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Gessn werd dahaam

Sommer dahaam: In Hof sind Hopfen und Malz noch nicht verloren

Der Sommer ist da – Zeit für Ausflüge im schönen Oberfranken. Christoph Scholz stellt regelmäßig Ausflugstipps in der Region vor. Diesmal: Das Meinel-Bräu in Hof.

Früher jettete man am Wochenende schon mal nach London oder Paris, heutzutage wird bereits ein Ausflug nach Hof zu etwas Besonderem. Als ich meiner Familie mitteile, dass ich mit Brauereifamilie Meinel in Hof zum Interview verabredet bin, reißen sich meine Frau, meine Schwiegermutter und sogar unser Hund Lou darum, mitkommen zu dürfen. Unser erstes Ziel ist die älteste Metzgerei der Stadt, die der Familie Herpich in der Leopoldstraße.

Metzgerei Herpich in Hof

Hier werden seit 1905 und mittlerweile in vierter Generation die berühmten Hofer Wurstwaren produziert. Die Auslage im Laden ist so reichhaltig und so appetitlich bestückt, dass ich viel zu viel kaufe: Bratwürste mit Kalbfleisch, Merguez-Bratwürste „rein Rind”, Käsekrakauer, Suvlaki-Spieße, Cevapcici, Fetaröllchen und diverse Steaks. Und für kommende Abendbrote – und vielleicht ein Vatertagspicknick – Mettwurst, Debreziner, Göttinger, Bärlauchfleischwurst und natürlich die legendäre Hofer Rindfleischwurst.

Ich schreibe diese Zeilen nach einer ausgedehnten sonntagnachmittäglichen Grillorgie (wahrscheinlich die einzige Orgie, gegen die auch unsere Kanzlerin nichts hat) und kann Ihnen berichten, dass alles verputzt wurde und meine Lieben mich gebeten haben, Grillgut doch fortan möglichst immer bei den Herpichs in Hof zu holen.

Wir steuern die Hofer Vorstadt an, wo sich schöne alte Häuser, die unvermeidlichen und leider grässlichen Gewerbegebietsbauten oder das vom Hofer Architekten Hans-Jürgen Wittig, einem Kunstmäzen, als Kunstgalerie sanierte Alte Landkrankenhaus aneinanderreihen. Über der Vorstadt, wo Johann Meinel der Ältere 1688 mit dem Bierbrauen begann, wacht auf einem Hügel das historische Sudhaus der Brauerei.

Die Brauerei Meinel in Hof

Ein wenig unterhalb vom Sudhaus liegen der Brauereihof mit den Lager-, Logistik- und Technikgebäuden, die Abfüllanlage und das Meinel-Bräukontor, der hauseigene Getränkemarkt. Dort empfangen mich die Schwestern Gisela „Gisi“ und Monika „Moni“ Meinel-Hansen. Die beiden Braumeisterinnen lenken mit ihren Eltern, Gisela Helene und Hans-Joachim, die Geschicke der Brauerei, zu der auch eine Brennerei gehört. Auch der Lebensgefährte von Moni, Karl-Ludwig Rieck, arbeitet im Betrieb, der insgesamt 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat.

Bräukontor Meinel mit großer Auswahl

Das Bräukontor, wo Mutter Gisela Helene hinter der Kasse sitzt, erfreut sich offensichtlich großer Beliebtheit. Während unseres Gesprächs herrscht reges Kommen und Gehen. Vater Hans-Joachim begrüßt viele Kunden mit Namen. Freddy Lonke, der Lebensgefährte von Gisi, der manchmal aushilft, schafft die gewünschten Biere herbei. Viele Kästen Pils und Helles werden verladen, aber auch die extravaganteren Sorten, mit denen sich die Meinels eine treue Fangemeinde erbraut haben: Zum Beispiel das Kellermärzen mit Bio-Hopfen aus der Nähe von Hersbruck. Ein angenehm leichtes Dunkles (mein aktueller Favorit aus dem Meinel-Sortiment). Eine Kundin nimmt einen Träger “Hopfenzupfer” mit, ein Saisonbier in schicken 0,33-Liter-Flaschen. Ein anderer Kunde kauft einen der letzten Kästen “Blümla”, ein fruchtbetontes Frühlingsweizen, eine Art bayerisches Pale Ale, das ich wärmstens empfehlen kann.

“Ins Auto mit dem Bayreuther Kennzeichen” (meins) dirigiert Gisi Meinel-Hansen einen Kasten “Mephisto”, ein rauchiges Exportbier als Hommage an den Besuch unseres Dichterfürsten Goethe im alten Hofer Steinbruch, auf dem sich heute das Brauereigelände befindet.

