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Magazin/Historisch-Stadtteile

So kam Oberpreuschwitz zu seinem Namen

Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil sieben der Stadtteil-Serie blickt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller auf Oberpreuschwitz.

Einem „Zugereisten“ sind oberfränkische Ortsnamen wie „Raabatz“ (Marktredwitz), Kengst (Ködnitz bei Kulmbach), Trechazz (Trebgast) oder „Preischwits“ für Oberpreuschwitz schwer zu vermitteln. Bei der Deutung des Ortsnamens von Oberpreuschwitz gibt es die sehr alte Meinung, dass der im Giechburgvertrag von 1149 genannte Ort Briscvvize von den slawischen Personennamen Brisejov oder Brisovici stammt, weil die Slawen in dieser Zeit sehr viele Dörfer in dieser Gegend gegründet haben. Dabei wird ausdrücklich betont, dass der Ortsname nicht vom slawischen Breza (Birke) kommt. Diese These begründet sich auf der Vermutung, dass Preuschwitz in der „Schweinfurter Zeit“ um 900 gegründet wurde. Die Politik der Schweinfurter Grafen war slawenfreundlich, so dass sich damals viele Osteuropäer in der Gegend angesiedelt haben.

Das Landbuch von 1398 nennt Nydern Preußwitz, Obern Preyßwitz und Dürrenhofe, also das heutige Ober- und Unterpreuschwitz sowie Dörnhof, das 1884 noch Thurn- oder Dürenhof genannt wurde. Die drei Orte liegen auf einer klar umrissenen Rodungsinsel, wie sie am Südrand des großen Limmersdorfer Forstes häufig vorkamen. Der Herrschaftsmittelpunkt war wohl in Dörnhof, das später im Besitz der Giech von Thurnau war. Die Bezeichnung geht auf das Wort „turn“ für einen Turm(-hügel) zurück.

Der Bayreuther Stadtteil Oberpreuschwitz. Foto: Archiv Bernd Mayer

Zeidler von Preischwits

Das Bayreuther Landbuch A nennt mit Agnes Feyel Treßlein, Hans Rauch, Heinz Smit und Drechsel vier Zeidler, die ihre Bienenstöcke in Oberpreuschwitz pflegten. Wie im Veldensteiner Forst, im Frankenwald oder im Fichtelgebirge herrschte im Mittelalter also wohl auch um Oberpreuschwitz ein ausgeprägtes Zeidelwesen. Der Begriff „zeideln“ kommt von „Honig schneiden“. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass der Name Kirchenpingarten („Kirche im Bienengarten“) auf eine früher betriebene Zeidlerei zurückzuführen ist.

Für die Waldbienenwirtschaft war ein dichter Bestand an Hochwald Voraussetzung. Die mittelalterlichen Mischwälder mit honigreichen Fichten und Tannen des Limmersdorfer Forstes boten ideale Bedingungen dafür. Auch wenn der Bienenhonig im Mittelalter bis zur Entdeckung Amerikas das einzige Süßmittel war, lag der größere Absatz der Imker in der Herstellung von Kerzenwachs für die Kirchen und Klöster. Der häufige Familienname Zeidler deutet auf die vielen Imker in unserer Gegend hin. Die hohen Tannen und Fichten wurden von den Zeidlern mit der Axt „gewipfelt“. Damit wurde dem Baum der Gipfel abgeschnitten und der Stamm für die „Bienenwohnung“ mit Beil und Maisel gelocht und mit einem Brett geschützt. Das Flugloch wurde windgeschützt angebracht. Die Honigentnahme im Frühjahr wurde Honigbrechen genannt.

Oberpreuschwitz wurde erst später in Bayreuth eingemeindet. Archiv: Stadt Bayreuth

Wegen der „Zeidler von Preischwits“ gab es noch eine andere Spekulation um eine Wortkombination zur Deutung des Ortsnamens. Danach würde sich der Ortsname aus den mittelhochdeutschen Wörter „preys“ (für Einfassung, Einsäumung), „wit“ (Wald) und –itz („ess“ / Viehweide) zusammensetzen und „Häuser bei der eingezäunten Waldviehweide“ bedeuten. Von dieser Wortschöpfung halten die Historiker allerdings wenig. Die Endung –itz deute ohne Zweifel auf die slawische Zeit hin. 

