefahr droht.

weißes Alpaka

Foto: red

Die Alpakas sind nicht nur selbst behutsam und ruhig in ihrem Wesen. Sie übertragen das auch auf die Besucher. “Einmal war ein Junge hier, der eigentlich sehr aufgedreht ist. Nachdem er ein Stück bei den Alpakas war, hat sich deren Ruhe auch auf ihn übertragen”, sagt sie. Ein anderes Mal sei ein Kind mit Behinderung hier gewesen, das durch den Kontakt mit den Alpakas richtig aufgetaut ist, gejauchzt hat und ein Leuchten in den Augen bekam. Es konnte beruhigt im Gras sitzen, denn die Alpakas wahren immer einen gesunden Abstand zum Gegenüber.

Und kaum zu glauben: Auch ein Baby sei schon auf der Weide zwischen den Alpakas gekrabbelt. “Sie würden den Kindern nie etwas tun, sie passen auf sie auf”, so Nelkel. Für Gruppen von sechs bis maximal zwölf Personen bietet Familie Nelkel Spaziergänge mit den Ochsenkopf-Alpakas an. Es gibt verschiedene Routen: Eine von 60 Minuten und eine von 90 Minuten Dauer.

familie nelkel Eingangsschild Alpakas

Foto: red

Wer Interesse hat, die Ochsenkopf-Alpakas einmal zu besuchen, der kann sich unter info@ochsenkopf-alpakas.de oder telefonisch unter 09276 / 8488  mobil unter 0170/2791226 bei Familie Nelkel melden.

Rumpelstilzchen in der Eremitage: Exklusive Einblicke

Am Sonntag starten die Sommerspiele der Studiobühne Bayreuth mit der Uraufführung von Uwe Hoppes “Rumpelstilzchen oder Die drei Spinnerinnen” nach Märchen der Brüder Grimm. Das bt war bei einer der letzten Hauptproben vor der Premiere dabei und durfte das Stück vorab sehen. Im Video über dem Text sehen Sie Ausschnitte des Stücks. 

Darum geht’s:

Ein verschuldeter Müller verpfändet seine eigene Tochter an den König, um sein Leben zu retten. Er hat damit geprahlt, dass sie Stroh zu Gold spinnen kann. Drei hässliche Spinnerinnen stehen der Müllerstochter bei, doch sie können ihr auch nicht helfen. In ihrer Not erscheint ein unbekanntes Männlein. Dreimal hilft es ihr, das Stroh zu Gold zu spinnen. Als Lohn fordert es ihr erstgeborenes Kind. Die Müllerstochter wird Königin und bringt ein Kind zur Welt. Da erscheint das Männlein wieder und fordert seinen Lohn…

Das bekannte „Rumpelstilzchen“, das unbekannte Märchen „Die drei Spinnerinnen“ sowie zahlreiche Volkslieder sind in einer spannenden Spielfassung miteinander verwoben – ideal für die märchenhafte Spielkulisse des Römischen Theaters.

Regisseur Uwe Hoppe erklärt die Kombination der Stücke:


Die Premiere findet am 2. Juni um 15 Uhr im Römischen Theater in der Eremitage statt. Karten gibt es im Vorverkauf an der Theaterkasse oder direkt an der Kasse am Römischen Theater.

Weitere Termine:

  • 16. Juni – 15 Uhr
  • 30. Juni – 15 Uhr
  • 14. Juli – 15 Uhr
  • 21. Juli – 15 Uhr
Barista Simon Bayer und Geschäftsführer Thomas Wenk von der Crazy Sheep Kaffeemanufaktur.

Crazy Sheep: Am Liebesbier eröffnet eine Kaffeerösterei

Barista Simon Bayer aus Erlangen und der Bayreuther Gastronom Thomas Wenk machen gemeinsame Sache: Am 16. Juli möchten sie die Kaffeemanufaktur “Crazy Sheep” neben dem Liebesbier in Bayreuth eröffnen. Dort soll es neben fruchtigem Filterkaffee, nussigem Espresso und hellen Third Wave Röstungen auch Kuchen und Wasser geben. Am Mittwoch wurde die Rösttrommel erstmalig gestartet. Wie das Schaf zum Kaffee und Crazy Sheep nach Bayreuth kam, erfahren Sie im Folgenden. Ein Video-Interview finden Sie über dem Text.

kafeebohnen crazy sheep in trichter

Die erste Röstung in der Crazy Sheep Kaffeemanufaktur. Foto: red

Es war einmal ein Schäfer in Äthiopien, der eines Abends Zweige mit Kaffeekirschen daran verbrannte. Die Tiere fraßen davon und wurden auf einmal sehr aufgeweckt und voller Energie. So probierte auch der Schäfer davon, erzählt Thomas Wenk. So wurde die koffeinhaltige Wirkung des Kaffees der Geschichte nach entdeckt. Deswegen sei das Schaf als Symbol für eine Kaffeemanufaktur mehr als treffend. “Crazy Sheep” deswegen, weil sie alle ein bisschen verrückt seien, sagt der 55-Jährige, der seit 1991 in Bayreuth als Gastronom tätig ist.

