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Gessn werd dahaam
Gessn werd dahaam: Die Kronacher Keramikwerkstatt
In Folge 19 ist Christoph Scholz zu Besuch in der Keramikwerkstatt in Kronach.
Es ist der Samstag vorm 1. Advent, wir erwarten Gäste und ich bin früh los, um in der Metzgerei Bursian in der Bayreuther Altstadt Schweinebauch und Rinderbrust für ein „Winterabend-Chili“ nach einem Rezept von Jamie Oliver zu holen. Das ist eines jener eintopfartigen Gerichte, von dem man immer nur ein große Menge kochen kann: zehn Leute werden locker satt.
Wieder dahaam stelle ich fest, dass wir ein paar schönere Schalen für das Chili haben könnten. Und aus richtigen Bierkrügen würde das Winterzoigl aus der Brauerei Hösl in Mitterteich in der Oberpfalz (mein Lieblingsbier in der kalten Jahreszeit, das ich bei „Trinkkult“ in der Kulmbacher Straße bekomme), bestimmt noch besser schmecken.
Auf der Suche nach den perfekten Schalen
Da dieses Chili viele Stunden vor sich hin simmern will, bereite ich es rasch zu (das Rezept finden Sie am Ende dieser Kolumne), schiebe es in den Backofen und mache mich auf den Weg in den Frankenwald. Dort, am Fuße der historischen Altstadt Kronachs in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus in der Strauer Straße Nummer 4, betreiben Beate und Markus Schäuble ihre Keramikwerkstatt mit Ladengeschäft.
Die Keramikwaren der Schäubles sind weit über Kronach hinaus bekannt als erstens sehr praktisch, als zweitens sehr bezahlbar und als drittens sehr originell: Wie wäre es mit einem Bierkrug mit Hirschdekor? Oder einem Becher mit witzigem Drachenmotiv? „Sie werden bei uns selten etwas finden, dass man sich als Dekoration in den Garten stellt und anguckt“, sagt Beate Schäuble.
Alte Formen mit modernen Mustern
Die beiden Keramiker – ihre genaue Berufsbezeichnung lautet Scheibentöpfer – setzen vor allem auf hochwertige Gebrauchsgegenstände. Markus Schäuble stammt aus der Nähe von Kronach, wo er nach seiner Gesellenzeit 2006 seine erste Werkstatt gründete. Beate Schäuble lernte in Saßnitz auf der Insel Rügen bei einer Keramikmeisterin aus dem Landkreis Kronach. So ergab es sich, dass sie, um ihre Gesellenstücke zu fertigen, im Jahr 2008 für einige Wochen nach Kronach kam, wo sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte: „Er war der einzige, der Zeit hatte, mir den Landkreis zu zeigen“, erinnert sie sich lachend.
Seit 2009 arbeiten die beiden nun zusammen, wobei sie betonen, dass sie „einzelständig“ tätig sind, jeder hat seine Formen, Dekors und Vorlieben. Markus Schäuble arbeitet gern nach historischen Vorlagen, da gibt es Tassen, deren Formen noch aus der Barockzeit stammen. „In der Keramik kann man nichts neu erfinden“, sagt er. Schließlich ist „ein Bierkrug auch nur ein Gefäß mit Henkel dran.“ Aber alte Formen mit modernen Mustern haben ihren Reiz.
Lichtkugeln liegen im Trend
Vom Laden blickt man in die Werkstatt, in die mich Markus Schäuble mitnimmt, während seine Frau die ein- und ausgehende Kunden bedient. Renner sind in dieser Saison ganz besonders die Lichtkugeln, in deren Herstellung mich Markus Schäuble einweiht.
Die Schäubles müssen noch einen Schwung Weihnachtsbestellungen (man kann Formen, Beschriftungen und Dekors individuell besprechen) abarbeiten – und ich muss heim, unserer Gäste wegen. Wieder in Bayreuth sind schon über drei Stunden vergangen und es duftet köstlich im ganzen Haus. Das Chili muss noch ein bis zwei Stunden im Backrohr bleiben. Die Gäste können kommen. Ich schenke die ersten Winterzoigl des Tages in unsere neuen Kronacher Bierseidla. Die perfekte Hintergrundmusik für ein gemütliches Nachmittagsessen im beginnenden Advent liefert auch heuer wieder eine herrlich nostalgische „Christmas All-Stars“-Playlist der Kaffeehauskette Starbucks auf Spotify.
