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Timo Rost: In Zukunft mehr als nur Klassenerhalt

Mit einem 0:0 gegen Viktoria Aschaffenburg hat die SpVgg Bayreuth drei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt eingefahren. In der Pressekonferenz nach dem Spiel äußerte sich Timo Rost kritisch zum Verhalten einiger Zuschauer auf der Haupttribüne. Im Interview mit dem Bayreuther Tagblatt spricht der Altstadt-Coach über die Fans der Altstadt, den Klassenerhalt seines Teams und  wie die Lage in Bayreuth bei seinem Amtsantritt war. Das Video finden Sie über dem Text.

Werdgegang der SpVgg Bayreuth: Timo Rost

Altstadt-Trainer Timo Rost, Foto: Redaktion

Timo Rost

…erzählt was ihn überzeugt hat, nach Bayreuth zu kommen

Das waren drei Punkte. Der erste und wichtigste Punkt war, dass ich großes Potential in der Mannschaft gesehen habe. Der zweite Punkt war, dass wir eine unglaublich gute Fan-Gemeinschaft haben. Das dritte waren die Gespräche mit den Verantwortlichen. Die haben mir schon auch aufgezeigt, dass hier einiges möglich ist.

Timo Rost steht von nun an für die SpVgg Bayreuth an der Seitenlinie

Das Trainerteam der Oldschdodd. Foto: SpVgg Bayreuth

…über die Stimmung in der Kabine bei seinem Amtsantritt

Wenn du so eine Negativserie hast, kein Spiel gewinnst und keine gute Spielphilosophie hast und nur auf die Mütze bekommst, ist es klar, dass die Jungs kein Selbstbewusstsein haben. (…) Da bist du dann mehr Psychologe als Fußballtrainer.

…über den Wendepunkt der Saison

Es ging dann in eine andere Richtung als wir die Defizite im athletischen Bereich aufgeholt hatten.

Die Spielvereinigung und Viktoria Aschaffenburg trennen sich 0:0. Einigen Zuschauern auf der Haupttribüne schmeckt das nicht. Foto: Thorsten Gütling

…über schimpfende Zuschauer auf der Haupttribüne

Es kann nicht sein dass, 3-5 Leute, die auf der Haupttribüne sitzen, ins Stadion kommen um nur abzulästern. Das siehst du in deutschen Stadien immer mehr. Das ist ein absolutes NoGo eine Mannschaft zu beschimpfen, die so etwas geleistet hat wie unsere Jungs. Der Verein war mausetot, richtig kaputt. Und wenn du absteigst, kannst du zusperren.

…zieht einen Vergleich zum FC Barcelona

Wenn man sieht wie Coutinho in Barcelona von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde und ein Messi sich dann hinstellt und ganz klar kritisiert, dass ein Spieler in solch einer wichtigen Phase von den eigenen Fans kritisiert wird. Das geht nicht.

…über die Fans der Oldschdodd

Wir haben hier unglaublich gute Fans. Die ganze Saison hat man auch das Gefühl dass es immer mehr werden. Und das sind die richtigen Fans.

Stimmung auf der neuen Gegen-Tribüne, dem sogenannten “Biest”. Foto: Thorsten Gütling

…über die neue Tribüne

Die neue Tribüne ist enorm wichtig. Ein großer Dank hierfür gebührt der Stadt. Die Tribüne bringt die Stadt und den Verein auch weiter. Dann kann man in Zukunft auch mehr als nur um den Klassenerhalt spielen.

…über die Ziele für die restliche Saison

Unser Ziel ist es jedes Spiel zu gewinnen.

Warum Dirk Nowitzki nie für Bayreuth spielte

Rudi Adler ist Bankkaufmann, zwei Meter groß und hat deshalb auch Basketball gespielt. Ein “Rauhbein” war er eigentlich nicht, eher ein sehr ruhiger Typ, etwas sperrig vielleicht und seine Ellenbogen waren für etwas kleinere Menschen oft in einer ungeeigneten Höhe.

Bei einem seiner Dunkings, wenn er also den Ball direkt in den Basketballkorb “stopfte”, riss er einen nagelneuen “Klappkorb” im Sportzentrum noch am selben Tag der Anbringung aus der Verankerung. “Klappkörbe” wurden eigentlich genau deshalb erfunden, damit so etwas nicht passieren kann.

Einmal war er auf dem Weg in die Sporthalle spät dran und wurde auf der Bergabfahrt auf der Königsallee mit seinem Fahrrad (!) von der Polizei geblitzt. “Rudi Radler” stand damals in der Zeitung.