Frauen, Männer und die Bayreuther Exklave

Ein Novum ist auch, dass es mit den „Dörnhöfer Wiesen“ eine „Exklave“ bei Oberpreuschwitz gibt. Die Länge der Bayreuther Stadtgrenze beträgt laut dem Statistischen Jahrbuch der Stadt Bayreuth ohne Exklave 62,507 Kilometer, mit der Exklave „Dörnhöfer Wiesen“ sind es 73,297 Kilometer.

Die Eingemeindung von Oberpreuschwitz erfolgte in zwei Schritten. Foto: Archiv Stephan Müller

Oberpreuschwitz wurde in zwei Etappen nach Bayreuth eingemeindet. Zunächst im Jahr 1972 der Bereich um das heutige Klinikum und im Jahr 1976 zusammen mit Aichig, Seulbitz und Thiergarten das „Dorf“ Oberpreuschwitz.

Stephan Müller

Stephan Müller

Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

Ein Festzug zieht an einem Ein Festzug zieht an einem "Siebener"-Kasernengebäude in der Hartmannstraße (heute Ludwig-Thoma-Straße) vorbei. Im Hintergrund ist der Justizpalast zu erkennen. Foto: Archiv Bernd Mayer.
Das Versorgungskrankenhaus heißt heute Das Versorgungskrankenhaus heißt heute "Krankenhaus Hohe Warte". Foto: Archiv Elfriede Müller
Wenige Tage, nachdem in der deutschen Kolonie Kamerun die deutsche Fahne gehisst wurde, benannten Festspielmitwirkende das Forsthaus um: Wenige Tage, nachdem in der deutschen Kolonie Kamerun die deutsche Fahne gehisst wurde, benannten Festspielmitwirkende das Forsthaus um: "Dort ka ma ruhn". Foto: Archiv Bernd Mayer.
Die Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd MayerDie Stadtansicht zeigt Bayreuth um 1680. Der Hof-Musikus Georg Carl war 1675 am Hofe des Markgrafen Christian Ernst im Stadtschloss (links) in Anstellung. Foto: Archiv Bernd Mayer
Ein beliebte Ausflugsgaststätte war das Ein beliebte Ausflugsgaststätte war das "Restaurant am Stuckberg". Foto: Archiv Ernst-Rüdiger Kettel.
Wagnerianer und Kenner des Wagnerianer und Kenner des "Rheingold" wissen was gemeint ist: "Zur Burg führt die Brücke" heißt es im letzten Akt von Wagners "Rheingold". Auch hinter dem Hauptbahnhof führt eine Brücke zur Burg. Foto: Stephan Müller.
Das Gelände zwischen den Ortsteilen Meyernberg und Oberpreuschwitz hat den Flurnamen Das Gelände zwischen den Ortsteilen Meyernberg und Oberpreuschwitz hat den Flurnamen "Österreich", das "ein Gebiet nach Osten begrenzt". Der ungewöhnliche Blickwinkel auf die Reha-Klinik und das Neubaugebiet von Oberpreuschwitz wurde durch einen Hub-Kran auf dem Gelände des Stadtgartenamtes bei einem "Tag der offenen Tür" möglich. Foto: Stephan Müller.
Die Brauerei J. Friedel. Foto: Archiv Bernd Mayer Stiftung.Die Brauerei J. Friedel. Foto: Archiv Bernd Mayer Stiftung.
Bayreuths Stadtteil Moritzhöfen mit dem Wilhelm-Leuschner-Geburtshaus. Foto: Susanne MonzBayreuths Stadtteil Moritzhöfen mit dem Wilhelm-Leuschner-Geburtshaus. Foto: Susanne Monz
Blick auf das Festspielhaus im Jahr 1880. Im Vordergrund ist das alte Bahnhofsgebäude und das Bahnhofshotel zu sehen. Foto: Archiv Bernd Mayer.Blick auf das Festspielhaus im Jahr 1880. Im Vordergrund ist das alte Bahnhofsgebäude und das Bahnhofshotel zu sehen. Foto: Archiv Bernd Mayer.