Das perfekte Rezept für kalte Tage
Kurz vorm Servieren verarbeite ich eine rote Zwiebel, zwei Äpfel und zwei Chilischoten mit Apfelessig und Olivenöl zu einer Salsa und gebe diese, grob gehacktes Koriandergrün und einen Klecks Joghurt auf das Winterabend-Chili in den schäubleschen Schalen. „Dazu passt knuspriges Brot oder Reis“, schreibt Jamie Oliver in seinem Buch „Wohlfühlküche“, das 2014 erschienen und immer noch richtig gut ist. Ich weiche ein wenig von Jamie Olivers Zubereitung ab, wenn Sie es genauer wissen wollen, wünschen Sie sich dieses Buch doch zu Weihnachten. Wenn Sie aber schlau sind, kochen Sie meine Version nach und bitten das Christkind, Ihnen Keramikkunst von Beate und Markus Schäuble unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Dies war die neunzehnte und vorletzte Folge von „Gessn werd dahaam“. Zum Finale am 19. Dezember lade ich Sie ein, mit mir einmal auswärts und nicht dahaam zu essen. Und die Alte Lady, unser treuer Mercedes-Oldtimer und „Star“ vieler „Gessn wird dahaam“-Folgen, unterbricht extra für die Abschiedsfolge ihre Winterruhe. Infos unter: www.kronacher-keramik.de
Winterabend-Chili nach einem Rezept von Jamie Oliver
Frische Zutaten:
1 gutes Pfund Schweinebauch ohne Schwarte und ohne Knochen – es darf auch a weng mehr
sein
1 gutes Pfund Rinderbrust – auch hier gern a weng mehr
1 Butternusskürbis mittlerer Größe
3 rote Zwiebeln
2 rote Chilischoten
2 knackige Äpfel
1 rote und 1 gelbe Paprika
1 Bund Koriander
Naturjoghurt
Aus der Speisekammer:
20 g getrocknete Steinpilze
2 Dosen Eiertomaten (ich verwende die von „Mutti“ aus Italien, für mich die einzig wahren
Tomatenkonserven)
2 Dosen Kichererbsen (oder Kidney-Bohnen)
Je 2 EL Fenchelsamen, Koriandersamen und geräuchertes Paprikapulver
Pfeffer
Salz
2 TL brauner Zucker
3 EL Olivenöl
3 EL Apfelessig
150 ml Balsamicoessig
Basmatireis
Die Zubereitung:
Backofen auf 190 °C vorheizen
Steinpilze in einer kleinen Schüssel mit kochendem Wasser einweichen
Gewürzmischung: Fenchel- und Koriandersamen im Mörser zerstoßen, mit dem
geräucherten Paprikapulver sowie je einer guten Prise Salz und Pfeffer mischen
Den Kürbis schälen, von Kernen und Fasern befreien und in große Würfel teilen, mit der
Hälfte der Gewürzmischung und ein wenig Olivenöle vermengen, eine knappe halbe Stunde
auf einem Blech im Ofen rösten
Zwei Zwiebeln und die Paprikaschoten würfeln
Die Fleischstücke mit der verbliebenen Gewürzmischung und Olivenöl einmassieren. Einen
großen Bräter stark erhitzen, die Fleischstücke mit der Fettseite nach unten hineinlegen.
Knapp fünfzehn Minuten rundherum recht scharf anbraten, dann das Fleisch auf einen Teller
legen
Die Zwiebeln und den braunen Zucker in das Fett geben, bei mittlerer Hitze rührend
karamellisieren lassen, das dauert keine zehn Minuten
Mittlerweile sind die Kürbisstücke geröstet, die Sie zu den karamellisierten Zwiebeln geben
Nach und nach die eingeweichten und nochmal leicht gehackten Pilze, die Tomaten, die
Kichererbsen, die gewürfelten Paprikaschoten und die Zwiebeln hinzugeben
Die Fleischstücke behutsam in diese Masse geben und bei Bedarf ein wenig Wasser
Alles nochmal aufkochen lassen, den Topf mit Alufolie verschließen, den Deckel aufsetzen
und in den Backofen stellen
Das Chili braucht bei 150 °C 3 bis 5 Stunden, das kommt auf Ihren Herd, den Topf und andere
Faktoren an
Vorm Servieren: Die beiden großen Fleischstücke müssen butterweich sein, zerteilen Sie
diese behutsam in angenehm essbare Brocken. Die Äpfel kleinwürfeln, die verbliebene
Zwiebel und die Chilischoten fein hacken, mit Apfelessig und Olivenöl zu einer Salsa
vermengen.
Christoph Scholz
Christoph Scholz ist 45 Jahre alt und Familienvater. Sein Geld verdient er als Projektleiter bei Semmel Concerts. Privat beschäftigt er sich gerne mit den Themen Essen, Trinken, Kochen, Gastronomie und Hotellerie.