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Richard Wagners letztes musikdramatisches Werk „Parsifal“, das er „Bühnenweihfestspiel“ nannte, steht normalerweise jedes Jahr am Karfreitag auf den Spielplänen von vielen Opernhäusern. Der Grund ist der „Karfreitagszauber“, einer der Höhepunkte im dritten Akt des „Parsifal“. Worum es dabei geht, erklärt bt-Hobbyshistoriker Stephan Müller.
Richard Wagners Parsifal
Es erscheint ein Ritter in schwarzer Rüstung. Der Gralsritter Gurnemanz ermahnt ihn mit dem Hinweise auf den heiligen Karfreitag seine Waffen abzulegen. Im Libretto heißt es:
Hier bist du an geweihtem Ort:
da zieht man nicht mit Waffen her,
geschloss’nen Helmes,
Schild und Speer.
Und heute gar! Weißt du denn nicht,
welch‘ heil’ger Tag heut‘ ist?
(Parsifal schüttelt mit dem Kopfe.)
Ja! Woher kommst du denn?
Bei welchen Heiden weiltest du,
zu wissen nicht, daß heute
der allerheiligste Karfreitag ist?
(Parsifal senkt das Haupt noch tiefer.)
Wagners Karfreitagszauber
Nachdem der Ritter seine Waffen und Rüstung abgelegt hat, erkennt Gurnemanz hocherfreut, dass Parsifal zurückgekehrt ist. Er hat den heiligen Speer dabei, mit dem die Wunde des Gralskönigs Amfortas geheilt werden kann. Der „Karfreitagszauber“, der auch oft in Orchesterkonzerten gespielt wird, leitet die Taufe von Kundrys durch Parsifal ein. In der Melodie fühlt der Zuhörer das Ende von Parsifals Irrfahrt, der spürt, wie die Natur erwacht und den Menschen Vergebung zuteil wird. Mit dem „Karfreitagszauber“ schuf Wagner einer seinerrschönsten aber auf jeden Fall sein glücklichstes Musikstück.
Zu pathetisch? Hören Sie einfach rein und entscheiden Sie selbst …
Der Karfreitagszauber aus dem dritten Akt des „Parsifal“:
All jenen, die Gefallen an dieser „Karfreitagsmusik“ gefunden haben, empfehlen wir noch die Ouvertüre des „Parsifal“. Sie haben ja Zeit. Bleiben Sie zu Hause!
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.