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Magazin/Historisch-Stadtteile
Bayreuther Ortsteil Oberkonnersreuth: Als Dorf gegründet und an Bamberg verschenkt
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil zehn der Stadtteil-Serie blickt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller auf Moritzhöfen.
Schlau sind sie schon die Bayreuther. 1981 feierten sie das 750. Jubiläum und schon 13 Jahre später, 1994, das 800. Jubiläum ihrer Stadt. Die Begründung ist ganz einfach. Im Jahr 1194 wurde der „Ort“ als Baierrute das erste Mal urkundlich erwähnt und im Jahr 1231 wurde Bayreuth erstmals in einer Urkunde als „Stadt“ erwähnt. Und Oberkonnersreuth gleich mit.
Ein Dorf als Geschenk für Bamberg
Mit dieser Urkunde schenkte der Bamberger Domprobst Boppo, ein Sohn des Andechser Fürsten Berthold III., ein neu gegründetes Dorf an den Bamberger Dom. Ein Dorf, das er nach der Heiligen Kunigunde „villa sanctae Chunegundis“ benannte und das in der Markung der „Stadt“ Bayreuth gelegen ist: „In confinio civitatis Beirruth“.
Die erste Erwähnung von Bayreuth als Stadt und die erste Erwähnung des Dorfes, das heute Oberkonnersreuth heißt und ein Ortsteil von Bayreuth ist.
Wer ist mit Chunegundis gemeint?
Die aus Luxemburg stammende Heilige Kunigunde war die Gemahlin von Heinrich, der 1002 zum deutschen König und 1014 zum Kaiser gekrönt wurde. Sie starb am 3. März 1033 und ist im Bamberger Dom bestattet. Heilig gesprochen wrude Kunigunde im Jahr 1200 von Papst Innozenz III.
Verschiedene Namen für Oberkonnersreuth
Der Name des Dorfes hat sich vom 13. bis zum 17. Jahrhundert oft verändert: Nach „villa sanctae Chunegundis“ finden wir im Landbuch von 1398 plötzlich Oberconratsrewt, dann Cunradesrewd (1402) und Obern-Conratsreut (1421). Weitere Bezeichnungen, die sich auch über die Sprachmelodie beziehungsweise den Dialekt änderten, waren Kunerssreut (1465), Connersreuth (1560) und Conrads-Reuth (1692).
Von der sicheren Erkenntnis, dass Oberkonnersreuth „eine nach Kaiserin Kunigunde benannte Reuth“ ist, leitet sich übrigens auch die These ab, dass Heinersreuth nach ihrem Gatten, dem heiligen Heinrich, benannt ist.
Oberkonnersreuth, der 1939 zusammen mit seinem Ortsteil Pfaffenfleck, einem Einzelhof der nach einem alten Flurnamen benannt ist, nach Bayreuth eingemeindet wurde.
Foto: Stephan Müller.
Ein ortsprägendes Brauereigebäude
Heute ist noch immer das Brauereigebäude der Exportbierbrauerei Friedel von 1846 für Oberkonnersreuth ortsprägend. Der Brauereibesitzer und Reichstagsabgeordnete Johann Friedel kam am 5. Mai 1902 bei einem Zugunglück bei Zschortau ums Leben.
Die Witwe von Johann Friedel versuchte noch einige Zeit, die Brauerei weiterzuführen, übergab den Betrieb dann aber doch an Hans Schaller, Braumeister bei der Aktienbrauerei, und Josef Appel aus der Buchhaltung der Brauerei Glenk übergab. Im Jahr 1954 trennten sich die beiden Geschäftsführer, so dass bis 1980 unter dem Namen Brauerei Schaller gebraut wurde. Und: Auf dem Schlot des alten Brauereigebäudes nisten seit vielen Jahren zwei Störche, die dem neuen Wohngebiet gleich neben Oberkonnersreuth seinen Namen gaben: Das „Storchennest“.
Der Storch in seinem Horst in Oberkonnersreuth. Foto: red
Der (etwas schwer zu lesende) Inhalt der Urkunde aus dem Jahr 1231 im Wortlaut:
„Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Das, was in der Zeit geschieht, damit es nicht bei Vergehen der Zeit in dem Gedächtnis der Menschen entschwinde, muss durch ein schriftliches Zeugnis und durch die Stimme der Zeugen beständig gemacht werden. Derjenige nun trifft seine Verfügung nicht gut, der nur seinen irdischen Erben etwas hinterlässt und nicht auch Christum zum Miterben seines Vermögens einsetzt; deshalb möge die Gesamtheit der Gegenwärtigen und Zukünftigen wissen, dass ich, Boppo, Probst der Bamberger Hauptkirche, wegen meines und meines Vater Seelenheiles, der mich in väterlicher Liebe zu bevorzugten Erben seines Vermögens eingesetzt hat, das neue Dorf, gelegen in der Markung der Stadt Bayreuth, dem ich selbst den Namen „Dorf der hl. Kunigunde“ gegeben habe.
Mit wohlwollender Zustimmung meines lieben Neffen, Otto, des Herzogs von Meranien, dem heiligen Georg und der heiligen Kunigunde freizügig übergebe habe, und zwar unter der Bedingung, dann an meinem Jahrestag mein und meines Vaters Gedächtnis feierlich begangen werde; und dass ferner derjenige unserer Mitbrüder, dem nach dem Gebrauch unserer Kirche (das Dorf) unter dem Begriff einer Obleistiftung übertragen sein wird, für unser Herren Mitbrüder und für jene an den Nebenkirchen einen feierlichen.“
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.