Wir möchten die erste verrückte Kaffee-Marke in Deutschland werden, eben jung und spritzig, und ausgefallene Sorten anbieten. Ähnlich, wie man es beim Craft Beer kennt.

(Thomas Wenk, Geschäftsführer der Kaffeerösterei Crazy Sheep)

Von Blends bis Single Origins: Was im Crazy Sheep in die Tasse kommt

Die verschiedenen Geschmackssorten lassen sich durch sogenannte “Blends” erschaffen, also eine Mischung aus verschiedenen Kaffeesorten. “Drei bis fünf Sorten sind für die Blends optimal”, sagt Thomas Wenk. Doch es soll auch reine Sorten, sogenannte “Single Origins” im Crazy Sheep geben. “Die Kaffeebohnen werden dann von nur einem Bauern, von einer speziellen Plantage gewonnen. Über die Uni Bayreuth konnten wir schon mit einem Kaffeebauern aus Kolumbien Kontakt aufnehmen”, sagt Wenk. Doch es seien noch weitere Kooperationen denkbar. Er selbst habe Kontakte nach Kenia und auch Barista Simon Bayer habe durch die Verwandtschaft und einen ehemaligen Kollegen Kontakte nach Brasilien. “Es ist uns wichtig, dass die Kaffeebauern direkt profitieren. Durch zu viele Zwischenhändler, bekommen sie oft nur wenig vom finanziellen Profit ab”, so Wenk. Deswegen plane er nach Südamerika zu reisen, um so einen persönlichen Kontakt zu den Kaffeebauern herzustellen. Auch Filterkaffee und gewöhnliche italienische Kaffeespezialitäten wird man im Crazy Sheep finden.

Egal ob Filterkaffee oder Espresso – man kann immer guten Kaffee machen, wenn das Rohprodukt von guter Qualität ist.

(Thomas Wenk, Geschäftsführer der Kaffeerösterei Crazy Sheep)

Mit einem guten Rohprodukt meint Thomas Wenk Kaffeebohnen, die in Hochlagen wachsen. Zu den traditionellen Sorten gehören die Robusta-Bohnen, die sehr rau und würzig im Geschmack seien und außerdem die Arabica-Bohnen – etwas edler und feiner.

crazy-sheep-kaffee-verpackt

Foto: red

Der erste Röstvorgang im Crazy Sheep

Am Mittwoch wurde die Rösttrommel im Crazy Sheep das erste Mal in Betrieb genommen. Sie wurde aus Holland geliefert und ist von Giesen. In den kommenden vier Wochen stehen die Proberöstungen an. “Wir müssen mit der Maschine erst vertraut werden und werden dann nach und nach unsere eigenen Sorten entwickeln”, sagt Barista Simon Bayer. Doch auch danach wird weiter am Geschmack gefeilt. Im kommenden Jahr möchten Wenk und Bayer, wenn alles gut läuft, etwa 18 bis 20 eigene Sorten entwickeln.

Wenk trinke am liebsten traditionellen italienischen Espresso mit einer nussig-schokoladigen Note. Bayer liebt hingegen Filterkaffee, doch er müsse klar im Geschmack sein. Ob fruchtig, süß oder nussig sei dann egal. Doch im Crazy Sheep möchten sie für jeden Besucher den passenden Kaffee anbieten. “Ob vom klassischen Filterkaffee für die Großmutter bis zu hellen und fruchtbetonten Third Wave Röstungen für Hipster – wir haben den Anspruch, alle Gäste glücklich zu machen”, sagt der 24-jährige Barista.