Aber Rudi konnte auch wirklich sehr gut Basketball spielen. Neben einem Bundesligajahr im Jahr 1984/85 war sein sportlicher Höhepunkt sicherlich der berühmte Block gegen den heutigen NBA-Star Dirk Nowitzki, der bis gestern genau 31.560 Punkte in der besten Liga der Welt erzielte.

Er wars: Rudi Adler blockte Dirk Nowitzki und sorgte für ein legendäres Zitat. Unser Foto zeigt Rudi Adler bei der U-55-Basketball-Weltmeisterschaft im italienischen Montecatini. Er holte 2017 mit der der deutschen Nationalmannschaft die Bronzemedaille.

Er wars: Rudi Adler blockte Dirk Nowitzki und sorgte für ein legendäres Zitat. Unser Foto zeigt Rudi Adler bei der U-55-Basketball-Weltmeisterschaft im italienischen Montecatini. Er holte 2017 mit der deutschen Nationalmannschaft die Bronzemedaille. Foto: Privat

Trainingslager mit dem Bundestrainer in Bayreuth

Im Jahr 1995 organisierte der damalige Basketball-Bundestrainer Georg Kämpf in seiner Heimatstadt Bayreuth ein mehrtägiges Trainingslager mit der Jugendnationalmannschaft in der Oberfrankenhalle. Neben den späteren Nationalspielern Mithat Demirel und Robert Maras war der damals 17-jährige Dirk Nowitzki aus Würzburg das herausragende Talent im Team von Georg Kämpf.

Weil seine “Kadetten” nach der Erfahrung von Kämpf ungefähr auf dem Niveau eines Drittligisten spielten, machte er ein Testspiel gegen den damaligen Regionalligisten SV Weidenberg aus.

Kämpf erkannte natürlich das unglaubliche Talent des damals 17-jährigen Dirk Nowitzki und empfahl den Verantwortlichen der Bayreuther Bundesligamannschaft vor Ort in der Oberfrankenhalle das “größte Talent im deutschen Basketball” zu beobachten.

Sie hätten die Gelegenheit, den Würzburger bei einem Testspiel seiner Jugendnationalmannschaft gegen den Regionalligisten SV Weidenberg zu beobachten.

Soweit – so gut.

Warum Nowitzki nicht für Bayreuth gespielt hat

Vielleicht hätte der spätere Mega-Star sogar ein oder zwei Spieljahre in Bayreuth gespielt. Wenn da nicht Rudi Adler gewesen wäre, der die Georg Kämpf anempfohlene Verpflichtung mit einem in Fachkreisen genannten “Monsterblock” bei einem Korbleger des jungen Dirk Nowitzki verhinderte. Dies führte zu einer legendären Einschätzung von drei Bayreuther Basketball-Funktionären.

Nach ihrer Meinung gefragt, verblüfften die Bayreuther Vereinsverantwortlichen Carl Steiner, Manfred Hauser und Volker Frach im Beisein des Bayreuther Sportjournalisten Andi Bär den Bundestrainer mit der Einschätzung: “Was wollen Sie mit dem Zündblatt?”

Nowitzki spielte also fortan nicht in der Bundesliga für Bayreuth sondern in der zweiten Liga in seiner Heimatstadt Würzburg und war mehr als maßgeblich beteiligt, dass die Unterfranken 1998 in die Bundesliga aufstiegen. So spielte er dann doch zweimal in Bayreuth – aber für Würzburg. Einmal im Januar 1998 im Pokalspiel und am 1. November 1998 im Rahmen eines Ligaspiels. In letzterem sorgten seine 23 Punkte maßgeblich für den 90:88-Sieg der Würzburger in der Oberfrankenhalle.

Die DJK Würzburg schaffte mit ihm den Sprung in die Playoffs. Als die Würzburger dann gegen Oberelchingen ausschieden, war Nowitzki, der in dieser Saison als 19-Jähriger einen Schnitt von 22,5 Punkten erzielte, aber schon nicht mehr dabei. Er ging im Januar 1999 nach Amerika, holte 2011 den NBA-Meistertitel und ging nun mit 40 Jahren nach seiner 21. NBA-Saison mit den Dallas Mavericks in den Ruhestand.

Der Spruch mit dem “Zündblatt” ist inzwischen legendär und wird auch ab und zu als Legende abgetan. “Das ist keine Legende”, lacht Georg Kämpf. Schuld ist Rudi Adler.

Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Lesen Sie auch:

Spartan-Race: Kulmbach wird zum Hindernis-Parcours

Spartan-Race, der weltgrößte Hindernislauf, kommt nach Kulmbach. Wie Radio Plassenburg meldet, wird Kulmbach im nächsten Jahr Austragungsort für ein Spartan-Race. Kulmbachs Oberbürgermeister Henry  Schramm soll am Donnerstag den Vertrag dazu unterschrieben haben. Neben Berlin und München wird Kulmbach die einzige deutsche Stadt sein, in der ein Rennen der Serie stattfindet.

Immerhin in 25 Ländern findet die Spartan-Race-Serie statt. 170 Veranstaltungen finden jährlich statt. Eine Millionen Sportler nehmen teil. Spartan-Race ist damit die weltweit größte Serie für Hindernisläufe.

Foto: Thorsten Gütling

Verträge laufen fünf Jahre

Die Verträge zwischen Kulmbach und dem Veranstalter gelten demnach für fünf Jahre. Und das Event in Kulmbach wird jedes Mal ein ganze Wochenende andauern. Denn: Die Teilnehmer starten in Kulmbach gleich in vier Wertungen. Drei Rennen für Erwachsene und eines für Kinder soll es geben.

Die Hindernisse in München 2018

Beim Spartan-Race müssen die Läufer durch Schlamm robben, an Seilen klettern, Sandsäcke schleppen oder über Feuer springen. Und ganz nebenbei sind zwischen fünf und 21 Kilometer zurückzulegen. Der Start der Athleten soll in Kulmbach auf dem Marktplatz sein. Die Strecke soll dann über den Berg der Plassenburg führen und schließlich auf dem EKU-Platz enden.

Henry Schramm hält Wort

Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm hatte im November vergangenen Jahres angekündigt, ein großes Sport-Event in die Stadt holen zu wollen. Der Standort sollte so attraktiver für junge Leute werden. Schramm hatte damals den künftigen Hochschulstandort Kulmbach im Blick. Kulmbach bekommt bekanntlich eine Fakultät für “Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit” der Uni Bayreuth. Neben guten Studienbedingungen müsse man Studenten im Wettkampf um die besten Köpfe auch Unterhaltungsmöglichkeiten bieten, hieß es.

Der Lauf in Kulmbach soll am Wochenende um den 20. Juni 2020 über die Bühne gehen.

 

Walter Demel: Bayreuths Bester neben Richard Wagner

Passend zur nordischen Ski-WM in Seefeld hat der Bayreuther Hobbyhistoriker eine Geschichte über Walter Demel ausgegraben. Bayreuths wohl besten Langläufer aller Zeiten. Und der einzige Bayreuther, der es neben Richard Wagner in die Auswahl zur ZDF-Sendung “Unsere Besten” geschafft hat.

Hier ist die Geschichte:

Walter Demel aber ist ein ganz Großer in der gesamten Geschichte des deutschen Skilanglaufs. In einer Epoche, in der diese Sportart fast ausschließlich von den Skandinaviern und den stets mehr oder weniger dopingverdächtigen Osteuropäern geprägt wurde, gewann er die Bronzemedaille über 30 Kilometer bei den Weltmeisterschaften 1966 am Holmenkollen in Oslo.

Als 40-Jähriger zu Olympia

Er siegte als erster Nicht-Skandinavier im schwedischen Kiruna über 15 und 30 Kilometer. Er war mit 40 Meistertiteln jahrzehntelang deutscher Rekordhalter im Skilanglauf, bis ihn der heutige Bundestrainer Jochen Behle mit 42 übertraf. Und: Er nahm an vier Olympischen Winterspielen teil. Nach Innsbruck (1964), Grenoble (1968) und als deutscher Fahnenträger in Sapporo (1972) ging er auch 1976 in Innsbruck als 40-Jähriger noch einmal an den Start.

Sein stärkstes Jahr hatte Demel 1972, als er in Sapporo über die mörderische Strecke von 50 Kilometer als Fünfter nur 32 Sekunden an der Bronzemedaille vorbei schrammte. Auch über 30 Kilometer wurde er Fünfter und über 15 Kilometer zwischen den „Sprintern“ hervorragender Siebter.

Fünf Bayreuther bei Olympia

Das stärkste Jahr für den Bayreuther Sport insgesamt, war aber vier Jahre zuvor: das Olympiajahr 1968. Mit  Walter Demel, den Skispringern Henrik Ohlmeyer (Bischofsgrün) und dem Warmensteinacher Günter Göllner (1. FC Bayreuth), dem Fechter Walter Köstner und der Schwimmerin Heidemarie Reineck waren gleich fünf Athleten aus der Bayreuther Region bei den Spielen in Grenoble und Mexico City dabei.

