bt-Immobilien-Kolumne
Wohnungsqualität sucht Mieterqualität (oder umgekehrt)
Wohnungsqualität sucht Mieterqualität. Unser Immobilien-Experte Hans Werner Gloßner erklärt, was es mit dieser gewagten These auf sich hat.
Wohnungsqualität sucht Mieterqualität (oder umgekehrt). Eine gewagte These, die ich Ihnen heute vorstelle. Wenn man über 40 Jahre in der Immobilienbranche tätig ist, kristallisieren sich immer wieder Aussagen heraus, die einem aus dem bewegten Leben eines Maklers in den Sinn kommen.
Fangen wir an bei der Wohnungsqualität. Ich behaupte, dass ein Vermieter bei einer Neubauwohnung sich die Mieter förmlich heraussuchen kann, wenn er sein Angebot in die Öffentlichkeit gibt. Die Begründung dazu brauche ich nicht abliefern, das kann sich jeder selbst denken. Sofern die Miete im angebotenen Gebiet adäquat ist, gibt es immer Interessenten, die sich eine hochpreisige Wohnung leisten können oder wollen.
Jetzt betrachten wir die gleiche Wohnung einmal 20 Jahre später. Der Zahn der Zeit hat an der Wohnanlage seine Spuren hinterlassen und auch die Wohnung ist älter geworden und entspricht sowohl technisch als auch vom Design und der Aufteilung nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Hinzu kommt, wenn der Vermieter die Wohnung nicht permanent auf Vordermann bringt, dass seine Wohnung einen weniger schönen Eindruck hinterlässt. Jetzt wird es schon schwieriger, einen geeigneten Mietinteressenten zu finden, der den Zustand der Wohnung akzeptiert, d.h. die Auswahl der potentiellen Probanden wird qualitativ weniger.
Nach 30 bis 40 Jahren ab Erstbezug wird es noch schwieriger einen guten Mieter zu finden, denn u.a. steigen auch zusätzlich zu den vorhin erwähnten Kriterien die Betriebskosten, weil möglicherweise die energetischen Gegebenheiten nicht mehr passen, die Heiz- und Warmwassserkosten steigen exorbitant. Die Wohnung ist ohne laufende Instandhaltung, Instandsetzung oder Modernisierung auf dem absteigenden Ast und wird nur mehr von einem Klientel nachgefragt, die sich die Wohnung gerade noch leisten können oder die sonst auf dem Markt der Angebote nichts mehr bekommen.
Fazit: Der Vermieter sollte tunlichst darauf achten, dass sein Eigentum nach jedem Mieterwechsel so in Schuss gehalten wird, dass sie stets einen neuwertigen Eindruck hinterlässt. Sollte der Vermieter die Wohnung nur als reines Renditeobjekt sehen, um möglichst viel Geld aus dem Objekt zu erzielen, so ist diese Anlageform meines Erachtens für ihn nicht die richtige Kapitalanlage. Denn eines sei ihm aus meiner Erfahrung gesagt. Im Zeitablauf nimmt die Qualität des Mieters ab und somit ist vermutlich impliziert, dass Ärger und Frust im Zusammenhang mit den Mietverhältnissen vorprogrammiert sind. Warum das so ist, brauche ich nicht zu erklären. Es heißt nicht umsonst im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Artikel 14 Absatz 2: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Und den Vermietern möchte ich zusätzlich mit auf den Weg geben: Halten Sie Ihr Eigentum stets im Zustand ohne Mängel und Sie werden ein Leben lang daran Freude haben und zusätzlich bei Ihren Mietern Freude erzeugen. Besser geht´s doch nicht, oder?
Zum Autor
Hans Werner Gloßner ist fränkischer Immobilien-Makler und gibt in seiner Kolumne viele Tipps zu den Themen Wohnen, Immobilien und mehr.