Mit Leidenschaft dabei

Er selbst habe schon immer gerne Kaffee getrunken und sei vom Produkt begeistert gewesen, sagt Bayer. Vor drei Jahren habe er sich deswegen entschieden eine Ausbildung zum Barista zu machen. In Erlangen hat er eine Filiale der “Rösttrommel” mit aufgebaut. “Während man arbeitet, probiert man viel und lernt so dazu”, sagt er. Die Ausbildungsdauer könne dabei von vier Wochen bis zu drei Jahren variieren, bis man gut geschult ist. Mit einer normalen Ausbildung oder einem Studium sei es aber nicht vergleichbar. “Wer Barista werden möchte, sollte gerne Kaffee trinken und einfach eine Liebe zum Produkt haben”, sagt Bayer. In Innsbruck bekam er das Zertifikat zum jüngsten Barista Bachelor verliehen. Bei der Gastronomie-Messe “fafga” wurde er 2017 mit dem zweiten Platz der “Filter Coffee Challenge” ausgezeichnet.

Geschäftsführer Thomas Wenk hat neben dem Trinken von italienischen Kaffeespezialitäten noch eine weitere Leidenschaft: Er sammelt Espresso-Maschinen aus den 50er- und 60er-Jahren. Dass diese künftig einmal ins Crazy Sheep ziehen, ist denkbar, bestätigt er.

Was einen guten Kaffee ausmacht

“Nach Rohöl ist Kaffee das zweitbedeutenste Handelsprodukt weltweit”, sagt Wenk. Eine stattliche Summe Kaffee wird aktuell via Schiff oder Flugzeug international transportiert: 45 Millionen Tonnen Rohkaffee wurden 2018 weltweit angebaut, wobei 30 Prozent davon nach Europa gebracht werden, erklärt Bayer.

Ein guter Kaffee sei vor allem von einem guten Rohprodukt abhängig, so Wenk. Natürlich müsse man den Kaffee auch schmecken können. Bei den Kaffee-Variationen der Franchise-Ketten, mit viel Milch, Sirup oder Zucker, sei das nicht möglich. Bohnen aus Hochlagen seien tendenziell besser.

“Kaffee wird zwischen dem 30. nördlichen und dem 30. südlichen Breitengrad zum Äquator angebaut. In Europa gibt es daher keine Kaffeeplantagen.”

(Crazy Sheep Barista Simon Bayer)

Ein weiteres Merkmal sei die Art der Röstung: “Am besten ist eine Langzeitröstung der Kaffeebohnen. Sie dauert zwischen zwölf und 17 Minuten bei etwa 170 bis 210 Grad Celsius”, sagt Bayer. In der Industrie würde der Kaffee wesentlich schneller und dafür heißer geröstet, getreu dem Motto:  Zeit ist Geld. Für die Qualität des Kaffees sei das eher schlecht.

Die dritte Komponente für einen guten Kaffee sind die Blends, also aus welchen Kaffeebohnen die Sorte gemischt wurde. Nicht außer Acht zu lassen ist außerdem die Aufbereitung. “Werden die Bohnen mit einem stumpfen Mahlwerk verarbeitet, werden sie schnell gequetscht. Ein scharfes Mahlwerk zerkleinert die Bohnen, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Und letztlich wäre auch die Wasserqualität entscheidend für einen guten Kaffee. Diese kann sogar schon von einem Stadtviertel zum nächsten unterschiedlich sein. In Bayreuth wäre sie allerdings bei einem Härtegrad der Stufe fünf bis sechs, was optimal sei, so Wenk.

Die Kaffeemanufaktur: Verkosten, Lernen und Einkaufen

Die Kaffeerösterei Crazy Sheep ist in eine ehemalige Staplerwerkstatt gegenüber des Liebesbier eingezogen. Auf insgesamt 90 Quadratmetern entsteht die Rösterei sowie 15 Sitzgelegenheiten im Innenraum und 20 vor dem verglasten Bau. Die Rösterei soll vor allem für Kaffee-Tastings und den Verkauf des Crazy Sheep Kaffees und Espressos dienen. “Wir möchten die Leute über Kaffee aufklären und zeigen, dass mit der richtigen Bohne Kaffee aus jeder Maschine gut schmecken kann”, so Wenk. Die Kaffeesorten sollen künftig auch online über den Shop von Lunas Delikatessen bestellbar sein. Ab den Wintermonaten sind ebenso Kaffee- und Barista-Schulungen im Crazy Sheep geplant. In den kommenden vier Wochen wird testweise geröstet. Danach müsse der Kaffee im Lager noch ausgasen – dunkel, kühl und trocken gelagert, sagt der Geschäftsführer. Verwendbar sei der Kaffee etwa zwischen zwei Wochen und sechs Monaten nach dem Röstvorgang.

