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bt-Immobilien-Kolumne
Immobilienfinanzierung ist nicht so einfach!
Der Kauf einer Immobilie ist stets eine Entscheidung, die man gut abwägen sollte, denn wenn man einmal gekauft hat, bindet man im Extremfall ein Drittel seines Nettoeinkommens, wenn man kein Eigenkapital mitbringt und das über einen sehr langen Zeitraum, oft über Jahrzehnte.
Heute möchte ich die äußeren Voraussetzungen beleuchten, die Sie mitbringen und beachten sollten, damit Sie in die Lage versetzt werden, eine Immobilie zu erwerben. Fast niemand bezahlt heute sein neues Eigenheim zu 100 % aus Eigenmitteln. Dann wäre der Kauf relativ einfach. Aber die Regel ist, dass man etwas gespart hat und dann den Weg zur Bank, Sparkasse oder zum Finanzvermittler sucht, um anzufragen, wie viel Geld man geliehen bekommt, um die Immobilie zu erwerben.
Dieser Gang ist die erste Hürde, die der Kaufinteressent zu nehmen hat. Dazu hat man sich darauf einzustellen, dass der Geldgeber alles wissen muss, wenn es um die Finanzen des Darlehensnehmers geht. Eine grundlegende Voraussetzung ist ein guter Job mit einem entsprechenden Einkommen. Sollten finanzielle Rücklagen vorhanden sein, müssen diese Informationen auf den Tisch, denn die Finanzierer wollen alles wissen, wenn es um ihr Risiko geht, Ihnen Geld auf lange Jahre hin zu leihen.
Eine Faustregel gebe ich Ihnen jetzt schon mit auf den Weg: ca. ein Drittel bis 40 Prozent Ihres Nettoeinkommens bildet die Obergrenze für die monatliche Rate an die Bank. Beispiel: Verdienen Sie 3.000 Euro netto im Monat, können Sie 1.000 Euro für die Rate ausgeben. Die Laufzeit des Darlehens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je höher der Zinssatz, umso niedriger wird vermutlich die Tilgung sein. Ausgehend von den heutigen Verhältnissen am Kapitalmarkt schätze ich die Zinsen bei 3 bis 3,5 %, das heißt, die Tilgung des Darlehens bei 5 % Zins inkl. Tilgung bedeutet, dass Sie das Darlehen mit 1,5 % tilgen. 1,5 % Tilgung wiederum bedeutet eine lange Laufzeit von ca. 35 Jahren.
Bevor Sie einen Kreditvertrag unterschreiben, werden Sie noch gefragt, wie lange Sie denn eine Zinsbindung wünschen. Dies bedeutet, dass nach Ende der Laufzeit der Zinsbindung die Bank die Möglichkeit hat, die Zinsen den dann herrschenden Kapitalmarktzinsen anzupassen. Nehmen wir mal an, Sie binden sich auf 10 Jahre, so könnte es sein, je nach Zinskonjunktur, dass nach 10 Jahren, die Zinsen nicht gleich geblieben sind, sondern entweder höher oder niedriger sind. Nun, ich bin leider nicht das Orakel von Delphi, sodass auch niemand voraussagen kann, wie sich die Zinsen in 10 Jahren entwickeln, aber es gilt abzuwägen, dass Sie nach dieser Zeit bei steigenden Zinsen ein großes Problem mit der monatlichen Rate bekommen, denn die wird höher ausfallen, wenn die Zinsen wie derzeit extrem steigen.
Sollten Sie die selbst bewohnte Immobilie bei einer Kreditlaufzeit von 10 Jahren bereits nach 7 Jahren wieder verkaufen, so gilt es zu bedenken, dass Sie der Bank sogenannte Vorfälligkeitszinsen zu entschädigen haben, weil bei einem Verkauf in der Regel die Darlehen bei der Bank abgelöst werden müssen, und dies bedeutet, dass die Bank von Ihnen die nicht erhaltenen Zinsen für das Darlehen nach dem Verkauf in Rechnung stellt. Dieser Betrag kann erheblich sein, da kommen je nach Restlaufzeit einige Tausend Euro zusammen.
Sollten Sie also vor der Zinsbindung verkaufen, ist es wichtig bei der Bank anzufragen, wie hoch die Vorfälligkeitszinsen sind, die Sie an die Bank zu bezahlen haben. Ich rate Ihnen, einen unabhängigen Finanzierungsberater zu konsultieren, der Sie in allen Einzelheiten darüber aufklärt.
Wie immer im LEBEN: wenn es einfach wäre, könnte es jeder, weil es aber nicht einfach ist, gehen Sie lieber zum Spezialisten. Hier ist das Geld für die Beratung gut angelegt, auch wenn es etwas kostet. Umsonst gibt es fast nirgendwo etwas und wenn dennoch, seien Sie vorsichtig.
Zum Autor
Hans Werner Gloßner ist fränkischer Immobilien-Makler und gibt in seiner Kolumne viele Tipps zu den Themen Wohnen, Immobilien und mehr.