40, 40, 40

Demel (Jahrgang 1935) landete selbst als 40-Jähriger über 50 Kilometer nur zwei Plätze hinter dem damals besten bundesdeutschen Langläufer, Georg Zipfel aus Kirchzarten. Im 30-Kilometer-Lauf schien sich der Senior schließlich mit einem Jubiläum der besonderen Art einen Spaß zu machen: Der 40-jährige 40-fache deutsche Meister belegte Platz 40.

Für die SPD in den Stadtrat

Demel stand aber nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch als Kommunalpolitiker im Rampenlicht. Insgesamt war er von 1966 bis 2008 unglaubliche 42 Jahre für die SPD im Bayreuther Stadtrat vertreten. Im Mai 1966 war der 30-jährige BGS-Beamte als jüngster Kandidat in den Bayreuther Stadtrat eingezogen. Bei seiner Vereidigung in der Stadthalle herrschte ein riesiger Medienrummel. Ein Fernsehteam aus Schweden und sogar Journalisten aus der DDR waren gekommen um aus Bayreuth zu berichten.

Sie kamen aber nicht wegen Walter Demel. Auch wenn der Skilangläufer als Olympia-Zehnter von 1964 und frisch gebackener WM-Bronzemedaillengewinner von Kandidaten-Platz 23 unter die “Top Ten” der SPD-Liste gerückt ist, wurde er von den ausländischen Journalistenteams nicht weiter beachtet.

Als die NPD den Einzug schaffte

Im Mittelpunkt standen nämlich drei NPD-Stadträte, die mit einem unerwartet guten Ergebnis von 8,4 Prozent neben der SPD, der CSU und der Bayreuther Gemeinschaft in den Bayreuther Stadtrat eingezogen sind. Auch wegen der satten 14 Prozent, die die NPD bei der Landtagswahl im selben Jahr erreichen konnte, war die Befürchtung eines “braunen Bayreuth” im Ausland ein großes Thema. Der Spuk sollte aber schnell vorbei sein. Nach den Erfolgen der sozialliberalen Koalition in Bonn und dem wirtschaftlichen Aufschwung ließen die Erfolge der NPD, die damals in zahlreichen Landtagen und Gemeinderäten vertreten waren, nach. Die NPD wurde auch in Bayreuth zur Splitterpartei und zog nie mehr in den Bayreuther Stadtrat ein.

Der Sport hat sich für den Kommerz entschieden.

(Walter Demel)

„Der Sport hat sich für den Kommerz entschieden“, resümiert der gelernte Dachdecker inzwischen nachdenklich und etwas wehmütig, wobei er keinesfalls Neid über die Verdienstmöglichkeiten der modernen Zeit empfindet. „Bei uns stand wahrscheinlich viel mehr die Freude am Langlauf im Vordergrund.“

Walter Demel kam erst mit 21 Jahren als Beamter des Bundesgrenzschutzes zu dieser Sportart: „Die BGS-Skimannschaft hat noch interessierte Langläufer gesucht und ich habe mich halt gemeldet. Auf Alpinski bin ich damals schon etwas herumgerutscht, aber mit den schmalen Langlauflatten hat es mich am Anfang oft auf den Hintern gesetzt.“

Ganz besonders gerne denke ich an den Holmenkollen zurück. Aber nicht nur, weil ich dort meinen größten sportliche Erfolg hatte. Einmal musste ich über 50 Kilometer aufgeben. Ich kam aber nicht früher, sondern wesentlich später ins Quartier zurück. Einige Norweger holten mich an ihr Lagerfeuer – und was die mir damals eingeflößt haben war mit Sicherheit kein Kamillentee.

(Walter Demel)


Text und Fotos: Stephan Müller


 

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es künftig hier beim bt. Darunter Geschichten wie die von Bayreuths Langlauf-Legende Walter Demel, die bisher in keinem Buch veröffentlicht wurden. 

Boxtrainer Schoberth: Im Ring mit dem Michalczewski-Besieger

Man kennt ihn als den Mann mit dem Zahnstocher. Und einer sehr direkten, aber immer gut gemeinten Art. Seit er mit 17 Jahren aufgehört hat zu rauchen, steckt der Zahnstocher im Mundwinkel. Sport oder rauchen, das war die Entscheidung. Seine Tochter hat ausgerechnet, dass er ungefähr 28 000 Zahnstocher verbraucht hat – und das war vor drei Jahren.