Die Eröffnung der Crazy Sheep Kaffeemanufaktur ist vorerst für den 16. Juli geplant. Geöffnet hat die Manufaktur dann jeweils von Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr.

Wirtsgogl G’schichtla: Ein kühner Segler über dem Fichtelgebirge

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In seiner bt-Serie „Wirtsgogl-Gschichtla“ gibt er regelmäßig Einblicke in seinen Fundus an kuriosen Geschichten, unglaublichen Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region.

In Teil neun der Serie erzählt Adrian Roßner von der Luftfahrt Anfang des 20. Jahrhunderts

Hier die aktuellste Geschichte des Wirtsgogl als Text und als Podcast zum Anhören.

 


Wirtsgogl G’schichtla #9 als Podcast zum Anhören

Ein „kühner Segler der Lüfte über dem Fichtelgebirge“

Die Luftfahrt ist heute, in Zeiten gigantischer Flugzeuge, zu einer für viele Menschen beinahe alltäglichen Reisemöglichkeit geworden, doch bedurfte es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem Wagemut und Abenteuerlust, um sich in der Erforschung der damals neuesten technischen Errungenschaften zu engagieren. Einer der bekanntesten Pioniere der Aeronautik war, neben den späteren Flugzeugkonstrukteuren Junkers und Dornier, Ferdinand Graf von Zeppelin, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das bereits 1895 von David Schwarz konstruierte Starrluftschiff zu verbessern und zur Serienreife zu bringen. Unterstützt wurde er dabei von einem, heute leider beinahe vergessenen Sohn unserer oberfränkischen Heimat. 

Zwischen Münchberg, der USA und Friedrichshafen

Georg Hacker wurde am 18. Januar 1870 mit zwei Zwillingsschwestern im kleinen Städtchen Münchberg als Sohn des Stationskommandanten der bayrischen Gendarmerie Adam Hacker und der Zimmermeistertochter Friederich Söllner geboren und verzog im zarten Alter von drei Jahren nach Hof, wo der Vater eine Stelle als Bankdiener bei der königlichen Filialbank angetreten hatte. Nachdem der junge Georg einige Zeit lang als Piccolo im Hotel „Zum weißen Lamm“ gearbeitet hatte, schloss er Bekanntschaft mit dem aus Chicago stammenden, jedoch nicht näher bekannten Mr. King, der durch Zufall von der künstlerischen Begabung des Jungen erfahren hatte und ihn zu einer Ausbildung in die USA mitnehmen wollte.

Der Vater indes, der in seinem Sproß seit jeher einen zukünftigen Soldaten sah, wandte sich daraufhin mit der dringenden Bitte, Georg in die Reihen der deutschen Streitkräfte aufzunehmen, an den „eisernen Kanzler“ Otto von Bismarck persönlich, der ihn im Alter von 15 Jahren als bis dato jüngsten Matrosen zur deutschen Marine schickte. Seine Strebsamkeit brachten ihn schließlich nach erfolgreichen Einsätzen in den Kolonialkriegen in die Position eines Steuermanns ehe er, dem Ruf des renommierten Professors Dr. Karl Börgen folgend, zum deutschen Marine-Observatorium in Wilhelmshaven wechselte. Am 18. August 1907 bewarb er sich schließlich, nachdem er eine entsprechende Annonce in der Zeitung gelesen hatte, als Obervermessungssteuermann beim Grafen von Zeppelin, der ihn postwendend zu einem Gespräch nach Friedrichshafen einlud. 

Georg Hacker. Foto: Adrian Roßner/Privat.

Flug über die Heimat

In den Reihen der „Männer von Manzell“, wie sich die Gefährten des von der Bevölkerung anfangs stark belächelten Grafen nannten, begann Hacker seine Arbeit am Steuer der neuen „Luftschiffe“, sowie am Reißbrett, wo er bei deren Entwicklung mitwirkte. Im Jahre 1909 schließlich – zwischenzeitlich hatte man selbst die lautesten Kritiker von der Funktionsweise  des „starren Systems“, also einem mit Aluminiumgerüst verstärkten Ballon, überzeugen können – machte sich Hacker zusammen mit dem Grafen und einigen anderen Besatzungsmitgliedern an Bord des Luftschiffes LZ 5 zu einer sogenannten „Dauerfahrt“ auf, von der auch die Zeitungen in Münchberg und dem Fichtelgebirge berichtet hatten.

