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Magazin/Historisch-Stadtteile

Bayreuths Stadtteile: Stuckberg, Hammerstatt, Hussengut

Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil 17 der Serie widmet sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller den Stadtteilen Stuckberg, Hammerstatt und Hussengut.

Über das Wort „Stücke“ im Sinne von Fässern oder Kanonenkugeln kommt man auf die Erklärung des Stadtteilnamens „Stuckberg“. Dort wurden in der Markgrafenzeit die Kanonen-„Stücke“ aufgestellt und es gab – und so wird es heute noch genannt – das „Galgenbergla“. Auf dem Stuckberg stand ein Galgen, der speziell für Soldaten und Desateure reserviert war.

Der Stuttgarter Vermessungsingenieur Johann Adam Riedinger, der im Auftrag von Markgraf Friedrich einen Plan der Residenzstadt Bayreuth fertigte, zeichnete in seinem Plan aus dem Jahr 1745 noch das „Galgenbergle“ ein. Der Stadtchronist Johann Georg Heinritz berichtet, dass Markgraf Friedrich den Soldatengalgen am 3. September 1748 („rechts vor dem Brandenburger, weg- und hinter demselben an der Straße nach Bindlach“) versetzen ließ. Auf dem bisherigen Galgenberg wurde stattdessen eine „Schanz“ errichtet, „in die bald darauf, nachdem sie fertiggestellt war, 23 Kanonen gepflanzt wurden, die man von der Plassenburg hierher gebracht hatte.“ Aus dem „Galgenbergle“ wurde der „Stuckberg“.

Der Stadtchronist Johann Sebastian König (1741-1805) berichtet von der Schanze auf dem Stuckberg. Foto: Stephan Müller.

Stuckberg war möglicher Standort für das Festspielhaus

Die Kanonen wurden aber nicht zur „Verteidigung“ aufgestellt, sondern zum „Böllerschießen“. Am 26. September 1748 stand nämlich die Hochzeit von Elisabeth Friederike von Brandenburg-Bayreuth an. Die Tochter des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine sollte den Herzog Carl Eugen von Württemberg heiraten. Für diese „Festlichkeiten“, so schreibt Heinritz, „wurde aus dieser Schanze beständig kanoniert“.
In der Stadtgeschichte wurde der Stuckberg in die Überlegungen als möglicher Standort für den Justizpalast und das Festspielhaus von Richard Wagner thematisiert. Bis 1898 waren die Bayreuther Gerichte in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Das königliche Landgericht und die Staatsanwaltschaft im Südflügel des Alten Schlosses an der Ecke Maximiliansstraße/Schlossberglein und das Amtsgericht neben der Spitalkirche im ehemaligen Sparkassengebäude (heute „Depot“).

Kein Festspielhaus in St. Georgen

Der Bayreuther Magistrat bot der Königlichen Staatsregierung, die nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71 immer noch gut gefüllte Kassen hatte, Baugrundstücke an der Herrenwiese (heute Luitpoldplatz), am Stuckberg, an der Birkenstiftswiese und an der damaligen Wolfsgasse an. Der prächtige Bau wurde schließlich an der Wolfsgasse, die dem Wittelsbacherring weichen musste errichtet.
Fast zu einem Eklat um das Gelände am Stuckberg kam es rund 25 Jahre früher: Dabei herrschte am 14. Dezember 1871 am Bahnhof von Bayreuth große Freude. Richard Wagner erfuhr von Bürgermeister Theodor Muncker, dass er vom Stadtmagistrat am Stuckberg bei Sankt Georgen ein Grundstück erhält, um dort ein Festspielhaus zu bauen. Aus dem Plan sollte jedoch nichts werden. Ein Miteigentümer der Familie Rose verweigerte der Stadt den Grundstücksverkauf. Nach dieser Mitteilung ist Wagner verärgert und war schon fest entschlossen, den Bayreuth-Plan wieder fallen zu lassen. Bis Bürgermeister Theodor Muncker und der Bankier Friedrich Feustel das Heft selbst in die Hand nehmen: Sie reisen nach Luzern, um Wagner umzustimmen und ihm stattdessen den Standort „an der Bürgerreuth“ schmackhaft zu machen. Wie wir wissen, ist es ihnen gelungen.

Die Hammerstatt

In dem bereits erwähnten „Riedinger-Plan“ aus dem Jahr 1745 ist gleich neben dem Stuckberg auch ein Einzelhof nahe dem Roten Main eingezeichnet: „Die Hammerstatt“. In der städtische Erläuterung der heutigen Straßennamen ist für die Hammerstatt ein Besitzer mit dem Namen Hammer genannt. Es gibt aber auch noch eine andere Deutung, die von einem Hammerwerk an dieser Stelle spricht.
Auch wenn in der Hammerstatt in den letzten Monaten zahlreiche Neubauten entstanden sind, sein heutiges Aussehen erhielt der Stadtteil durch Heinrich Fickenscher. Der Magistratsrat sorgte als Gründer des Bauvereins Bayreuth ab 1897  für eine rege Bautätigkeit an der damaligen Hammerstraße, die 1947 in die Friedrich-Ebert-Straße umbenannt wurde.