Von Mädels und Damen

Im Boxstudio BCB Bayreuth gibt es zwei Gruppen Trainierende. Es gibt die Mädels und es gibt die Damen. Die Damen sind die weiblichen Boxer. Die Mädels sind die Jungs und Männer. Die, die sich regelmäßig den ein oder anderen Spruch anhören müssen. Von Samthandschuhen hat Gerhard Schoberth in dem Zusammenhang noch nichts gehört. Und das ist auch gut so.

Können wir AC/DC hören, Gerhardt?

Sprüche wie “Du kannst höchstens einem gefesselten Mann einen Boxhieb verpassen” oder “Na, du Hässlichkeit” sind an der Tagesordnung. Aber immer mit einem liebevollen Zwinkern. Denn dass Gerhard Schoberth seine Arbeit mag, daran besteht kein Zweifeln. Er hat mehrere Schützlinge, die er trainiert. Und in dem Boxstudio, indem er als Trainer arbeitet, hat wirklich jeder seinen Platz. Das Alter reicht von fünf bis über 60 Jahre. Die jungen Boxer bringen oft auch ihre Geschwister mit. Es ist eine familiäre Atmosphäre und das zu Metal und Rockmusik, die ihm seine Tochter extra zusammenstellt. Und wenn die Musik zu schräg wird, wünscht sich der ein oder andere einfach die AC/DC-Platte.

Foto: red.

Eine ziemlich linke Sau

Auf Aufklebern im Studio stehen Dinge wie “Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls” neben “Die Freiheit der Meinung ist UNANtazBAR” und dem Ausschnitt eines Leserkommentars zu “Fluchtursachen sind doch wir”. Gerhard Schoberth ist eine “ziemlich linke Sau”, das sagt er selber und arbeitet gerne mit Geflüchteten zusammen. Er ist für alle offen.

“Wenn man ihnen feindlich gegenüber steht, das funktioniert einfach nicht.”

“Die sind vor Elend und Not geflüchtet. Da müssen wir ihnen doch eine Chance geben hier zu leben.” Vorurteile kennt Schoberth nicht. Man merkt, dass er sich mit den Machtverhältnissen in der Welt beschäftigt, dem Ungleichgewicht zwischen den Industrienationen und den Schwellenländern, dem Reichtum der Wenigen.

Viermal Deutscher Meister

1996 beendete Schoberth seine aktive Boxer-Karriere – mit 33 Jahren. Und hat in seiner Amateurlaufbahn dreimal Darius Michalczewski, den Weltmeister im Halbschwergewicht, geschlagen. Auch Sven Ottke stand er im ring gegenüber. Von dem spricht er mit großer Hochachtung. Insgesamt war Schoberth viermal Deutscher Meister und kann auf 250 Amateurkämpfe zurück blicken. Als Jugendlicher hat er zunächst mit Kickboxen angefangen. Im Nachhinein das Beste, was ihm passieren konnte, erzählt er, denn davor habe er sich oft geprügelt.

Der Tod ist der einzige Demokrat

Schoberth erzählt von seinem Vater, der immer gesagt hatbe, dass der Tod der einzige Demokrat sei. “Wir werden geboren und wir sterben, das steht fest. Mitnehmen kann man nichts.” Man muss direkt an das Lied “Das letzte Hemd hat leider keine Taschen” aus dem Film “Soulkitchen” denken:

„Drum laß uns schnell den kleinen Rest vernaschen. Im Himmel braucht der Mensch bestimmt, bestimmt kein Geld.”

Foto: red. Seine Pokale stehen eingestaubt in der Ecke. Gerhard Schoberth ist niemand, der sich profilieren muss.

Bayreuth treu geblieben

Auch während seiner aktiven Boxzeit unter anderem beim CSC Frankfurt hat Schoberth immer in Bayreuth gelebt. Warum er nie weggezogen sei, der Karriere wegen? “Ich hab hier in Bayreuth meine große Liebe gefunden”, ist die Antwort, er möchte nirgendwo anders leben.

Wirtsgogl-G’schichtla: Schatzsucher im Fichtelgebirge

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In unserer bt-Serie “Wirtsgogl-Gschichtla” gibt er uns regelmäßig Einblicke ins seinen Fundus:  kuriose Geschichten, unglaubliche Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region. 