Davon angespornt setzten die Münchberger Schulkinder einen Brief an den berühmten Sohn ihrer Stadt auf, in dem sie darum baten, doch auch über seine ehemalige Heimat zu fahren, damit man ihm hier ebenfalls die gebührende Ehre erweisen konnte. Gerührt von diesen Zeilen verlegten er und Graf von Zeppelin kurzerhand die Route über das Fichtelgebirge und näherten sich am 30. Mai 1909 unter dem Beifall der Bewohner langsam aber sicher unseren heimischen Gefilden. Ein Augenzeugenbericht aus dem „Boten vom Waldstein“ soll an dieser Stelle den majestätischen Anblick, den das Luftschiff bot, in Worte fassen:

„Kurz nach 10 Uhr wurde bekannt, dass das Zeppelin’sche Luftschiff unterwegs sei und sich bereits in der Bayreuther Gegend befinde. Natürlich kam alles in Bewegung und verfolgte mit Interesse das Erscheinen und die Weiterfahrt des Luftschiffes, das von hier aus fast ¾ Stunden zu sehen war, wenn man hier auch sonst nicht so vom Drehwurm befallen war, wie die Berichte aus anderen Orten lauteten. Auf dem Waldstein kam die Nachricht gegen halb 11 Uhr an und das zahlreiche Ausflugspublikum besetzte sofort die Schüssel, die Burgruine und alle anderen erhöhten Punkte. Mit großer Freude wurde auch dort droben der kühne Segler der Lüfte begrüßt. Sehr anständig war es von dem Luftschiff, daß es sich uns trotz der verschiedenen Manöver, die es in der Luft ausführte, bis zum Entschwinden immer von der Seite zeigte, im Gegensatz zu den Besuchern eines anderen Berges […] denen Z II, wie zu lesen war, beim Entschwinden das Hinterteil zeigte!“
(Bote vom Waldstein, 2. April 1909)

Der Beginn eines Siegeszugs

Nur drei Monate später überquerte am 28. August ein zweites Mal ein Luftschiff Münchberg und Hof. Mit dem Erfolg dieser sogenannten „Kaiserfahrt“ hatte Graf von Zeppelin endgültig sein Ziel erreicht: Der Kaiser war begeistert, ebenso das deutsche Volk und die Weltpresse. Der Siegeszug der Luftschiffe konnte beginnen. Den Überfahrten widmete man im Fichtelgebirge vielerorts Gedenksteine und sogenannte „Zeppelineichen“, wie man sie noch heute in Reinersreuth am Fuße des Waldsteins besuchen kann. 

Georg Hacker, der noch während des ersten Weltkriegs verschiedene Maschinen kommandierte, leitete ab 1920 den Luftschiffhafen in Potsdam und zog sich Mitte der 30er Jahre langsam aus dem aktiven Dienst zurück. Als 1936 das neueste Fabrikat der Zeppelin-Werke, LZ 129, zu seiner ersten Fahrt aufbrach, nahm Hacker dies zum Anlass, seine Memoiren herauszugeben, die er unter dem Titel „Die Männer von Manzell“ publizierte. Er schloss mit den Worten „Wir grüßen das neue Luftschiff des Jahres 1936, das Länder und Völker verbindend durch die Lüfte ziehen und für Deutschland werben soll.“

Foto: Adrian Roßner/Privat.

Ende unter dem Hakenkreuz

Nur ein Jahr später explodierte LZ 129, das den Namen „Hindenburg“ erhalten hatte und, entgegen der Intention des Zeppelin-Konzerns mit Hakenkreuzen versehen worden war, bei Lakehurst in Amerika und riss 36 Menschen mit in den Tod; bis heute eines der tragischsten Unglücke der Luftfahrtgeschichte. Die Nationalsozialisten, allen voran Hermann Göring, der der friedlichen Nutzung der „Giganten der Lüfte“ von vornherein kritisch gegenüber gestanden hatte, ließen daraufhin sofort alle Fahrten stornieren. Die Schiffe wurden kurze Zeit später verschrottet, die Fertigungshallen gesprengt. Damit war der Traum des Grafen zu Ende. Sein langjähriger Kamerad Georg Hacker starb 1947 in Potsdam im Alter von 77 Jahren. Die Wiedergeburt der kleineren „Zeppeline“, wie man die Luftschiffe zu Ehren ihres Erfinders nennt, hat er demnach nicht miterlebt, doch hat er sich seinen Platz in der Geschichte der Luftfahrt, die noch heute auf seine Initiative hin mit nautischen Einheiten rechnet, gesichert, wenngleich in seiner Heimat leider nur wenig an ihn erinnert. 


Text: Adrian Roßner