Naturradler perfekt für den Sommer

Pünktlich zum Start der Biergarten- und Picknicksaison haben die Meinels jetzt ein Naturradler in den Varianten Zitrone und Grapefruit ausgemischt. Auf den Etiketten mit dem markanten und herrlich nostalgischen Meinel-Bräu-Schriftzug sehen wir das lächelnde Profil einer Frau, die einen guten Schluck Bier zu sich nimmt. Es ist Kunigunda Barbara Meinel (1815-1863), eine Vorfahrin der Meinel-Schwestern, die in Hof als die “Bas” (die Base, also die Cousine) bekannt und eine legendäre Wirtin war. Das Grafikkonzept ist für meinen Geschmack designpreiswürdig, entwickelt haben es die Schwestern mit der Kalligrafin Andrea Wunderlich aus Goldkronach und der Grafikdesignerin Tine Birkel aus Schwabach. Andrea Wunderlich hat die Logos und Schriftzüge der Brauerei aus den 50er Jahren mit viel Respekt entstaubt. Tine Birkel hat moderne Elemente hinzugefügt und so dem Meinel-Sortiment einen außergewöhnlichen und einprägsamen Look verpasst.

Bestellungen auch online

Alle zwei Wochen fahren die Meinels einige Bayreuther Getränkemärkte an, ganz neu wird jetzt auch Keils Getränkemarkt in der Markgrafenallee beliefert (ich habe die Meinel-Biere bei Trinkkult, vormals Cash, entdeckt). Wer auf der Route liegt, kann sich beliefern lassen. Bestellungen werden per Telefon, WhatsApp 09281-3514 oder Email: meinebestellung@meinel-braeu.de gerne angenommen.

Der Hofer “Wärschtlamo”

Vor Kurzem lief im Bayerischen Fernsehen ein zauberhafter Bericht über die Saalelandschaft bei Hof. In dem Film lernte ich eine besondere Hofer Tradition kennen, den “Wärschtlamo”. Das sind Würstchenmänner, die Wienerle, Debreziner und andere Sorten aus einem “Wärschtlakasten” aus Messing, in dem das Wasser mit Holzkohle erhitzt wird, verkaufen. Einer von ihnen ist Marcus Traub. Sein Stand heißt „Wärschtverrickt“. Statt eines Mittagessens haben wir uns zu dritt einmal durch sein Sortiment gefuttert (auch Lou, unser Hund, hat das eine oder andere Wurststückchen abbekommen) und sind jetzt auch ganz “verrickt” nach seinen Würsten.

Leider wird es in diesem Sommer kein Volksfest in Hof geben. Das Weißbier der Meinels zum Fest, das “Freindla”, wird aber eingebraut und ab Ende Juli im MeinelsBräukontor, in gut sortierten Getränkemärkten und in der Gastronomie erhältlich sein. Machen wir uns einen schönen “Sommer dahaam”. Ein bisschen Volksfeststimmung kann dabei sicher nicht schaden.

Ausflugstipps für die Region Hof

In den kommenden Monaten werde ich für Ihren “Sommer dahaam” Ausflugsziele und Einkaufs- und Kulturtipps in unserer Region vorstellen. Hof hat den Anfang gemacht.

Christoph Scholz

Christoph Scholz

Christoph Scholz ist 45 Jahre alt und Familienvater. Sein Geld verdient er als Projektleiter bei Semmel Concerts. Privat beschäftigt er sich gerne mit den Themen Essen, Trinken, Kochen, Gastronomie und Hotellerie.

Sie erreichen Robert Babutzka unter www.edictum-mobilar.de und info@edictum-mobiliar.de. Foto: Florian MiedlSie erreichen Robert Babutzka unter www.edictum-mobilar.de und info@edictum-mobiliar.de. Foto: Florian Miedl
Eine vegane Brotzeit á la Bleed (Link zum Rezept gibt es unten im Text). Foto: Kristoffer Schwetje/BleedEine vegane Brotzeit á la Bleed (Link zum Rezept gibt es unten im Text). Foto: Kristoffer Schwetje/Bleed
Christoph Scholz zu Besuch im Unverpacktladen Hamsterbacke in Bayreuth. Foto: Christoph ScholzChristoph Scholz zu Besuch im Unverpacktladen Hamsterbacke in Bayreuth. Foto: Christoph Scholz
Verkaufsraum der Geseeser Landbäckerei. Foto: Geseeser LandbäckereiVerkaufsraum der Geseeser Landbäckerei. Foto: Geseeser Landbäckerei
Rapsody of Spices in Kulmbach wird von den Azubis der Firma Raps geführt. Hier im Bild: Natalie Hofmann (links) und Maria Limmer (rechts). Foto: Christoph ScholzRapsody of Spices in Kulmbach wird von den Azubis der Firma Raps geführt. Hier im Bild: Natalie Hofmann (links) und Maria Limmer (rechts). Foto: Christoph Scholz
Swagman im Industriegebiet. Foto: Christoph Scholz
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Foto: Christoph Scholz