In dieser Folge widmet sich Adrian Roßner den Schatzsuchern im Fichtelgebirge. Lesen Sie hier die aktuellste Geschichte aus der Feder des Wirtsgogl:

 


Wirtsgogl-Gschichtla #7 “Von den Schatzsuchern des Fichtelgebirges” 

In der Zeit des ausgehenden Mittelalters hatte sich die Kunde über die geologischen Kostbarkeiten des Fichtelgebirges derart weit verbreitet, dass selbst ausländische Glücksritter, die getrieben von der Gier nach unermesslichen Schätzen ganz Europa bereisten, hierher verschlagen wurden. Diese sogenannten „Venediger“ oder „Walen“ gelten in ihrer Eigenschaft als mystische Alchemisten, die mittels geheimer Handwerkskünste, unverständlicher Rituale und seltsamer Zeichen wertvolle Minerale fördern konnten, bis heute als Kern mancher Sage. 

Reichtümer in Deutschlands Gebirgen

Wie bei vielen der althergebrachten Geschichten, so liegt auch diesen Erzählungen eine reale Tatsache zugrunde: Schon in den ältesten Beschreibungen des Fichtelgebirges, etwa von Caspar Bruschius oder Johann Pachelbel wird die Jagd jener Männer erwähnt, die „sich zu rühmen [pflegen], die Schätze und Reichtümer, die in Deutschlands Gebirgen verborgen liegen, seien ihnen als Fremdlingen besser bekannt, als uns Deutschen selbst. So sind auch des öfteren (sic!) von unseren Leuten solche Fremde auf dem Fichtelberg und in seiner Umgebung angetroffen worden, die diesen Berg und das Land herum durchforscht und erkundet haben.“  Dabei quartierten sie sich meist nur über die Sommermonate bei den hiesigen Bauern ein, denen sie in manchen Fällen, so unter anderem in Wülfersreuth, gar aus prekären Situationen halfen: Ein Wirt, der ihn einst bei sich aufgenommen hatte, musste damals mit einer finanziellen Notlage zurechtkommen, reiste nach Italien und wurde dort von seinem ehemaligen Gast mit Reichtümern überhäuft.

Dämonische Marken am Wegesrand

Es scheint demnach mehr ein freundliches Miteinander gewesen zu sein, das zwischen den seltsamen Welschen und den Fichtelgebirglern vorherrschte, wenngleich, wie oftmals der Fall gewesen, die Verstohlenheit der Ersteren in Zusammenhang mit der Neugier und der Unwissenheit der Letzteren zu manch üblen Anschuldigungen führten: So sah man in den seltsamen Zeichen, die die kundigen Schatzsucher überall anbrachten, um später die besten Plätze wiederfinden zu können, dämonische Marken, mit denen sie den Belzebub persönlich angerufen haben sollen, der ihnen dabei half, die Kostbarkeiten zu heben – tatsächlich war das „Schatzheben“ später eine Eigenschaft, die bei manch einem Hexenprozess, darunter der gegen Katharina Ailfferin aus Wunsiedel, die Anklage stütze. 

So geschah es letzten Endes, dass aus den freundlichen Venedigern durchtriebene Gesellen gemacht wurden, die man angeblich in Wirbelwinden durch den Wald fahren sah, die Kinder raubten und all jene Orte, an denen sie verweilten, verfluchten. 

Foto: Adrian Roßner.

Ein ominösen Zeichen des Ochsenkopfs?

Selbst im Ochsenkopf-Symbol, das als Namensgeber des gleichnamigen Bergrückens gilt, kann man, wie es unter anderem auch Helfrecht und Hanicka tun, eines jener ominösen Zeichen erkennen. Zwar dürfte das heute deutlich sichtbare Bildnis erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort oben angebracht worden sein, doch ist tatsächlich schon im 15. Jahrhundert von einem „Ochsenkopf“ nahe des „Schneeloches“ die Rede, was die Vermutung nahelegt, dass einst auch hier wertvolle Minerale gefunden worden sind. Hanicka zum Beispiel führt dieses Emblem, das ursprünglich aus drei Linien bestanden haben soll, auf das Zeichen für Merkur und Quecksilber zurück. Wenngleich man heute nicht mehr nachprüfen kann, wie genau das ursprüngliche Symbol ausgesehen haben mag, so ist diese Deutung dennoch einleuchtender, als jene der Herren Scherber und Zapf, die darin (einmal mehr) den Beweis für pagane Opferrituale zu sehen glaubten. 

Was bleibt?

