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Magazin/Historisch-Stadtteile
Seulbitz – früher Königshof heute Bayreuther Stadtteil
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 16 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller dem Stadtteil Seulbitz.
„Konrad II., Römischer Kaiser, schenkt Luitpold, Kanoniker der Bamberger Kirche, den Weiler Silewize (comes Silewize), gelegen in Radenzgau, in der Grafschaft des Grafen Adalbert“.
So lautet der erste Satz in einer kaiserlichem „Diplom“ vom am 6. Juni 1035, in dem Seulbitz, als Königshof Silewize bezeichnet, durch Kaiser Konrad II. – und damit lange vor Bayreuth (1194) – erstmals urkundlich erwähnt wird.
Königshof Silewize: Die „Königshöfe“ waren königliche Quartier- und Versorgungsstützpunkte an wichtigen Geleitstraßen wie die „Hohe Straße“, die von Bamberg über Königsfeld, Hollfeld zum Roten Hügel und über den heutigen Bayreuther Markt über die Ziegelgasse (Badstraße) nach St. Johannis auf den Rodersberg führte.
Von dort ging einer von drei Abzweigen über Seulbitz in das Fichtelgebirge bis nach Böhmen. Dort war die Stadt Eger in der Hochstauferzeit (1150 bis 1250) eine bedeutende Handelsstadt, die eine eigene Söldnertruppe als bewaffnetes Geleit ihrer Handelsbürger führte.
Königshof als zentraler Ort in der Region
Deshalb war der Königshof Silewize mit seinen umfangreichen Besitzungen in dieser Zeit der zentrale Ort in der Region. Kaiser Konrad II. (1024 bis 1039) schenkte das damals zum Radenzgau gehörende „vicum silevizze“ auf Bitten seiner Gemahlin Gisela der Bamberger Kirche als „Seelgeräte zu freiem Eigentum“.
Daraus leitet sich nach Meinung einiger Historiker auch der Ortsname ab. Sie folgen der These, dass Seulbitz reiner deutscher Herkunft ist. „Sil“ oder „Sel“ ist das mittelhochdeutsche Wort für die Seele, während die Endung -bitz auf „Witu“ oder „wit“ für Wald oder Waldweide zurückgeht.
Danach würde es sich also um ein „Dorf bei der Waldweide, die einer geistlichen Anstalt gestiftet war, damit dort Messen Heile der Seelen von Verstorbenen gelesen werden“ handeln. Nach einer anderen Auffassung stammt Silewize von „Zila“, einem slawischen Ausdruck für eine Riemengeißel (Peitsche), die aber damals zweifellos zum Antreiben des Viehs auf der steilen Höhenstraße über den Pensenberg benötigt wurde.
Vom Königsgut zum Versorgungszentrum
Im zwölften Jahrhundert wurde Seulbitz erneut in einer Urkunde erwähnt. Am 25. Mai 1137 erwarb Bischof Otto I. von Bamberg das Königsgut samt Siedlungsstellen, Gebäude, Wiesen, Wälder, Gewässer, Fischereianlagen oder Bienenkörben von Luitpold de Cirkendorff für die Erstausstattung des Michelberger Priorats St. Getreu in Bamberg.
Gleichzeitig überließ er Graf Berthold II. von Andechs-Blassenberg das Gebiet als Vogtei zur Beschützung. Der Flurname „Burgstall“ deutet darauf hin, dass es in Seulbitz auch eine befestigte Anlage gegeben haben könnte.
Dieses erste Zentrum in der Bayreuther Region wurde durch die Andechser Grafen weiter vergrößert. In der Königsurkunde DD Lotharii III. Nr. 20 wird der Nachbarort Stokha (Stockau) mit dem ehemaligen „Laimbacher Hof“ erwähnt.
Zusammen mit Stockau war Seulbitz und die Grunauer Mühle in der Andechser Ära (bis etwa 1245) ein gemeinschaftliches grundherrschaftliches Verwaltungs- und Versorgungszentrum. Seulbitz wurde vom 12. bis zum 15. Jahrhundert unter folgenden Bezeichnungen erwähnt: Silwiz (1137), Seilbitz (1358), Seylwitz (1416), Seylwiz (1428), Seylbitz (1440).
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.