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Historisch-Stadtteile
Gerichtsgut Wendelhöfen
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen unserer Bayreuther Ortsteile? In Teil fünf der Stadtteil-Serie blickt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller auf Wendelhöfen.
Der Begriff „Wendelhöfen“ steht heute noch bei vielen Bayreuthern gleichbedeutend mit dem Nervenkrankenhaus. Die frühere Heil- und Pflegeanstalt, die deshalb auch etwas unfein die „Hupf“ genannt wird, wurde in unmittelbarer Nähe des kleinen Dorfes gebaut. Woher könnte der Name des „Wendelhofes“, der Ende des 15. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wurde, kommen?
Keinesfalls kommt für die Historiker ein Zusammenhang mit St. Wendelin, dem Heiligen der Hirten und Bauern, in Betracht. Bei der Namensbestimmung setzen sie, wie bei der Ortschaft Wendelstein im Landkreis Schwabach, auf den im Grimmschen Wörterbuch genannten „Wandel“ oder „Wendel“ (Mehrzahl). Also die niedere Gerichtsbarkeit.
Mittelalterliches Wandelgericht
Im mittelalterlichen Bayreuth gab es neben dem Stadtgericht (innerhalb der Mauern) das Wandelgericht, das als echtes Rügegericht die niedere Buß- und Frevelgerichtsbarkeit durch Geldstrafen handhabte.
Das Wort Wandel kommt im Bayreuther Stadtbuch von 1464 vor, in dem es heißt, dass auf die Herstellung von „Mörltüchen“, also ein einfaches gefärbtes Tuch, mit schlechtem Faden „wandel gesetzt sind“. Dafür konnte man also schuldig gesprochen werden.
In den Bayreuther Verordnungen von 1720 ist festgelegt, dass die Wandel-Gerichte, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Wendelhof abgehalten wurden, zweimal im Jahr durchzuführen sind und die „Wandelstrafen richtig eingebracht“ werden sollen.
Flurvogt zuständig für Wandelgericht
Auch in der Bayreuther Polizeiordnung von 1746 ist davon die Rede: „Die über ihren Stand der Kleiderpracht nachhängen, sollen auf den Wandel notiert werden.“
Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass der Bauer Hans Schmidt aus Wendelhöfen (um 1640) und seine Nachfahren bis weit in das 18. Jahrhundert auch „Huter“ (Flurvogt) genannt werden. Der Flurvogt war für das typisch niedergerichtliche Wandelgericht zuständig, so dass es sich aufdrängt, dass Wendelhöfen nach dieser Gerichtsbarkeit benannt wurde.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.