Auch wenn also heute viele Spuren der Venediger verwischt oder in ihrer Bedeutung vergessen sind, so bleiben jene Gestalten dennoch durch Sagen und Mythen tief mit unserem Brauchtum verbunden und dienten gar bis in das 18. Jahrhundert hinein als sicherer Garant für Gold- und Silberfunde. Auch Jacob Heinrich Richter, der 1769 damit begann, an der Saalequelle zu graben und damit das heutige Aussehen jenes Areals entscheidend prägte, suchte einst aufgrund einer kurzen Erwähnung der Venediger in Pachelbels Werk nach buchstäblich sagenhaften Schätzen, von denen das Fichtelgebirge im Laufe seiner Geschichte nur einige wenige preisgegeben hat.  



Text: Adrian Roßner

Ball der Stadt, Bella Italia

Fit für den Ball der Stadt: Das sind die wichtigsten Tanzschritte

In wenigen Stunden ist der Ball der Stadt und der letzte Tanz liegt schon ein paar Jahre zurück? Wir hätten da etwas, das helfen könnte, doch noch rechtzeitig fit zu werden.

In der Oberfrankenhalle wird am Samstag ab 20 Uhr das Tanzbein geschwungen. Die Stadt lädt zum Ball der Stadt und passend zur 20 Jahre alten Partnerschaft mit der Stadt La Spazia lautet das Motto “Viva Italia”.

Für einen Tanzkurs ist es jetzt natürlich zu spät. Beim wem die Grundkenntnisse aber nur leicht angestaubt sind, dem helfen wir noch kurzfristig auf die Sprünge.

Wir haben die Tanzschritte zu den drei Klassikern Foxtrott, Cha-Cha-Cha und Wiener Walzer auf Schaubildern zusammengefasst.

Damit in Bayreuth und Umgebung am Abend vor dem Ball noch ordentlich geprobt werden kann.

Wirtsgogl Gschichtla mit Winterhütte im Hintergrund

Wirtsgogl-G’schichtla: Ab auf die Piste!

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In unserer bt-Serie “Wirtsgogl-Gschichtla” gibt er uns alle 14 Tage Einblicke ins seinen Fundus:  kuriose Geschichten, unglaubliche Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region. 

In dieser Folge widmet sich Adrian Roßner dem Wintersport im Fichtelgebirge. Hören Sie hier die aktuellste Geschichte aus der Feder des Wirtsgogl:

 


Wirtsgogl-Gschichtla #6 “Ab auf die Piste!” zum Anhören


Eine kurze Geschichte des Wintersports im Fichtelgebirge

Gemächlich kämpft sich das schwarze Ungetüm durch die meterhohen Klüfte, die, einer unsichtbaren Linie folgend, mitten durch die weiße Landschaft führen. Schnaubend und fauchend zum Stehen gekommen, entlässt der lange Wurm aus grünlich schimmernden „Donnerbüchsen“ unzählige befremdlich wirkende Menschen in die kalte Natur, die, mit Stöcken und abstrusen Holzkonstrukten bewaffnet, die Berge der Region erstürmen. Lange galt der Winter als dunkle, abweisende Jahreszeit, in der die Bewohner unserer Heimat sich meist in die mehr oder weniger gut beheizten Stuben zurückzogen, um der während des Sommers liegen gebliebenen Arbeit zu frönen. Nun jedoch, in der Belle Epoque, jener kurzen Ära des Friedens zwischen den beiden verheerenden Kriegen, hat sie einen ganz neuen Zauber entwickelt, der Besucher aus Nah und Fern in das Fichtelgebirge lockt.

Ausschlaggebend für diesen bis dato unbekannten touristischen Aufschwung waren in erster Linie die Stichbahnen, die, von den größeren Städten abgehend, auch entlegenere Dörfer und Marktgemeinden an der modernen Zeit teilhaben ließen. Sie waren es, die unsere Heimat in das 20. Jahrhundert führten, und das nicht allein, da sie die Ansiedlung erster Firmen und Fabriken ermöglichten, sondern auch, weil die vom Rauch und Dreck der wachsenden Metropolen fliehenden Urlauber mit ihnen schnell und zuverlässig die ländlichen Gebiete zur Erholung nutzen konnten.