Rodelpartie in der Hammerstatt. Foto: Archiv Bernd Mayer.

Das Hussengut

Auf der anderen Seite des Stuckberges befand sich das „Hussengut“. Noch im Jahr 1972 fand sich unter dem Stichwort „Hussengut“ nur der Eintrag eines Landwirts. Das Hussengut trägt den Namen eines alten Gutshofes, der vermutlich nach seinem ersten Besitzer so bezeichnet wurde. Bis zum 1. April 1930 gehörte es noch zur Gemeinde Crottendorf, bevor es zusammen mit dem Schießhaus nach Bayreuth eingemeindet wurde. Der Stadtteil Hussengut, der von der „Südheimbau Nürnberg“ projektiert wurde, wird durch das Krankenhaus Hohe Warte begrenzt. Viele ältere Bayreuther sprechen noch heute vom „Versorungskrankenhaus“ und dem „Wagner-Krankenhaus“. Der Grundstein für das Krankenhaus wurde am 14. Mai 1938 wurde durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt gelegt und unter dem Namen „Winifred-Wagner-Krankenhaus“ am 1. Juni 1942 als Kinder- und Frauenklinik in Betrieb genommen. Am Ende des 2. Weltkrieges war es Lazarett, ehe es von der US-Army als Militär-Krankenhaus genutzt wurde.

Nicht nach Richard Wagner, sondern nach seiner Schwiegertochter Winifred wurde das „Wagner-Krankenhaus“ benannt. Heute heißt die Klinik „Krankenhaus Hohe Warte“. Foto: Archiv Stephan Müller.

Stephan Müller

Stephan Müller

Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

Ein Festzug zieht an einem Ein Festzug zieht an einem "Siebener"-Kasernengebäude in der Hartmannstraße (heute Ludwig-Thoma-Straße) vorbei. Im Hintergrund ist der Justizpalast zu erkennen. Foto: Archiv Bernd Mayer.
Das Versorgungskrankenhaus heißt heute Das Versorgungskrankenhaus heißt heute "Krankenhaus Hohe Warte". Foto: Archiv Elfriede Müller
Wenige Tage, nachdem in der deutschen Kolonie Kamerun die deutsche Fahne gehisst wurde, benannten Festspielmitwirkende das Forsthaus um: Wenige Tage, nachdem in der deutschen Kolonie Kamerun die deutsche Fahne gehisst wurde, benannten Festspielmitwirkende das Forsthaus um: "Dort ka ma ruhn". Foto: Archiv Bernd Mayer.
Die Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd MayerDie Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd Mayer
Ein beliebte Ausflugsgaststätte war das Ein beliebte Ausflugsgaststätte war das "Restaurant am Stuckberg". Foto: Archiv Ernst-Rüdiger Kettel.
Wagnerianer und Kenner des Wagnerianer und Kenner des "Rheingold" wissen was gemeint ist: "Zur Burg führt die Brücke" heißt es im letzten Akt von Wagners "Rheingold". Auch hinter dem Hauptbahnhof führt eine Brücke zur Burg. Foto: Stephan Müller.
Das Gelände zwischen den Ortsteilen Meyernberg und Oberpreuschwitz hat den Flurnamen Das Gelände zwischen den Ortsteilen Meyernberg und Oberpreuschwitz hat den Flurnamen "Österreich", das "ein Gebiet nach Osten begrenzt". Der ungewöhnliche Blickwinkel auf die Reha-Klinik und das Neubaugebiet von Oberpreuschwitz wurde durch einen Hub-Kran auf dem Gelände des Stadtgartenamtes bei einem "Tag der offenen Tür" möglich. Foto: Stephan Müller.
Die Brauerei J. Friedel. Foto: Archiv Bernd Mayer Stiftung.Die Brauerei J. Friedel. Foto: Archiv Bernd Mayer Stiftung.
Bayreuths Stadtteil Moritzhöfen mit dem Wilhelm-Leuschner-Geburtshaus. Foto: Susanne MonzBayreuths Stadtteil Moritzhöfen mit dem Wilhelm-Leuschner-Geburtshaus. Foto: Susanne Monz
Blick auf das Festspielhaus im Jahr 1880. Im Vordergrund ist das alte Bahnhofsgebäude und das Bahnhofshotel zu sehen. Foto: Archiv Bernd Mayer.Blick auf das Festspielhaus im Jahr 1880. Im Vordergrund ist das alte Bahnhofsgebäude und das Bahnhofshotel zu sehen. Foto: Archiv Bernd Mayer.