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Magazin/Historisch-Stadtteile
Bayreuths Stadtteile: St. Georgen, die Schanz und die Insel
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 15 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller St. Georgen, der Schanz und der Insel.
Sankt Georgen am See war ursprünglich eine auf markgräflichen Befehl geometrische streng geplante und kunstvoll angelegte Vorstadt mit der Sophien- oder Ordenskirche, die als einer der bedeutendsten evangelischen Sakralbauten des Spätbarocks in Oberfranken gilt, der Stiftskirche, einem Friedhof und 24 gleichartigen Häusern mit Walmdächern am kopfsteingepflasterten Marktplatz.

Auf dem Brandenburger See fanden Seeschlachten statt. Foto: Archiv Bernd Mayer.
Am Ufer des „Brandenburger Weihers“, eines seit 1509 bestehenden Fischteiches des ehemaligen Klosters St. Jobst, gründete Markgraf Georg Wilhelm noch als Erbprinz im Jahr 1702 eine neue Siedlung, der er nicht nur seinen Namen Sankt „Georgen“, sondern auch zahlreiche Privilegien gab.

Die Ordenskirche in St. Georgen. Foto: Stephan Müller.
Übersteigerte Ideen und theatralische Auftritte
Markgraf Georg Wilhelm behielt die dort entfaltete schlichte Linie jedoch nicht bei, sondern ergab sich den für die Zeit des ausklingenden Barock typischen übersteigerten Ideen. Er hatte einen Hang zu theatralischen Auftritten vor ausgewählten Publikum. Mit St. Georgen schuf sich der lebensfrohe Fürst den Rahmen zur Verwirklichung seines übersteigerten Repräsentationsbedürfnisses.
Er ließ den Weiher vergrößern und mit einer runden Insel und einer Feldschanze ausstatten. Am Seeufer ließ er ein Schlösschen aus Fachwerk errichten, das jedoch bald wieder abgerissen wurde.

Der Herr in Schwarzweiß ist Markgraf Georg Wilhelm. Foto: Archiv Bernd Mayer.
Seeschlachten zur Belustigung
Im Jahr 1725 entstand durch Hofbaumeister Johann David Räntz ein massiver Bau, dessen Mitteltrakt noch an der Bernecker Straße als Teil der Bayreuther Justizvollzugsanstalt erhalten ist. Den Schlossbau umgab man mit kunstvollen Gartenanlagen, von denen ein Teil – der ehemalige Südgarten – heute als Gefängnisgärtnerei dient.
Auf dem See unterhielt der Markgraf eine kleine „Kriegsflotte“, die im Sommer zur Ergötzung des Bayreuther Hofes Seegefechte veranstaltete. Weitgehend unbekannt ist jedoch die enorme Größe des Weihers von fast zwei Quadratkilometern und die Tatsache, dass ab 1695 bei „Naumachien“, also theatralisch inszenierten Seeschlachten sogar Matrosen verletzt und getötet wurden.

Das Stadtmodell von St. Georgen im Historischen Museum. Zu sehen sind die Insel und die Schanz. Foto: Stephan Müller.
Straßennamen erinnern an Brandenburger Weiher
An den Brandenburger Weiher und die Seeschlachten der markgräflichen Kriegsflottille erinnern noch die engen Häuschen in der Matrosengasse, ein interessantes Modell im Foyer des Historischen Museums und die heutigen Straßennamen „Weiherstraße“, „Weiherdamm“ oder die „Seestraße“. Nach den beiden kleinen Inseln sind heute die Ortsteile „Insel“ und die „Schanz“ benannt.
Etwa fünf Jahrzehnte nach Georg Wilhelms Tod ließ Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth den Brandenburger See trockenlegen, um das Gelände landwirtschaftlich nutzen zu können.

In der Matrosengasse wohnten holländische Matrosen, die in den Seeschlachten mitgewirkt haben. Foto: Ernst-Rüdiger Kettel.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.