Skifahren wird Ende des 19. Jahrhunderts populär

Waren es in der warmen Jahreshälfte allen voran die „Sommerfrischler“, die es in die heimischen Wälder zog, setzte sich bereits ab dem Ende des 19. Jahrhunderts das „Schifahren“ als Sportart während der kalten Wintermonate durch. Die betuchten Herrschaften strömten dabei zu den neu gebauten Bahnstrecken über den Furka- oder den Bernina-Pass, entlang derer die gründerzeitlichen Hotelpaläste beinahe wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Jene aber, die lediglich das pure sportliche Vergnügen anstrebten und auf den dekadenten Luxus alpiner Hotels verzichten wollten, besuchten das Fichtelgebirge. Allen voran die bis heute bekannte Region rund um den Ochsenkopf etablierte sich ab 1900 als beliebtes Ziel für Wintersportler, denen man schon bald ganze Züge zur Verfügung stellte, um die Reise möglichst angenehm und unkompliziert zu gestalten. In Warmensteinach schnauften 1907 die ersten dieser „Rodlerzüge“ in den Bahnhof ein und auch in anderen Ortschaften wurde die Eisenbahn für den Tourismus entdeckt. Zur besseren Organisation und der angemessenen Pflege der neuangelegten Pisten gründeten sich entlang der schneereichen Gipfel bereits kurze Zeit später erste „Skiclubs“, die auch die Ausbildung der Anfänger übernahmen.

Besonders verdient gemacht hat sich dabei der aus Bischofsgrün stammende Lehrer Ernst Höppl, der 1907 den Wintersportverein in seiner Heimatstadt aus der Taufe hob und auch bei der Planung weiterer Abfahrtsstrecken, darunter 1938 die Anlage in Sophienthal, beratend tätig gewesen ist. Für die Jugend etablierte man besondere Schischulen, was dazu führte, dass sich, angetrieben vom Adrenalin und dem Rausch der Geschwindigkeit, immer neue Sportarten entwickelten. Ab den 1930er Jahren kam daher vielerorts der Wunsch auf, neben den Abfahrten steile Rampen zu errichten, die es den Wagemutigen ermöglichen sollten, möglichst weit (auf Eleganz legte man zu jener eher weniger Wert, wie historische Filmaufnahmen zeigen) zu fliegen.

Einfach laufen lassen

In Bischofsgrün wurde 1933 eine erste Holzkonstruktion eingeweiht, die den seit den 1920er Jahren existenten „Sprunghügel“ ablöste, in Sophienthal konnte man die Schanze 1938 feierlich eröffnen und auch bei Weißenstadt entstand eine solche Anlage, von der sich leider nurmehr einige Photos erhalten haben. Der veränderte Zeitgeist machte währenddessen auch vor dem Wintersport nicht Halt: 1935 eröffnete man die „Adolf-Hitler-Skibahn“ am Waldstein, die in der überregionalen Presse als „Neubau“ bezeichnet wurde, der sich „mit jeder derartigen Bahn im Fichtelgebirge messen“ kann. Ein Problem war freilich die sehr geringe Breite, die keinerlei Ausweichen oder Schwingen während der Abfahrt ermöglichte. Somit blieb den Sportlern einzig übrig, es „laufen zu lassen“ und, wie manche Augenzeugen bis heute berichten, „zu brobiern, an Baam zer derwischn, wenn’s zer schnell gworn is.“ Mit dem steigenden Interesse der Wintersportler erlebten auch die Gipfelhäuser des Fichtelgebirgsvereins eine zweite Blüte: Waren die meisten davon ursprünglich als Ausflugsgaststätten für die Wanderer errichtet worden, die in den Sommermonaten die Wälder durchstreiften, öffneten nun immer mehr von ihnen auch während der kalten Jahreszeit ihre Türen und verbreiteten damit den Flair alpiner Gebirgslagen zu bezahlbaren Preisen. Teils wurde dabei gar eigens kreiertes „Skiwasser“ angeboten, wobei es sich faktisch um aufgeheiztes Leitungswasser mit einem Schuss Zitronensaft handelte, das jedoch bis heute Vielen wehmütige Erinnerungen zurückruft. 

Sessel- und Schlepplift-Betrieb am Ochsenkopf

Der Zweite Weltkrieg beendete schließlich die meisten dieser kleineren und vor allem lokal bedeutenden Unternehmungen, während sich die größeren Skigebiete aufgrund stetiger Investitionen und Verbesserungen bis heute behaupten können. Am Ochsenkopf befördern mittlerweile moderne Sessel- und Schlepplifte die Abfahrer auf den Gipfel, wo seit der Wintersaison 2007 Beschneiungsanlagen aushelfen, falls das natürliche Weiß nicht ausreichen sollte.

Der Wintersport hat damit tatsächlich eine lang zurückreichende Tradition im Fichtelgebirge und wenngleich die heutige Hightech-Ausrüstung für „Carving“, „Skijumping“ und „Freeriding“ nicht mehr viel mit jenen Holzbrettern zu tun hat, auf denen die Pioniere einst über die Pisten fegten, so tut es dennoch not, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um ihre Anfänge zu verdeutlichen.



Text: Adrian Roßner